Unsere erste Station
auf der Mani machten wir im kleinen Ort Flomohori. Urige Gassen, in denen noch
urigere alte Männer hockten, deren finstere Mienen sich nach einem kurzen,
netten Gruß in ein zahnloses Lächeln verwandelten- ja, einfach urig dieser Ort.
Geprägt ist er- typisch für die gesamte Mani- von Wohnhäusern mit hoch
aufragenden Wehrtürmen.
Die unwirtliche, teilweise lebensfeindliche Einöde der
Halbinsel diente den letzten überlebenden Spartanern als Zufluchtsort, nachdem
das Reich Sparta zerfallen war. Ihre kriegerische Mentalität scheinen sie dabei
kaum zurückgelassen zu haben, denn die Wehrtürme sind aufgrund etlicher
Nachbarschaftskriege und Sippenrivalitäten entstanden, die häufig durch die
Eroberung des feindlichen Turms entschieden wurden. Wir beendeten unseren Tag
in Kokkala.
Kaum hatten wir die nähere Umgebung zu Fuß erkundet, wurde uns das Hauptproblem dieser Region
bewusst: Sie stirbt aus. Kaum ein Haus in diesem Ort war bewohnt, nahezu jedes
ist als Feriendomizil zweckentfremdet und somit außerhalb der Saison nicht
genutzt. Die wenigen Einwohner, auf die wir stießen, waren überwiegend im
Rentenalter. Selten haben wir inmitten eines Ortes so ruhig geschlafen. Wir
setzten die Umrundung der Mani fort und erreichten Lagia, eines der Vorzeige-Dörfer.
Aber auch hier sagen wir viele Häuser und wenige Menschen, mit dem Unterschied,
dass hier die Häuser abseits der Hauptstraße keine Ferienappartements waren,
sondern schlicht zerfielen.
Die einzige Taverne des Ortes hatte auch bei
unserer Rückkehr zum Auto noch geschlossen, was einen alten Mann sichtlich
missfiel, der aufgeregt in sein Handy wetterte- irgendwas von
"touristi" und "germani".
Wir hatten ohnehin
andere Pläne und fuhren- nur von Fotostopps an den schönsten Buchten
unterbrochen- bis zum Totenorakel Tenaro.
Von dort führte uns ein einfacher und
schöner aber unspektakulärer Wanderweg in ca. einer halben Stunde zum Kap
Tenaro, dem südlichsten Punkt des griechischen Festlands.
Der blaue Leuchtturm
wird ausschließlich mit Solarenergie betrieben; zu gerne hätten wir auch so
eine Solarzelle auf dem Dach. Strammen Schrittes wanderten wir zurück zu der
kleinen, zerfallenen Kapelle, die über die Reste des Totenorakels gebaut worden
ist und schauten direkt dahinter in den „Zugang zur Unterwelt“, in den Herakles
hinabgestiegen sein soll, um den Zerberus zu bändigen.
Somit hatten wir mit Ausnahme des Stymphalischen Sees alle Orte seiner Aufgaben auf der Peloponnes besucht.
Somit hatten wir mit Ausnahme des Stymphalischen Sees alle Orte seiner Aufgaben auf der Peloponnes besucht.
Bei schönstem Wetter
ging es fortan an der Westküste der Mani entlang. Zunächst passierten wir zur
Einstimmung Marmaria, um dann wunderschön auf einem Felsenkamm mit Meerblick
gelegene Vathia, das typische Dorf der Mani zu erreichen.
Es erwies sich
als goldener Abschluss unserer Mani-Umrundung, aber auch hier stehen wohl mehr
Türme, als Einwohner im Ort leben.
Unser nächster
Schlafplatz stand als Ziel aus eigenem Anspruch schon lange auf unserer Wunschliste,
daher fuhren wir durch bis zu dieser Traumbucht mit dem Namen Sauriereierbucht.
Die Westseite der
Mani ist nicht gar so lebensfeindlich wie die Ostküste, die Felsen fallen
weniger steil ins Wasser ab und hier und da ist sogar ein Hafen vorhanden. Die
größte landschaftliche Besonderheit der Gegend sind die zahlreichen küstennahen
Höhlen. Die mit Abstand bekannteste davon ist die Glyfada-Höhle- knappe 5
Minuten Fußweg von der Sauriereierbucht entfernt- durch die wir uns nachmittags
mit einem Münchner Pärchen in venezianischer Gondolieremanier staken ließen. Die
Höhle liegt nämlich zur Hälfte unter und zur Hälfte über Wasser.
Teilweise
musste Nathan sehr achtgeben, sich nicht den Kopf an den Gesteinsformationen zu
stoßen.
Das wohl imposanteste Phänomen der Höhle waren die ständig neuen,
verwirrenden Reflektionen auf dem Wasserspiegel, die unseren Kameras leider entgingen. Die geradezu gespenstische Ruhe wurde lediglich durch das Plätschern der Tropfen und das Gleiten unseres Bootes durchs Wasser durchbrochen, an den schönsten Stellen auch durch das Klicken der Kamera.
Fast 1,5 km lang war die Fahrt durch die Zauberwelt von Stalagmiten und Stalaktiten, danach durften wir noch einige hundert Meter durch einen trockenen Teil der Höhle zum Ausgang spazieren.
Fast 1,5 km lang war die Fahrt durch die Zauberwelt von Stalagmiten und Stalaktiten, danach durften wir noch einige hundert Meter durch einen trockenen Teil der Höhle zum Ausgang spazieren.
Das Münchner Pärchen
war auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit und wir boten ihnen an, sie
nach Areopolis zu fahren, der Hauptstadt der Mani. Wir bekamen dafür die
attraktive Kleinstadt etwas früher als geplant zu sehen und bekamen einen
gemeinsam eingenommenen griechischen Kaffee auf dem Marktplatz spendiert. Bei
Dämmerung machten wir uns auf den Weg zu unserem auserkorenen Schlafplatz, von
dem aus Nathan bei Sonnenaufgang mit dem Fahrrad eine zweite Mani-Umrundung in
Angriff nahm. Derweil versorgte Svenja unsere Wäsche und erfreute sich- anders
als der Radler- am sonnigen und extrem windigen Wetter. Außerdem backte sie
Brot, badete im Meer und wurde von einem einheimischen Imker angesprochen, der
Honig verkaufen, Orangen und Salbei verschenken und eine tote Schlange
präsentieren wollte.
Was ihr da seht, ist eine der giftigsten Schlangen
Europas, eine Hornviper, die er so frisch in einem Feld ganz in der Nähe erlegt
haben musste, dass sie noch zuckte. Wenn Svenja sein Kaudawelsch richtig
übersetzt hat, hatte ihn vor 10 Jahren eine solche Schlange gebissen und fast
ein Bein gekostet.
Irgendwie scheint
Svenja bei dem ganzen Trubel nicht so recht auf die Schlümpfe aufgepasst zu
haben. Jawohl, Schlümpfe! Neben unserem befand sich nämlich noch ein weiterer
Schlumpfbus an diesem Ort und im Gegensatz zu unserem wird er von anderen Schlümpfen
wohl nicht wegen seiner Pigmentstörung gehänselt.
Es scheint jedoch ein sehr
toleranter Schlumpf gewesen zu sein, jedenfalls fanden wir nach Nathans
Rückkehr ein ganzes Nest voller Eier unter unserer „Schlumpfine“.
Vorsorglich
haben wir ein paar davon mitgenommen. Sollten tatsächlich Schlümpfe schlüpfen,
so werden wir diese unter unseren treuesten Lesern verlosen. Nach zwei Nächten
nahmen wir Abschied von diesem wunderbaren Platz und erkundeten zunächst noch
einmal die Ecken von Areopolis, die wir beim ersten Kurzbesuch nicht gesehen
hatten.
Danach begaben wir
uns in den Höhlenforschermodus und steuerten zwei Höhlen an, die ohne Führer
und elektrisches Licht zu erkunden waren. Die erste liegt beim Örtchen Agios
Dimitrios, nennt sich Katafygi Salinitsas und ist über ein „Felsenchaos“ von
der Meerseite aus recht bequem zu erreichen.
Bequem war es ab dem Betreten der Höhle nicht mehr. Obwohl zahlreiche Abenteurer vor uns Stalaktiten abgebrochen hatten, bestand akute Kopf-Stoß-Gefahr, teilweise musste man auf allen Vieren in den nächsten Saal vordringen. Nach ca. 200 Metern gelangten wir dann an einen Punkt, an dem wir durch eine Pfütze von immensen Ausmaßen hätten kriechen müssen. Wir zogen es vor mit trockenen Klamotten und trockener Kamera wieder ans Tageslicht zurückzukehren. Doch bevor wir dies taten, löschten wir alle vier mitgebrachten Lichter und erfuhren wahre Dunkelheit. Selbst nach einigen Minuten konnten wir die Hand vor unseren Augen nicht einmal erahnen, nur das typische Tropfgeräusch war zu vernehmen. Auf dem Rückweg trafen wir noch auf diesen etwas verschlafenen Gesellen und einige seiner Freunde:
Bequem war es ab dem Betreten der Höhle nicht mehr. Obwohl zahlreiche Abenteurer vor uns Stalaktiten abgebrochen hatten, bestand akute Kopf-Stoß-Gefahr, teilweise musste man auf allen Vieren in den nächsten Saal vordringen. Nach ca. 200 Metern gelangten wir dann an einen Punkt, an dem wir durch eine Pfütze von immensen Ausmaßen hätten kriechen müssen. Wir zogen es vor mit trockenen Klamotten und trockener Kamera wieder ans Tageslicht zurückzukehren. Doch bevor wir dies taten, löschten wir alle vier mitgebrachten Lichter und erfuhren wahre Dunkelheit. Selbst nach einigen Minuten konnten wir die Hand vor unseren Augen nicht einmal erahnen, nur das typische Tropfgeräusch war zu vernehmen. Auf dem Rückweg trafen wir noch auf diesen etwas verschlafenen Gesellen und einige seiner Freunde:
Unsere Neugier war
geweckt und daher machten wir uns unverzüglich daran die nächste Höhle zu
erforschen. Die Katafygi Vatsinidi liegt zwischen Stoupa und Kardamili und bot
uns mehr einfallendes Tageslicht und mehr Kopffreiheit, dafür aber weniger
Fledermäuse und Tropfsteingebilde. Da die Höhle einen Wasser führenden Zugang
zum Meer hat, hat sich an ihrem Rande ein „See“ gebildet.
In Kardamili könne
man gut am Strand stehen, hatte man uns erzählt. Tatsächlich fanden wir fünf
weitere, vornehmlich deutsche, Campingfahrzeuge vor, als wir in der Dämmerung
dort eintrafen. Da direkt hinter der am Strand entlang führenden Straße
(Ferien-)Häuser standen, fühlten wir uns- dem Verhalten der anderen Camper nach
zu urteilen- als einzige, etwas störend an diesem Ort. In Ermangelung einer
sinnvollen Alternative blieben wir stehen und verbuchten diesen Nacht als „einmal und nie wieder“. Es war das erste Mal, dass wir die Schilder mit den
durchgestrichenen Zelten und Caravans verstanden…
Alternativlos waren
wir, weil wir früh morgens in der nahen Großstadt Kalamata in der Werkstatt
aufkreuzen wollten, die wir schon einmal beehrt hatten. Das nötige Einzelteil
für unser Fahrerfenster sollte nun vorrätig sein. Erfreut empfing uns der Chef
und rief auch sofort bei dem Bekannten an, der für die Beschaffung dieses Teils
zuständig gewesen war. Nur hatte der unserem vagen Versprechen erneut vorbeizukommen
keinen Glauben geschenkt und daher das Teil nicht besorgt. Wie wütend der
Werkstatt-Chef darüber war, verstanden wir auch ohne ein Wort zu verstehen. Wir
wurden mit einem Kaffee getröstet und beschlossen das letzte Highlight der
Peloponnes, das sich unseren Augen bisher noch nicht offenbart hatte,
anzufahren. Dabei handelte es sich um Mystras, ehemals ein bedeutendes
byzantinisches Zentrum, von dem eine Vielzahl an Kirchen und eine Festung erhalten
geblieben sind. Die Fahrt von Kalamata nach Sparti- denn ganz nah bei Sparti
liegt Mystras- gehört wohl zu den schönsten Strecken der Peloponnes. Obwohl wir
die Strecke erst wenige Wochen zuvor schon einmal gefahren waren, hatte sich
einiges verändert. Die Farbe der Blätter an den Bäumen war von sattem Grün in
sanftes Gelb übergegangen und die viel größere Überraschung: die vier bis fünf
Baustellen entlang des Weges waren allesamt fertig gestellt worden.
Mystras war im
doppelten Sinne atemberaubend. Zum einen durch seine unvergleichliche Dichte an
kunstvoll ausgekleideten Sakralbauten in fantastischer Lage,
zum anderen durch den extremen Höhenunterschied zwischen den unteren und den oberen Gebäuden.
Da die Anlage zwei Eingänge hat, absolvieren wohl nicht wenige Besucher die Höhenmeter per Auto und verzichten dafür auf die Besichtigung der in der Mitte liegenden Gebäude.
zum anderen durch den extremen Höhenunterschied zwischen den unteren und den oberen Gebäuden.
Da die Anlage zwei Eingänge hat, absolvieren wohl nicht wenige Besucher die Höhenmeter per Auto und verzichten dafür auf die Besichtigung der in der Mitte liegenden Gebäude.
Aufgrund unserer
Streckenkenntnis des folgenden Streckenabschnitts hatten wir diverse
Schlafplatz-Optionen in der Hinterhand. Daher fuhren wir in die Dunkelheit
hinein und steuerten dann einen Strand bei Nafplio an, der uns von unseren
Sauriereierstrand-Nachbarn mit Schlumpf empfohlen worden war. Tatsächlich trafen
wir- wie schon in der Nacht zuvor- eine ganze Horde von Fahrzeugen vor einem
Eukalyptuswäldchen an und gesellten uns kurzerhand dazu. An diesem Strand gab
es keine Anwohner, die man durch seine Anwesenheit hätte stören können und da
es recht warm war und wir uns inmitten von anderen Campern sicher fühlten,
stellten wir endlich mal wieder unser Hochdach auf. Kaum hatten wir den Bus von
innen verriegelt und uns nach oben begeben – das Licht war noch an und wir
waren mitten im Gespräch – da vernahm Nathan von draußen Geräusche, die nicht
ins natürliche Muster passten. Wir öffneten eines unserer Zeltfenster und
Svenja sah einen Mann vor dem Schlumpf, den sie zunächst für einen unserer
Nachbarn hielt. Doch nach und nach näherte sich der Mann unserem Auto, immer
nur für 2 Schritte, um dann kurz inne zu halten. Schließlich verschwand er aus
Svenjas Blickfeld, weil er sich nah vors Auto gehockt hatte. Spätestens jetzt
war uns klar, dass seine Absichten nicht ehrenhaft sein konnten. Das
Herausleuchten mit einer Taschenlampe erschreckte ihn nicht ausreichend, zumal
der Lichtkegel ihn verfehlte. Einen kurzen Moment verharrten wir und horchten
in die Dunkelheit – das Licht hatten wir längst gelöscht. Es tat sich nichts,
aber Svenja war sich sicher, dass er dort vorne sitzen musste, warum auch immer,
er musste bemerkt haben, dass er bemerkt worden war. Also kletterte Svenja mit
einem Zündschlüssel bewaffnet auf den Fahrersitz. Aber auch von dort konnte sie
den Kerl nicht erspähen. Die nächste Eskalationsstufe war das Anschalten des
Autolichts. Das überraschte unseren Störenfried ein wenig und er musste
ruckartig seine Position verändern, um nicht im Lichtschein des linken
Scheinwerfers zu sitzen. Das war Svenja aber nicht entgangen, obgleich er dies
vermutlich noch hoffte. Auf Nathans Signal startete Svenja den Motor und siehe
da: Der Mann sprang panisch auf und suchte sein Heil in der Flucht. Auf eine konsequente Verfolgungsjagd mit aufgestelltem Dach durch niedrig hängende Äste auf
unbekanntem Terrain bei Dunkelheit verzichteten wir lieber. Obwohl Nathan dem Ruhestörer mit
seiner alten Torwart-Brüll-Technik hinterher geschrien und Svenja Motor und
Fernlicht eingeschaltet hatte, tat sich bei den anderen Campern nichts, obwohl
überall noch Licht brannte. Dass der Kerl zurückkehren würde, war äußerst
unwahrscheinlich, dennoch zogen wir es vor, den Standort zu wechseln und fuhren
zum Tholosgrab nahe Tiryns, wo wir wenigstens ein paar Stunden Schlaf fanden.
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