Dienstag, 29. November 2016

Schönes, wildes Lakonien

Bestens erholt schauten wir uns die mit Fresken und geschnitztem Altar geschmückte Kirche des Nonnenklosters Loukous an und verweilten einen Moment im gepflegten, bunt blühenden Garten, bis die klösterliche Idylle durchbrochen wurde.


Schuld war diese Nonne mit Laubbläser, vor der selbst das Laub an den Ästen nicht sicher war.


Wir kurvten weiter durchs Landesinnere. Dabei folgten wir über viele Kilometer einer unglaublich spektakulären Schlucht, um letztlich im strömenden Regen einen Aussichtspunkt zu finden, der ausnahmsweise nicht auf einer Anhöhe, sondern direkt unter einem Felsmassiv liegt. Von hier richteten wir unsere Blicke auf das weit über uns in einer Felswand liegende Kloster Elonis. 


Nachdem der Regen nachgelassen hatte, brauchten wir nur mehr 10 Minuten, bis wir vor der Pforte des Klosters standen. Auch der Blick von hier oben konnte sich sehen lassen. 


Zahlreiche ausländische und gemietete inländische Autos hatten unsere Parkplatzsuche erschwert und ließen uns ein mittelgroßes Gedränge im Klosterhof erwarten. Tatsächlich verteilten sich die Touristen aber an den umliegenden Kletterfelsen und im Ordensgebäude herrschte die typische klösterliche Ruhe, die uns auf dieser Tour schon so manches Mal den Stress des Tages hat abschütteln lassen. Auf halbem Weg zurück zu unserem blauen Freund begann es erneut in Strömen zu gießen, was sich auch im Tagesverlauf nicht mehr ändern sollte. Wir verbrachten die frühen Abendstunden im niedlichen Ortskern von Kosmas, einem Ort auf der Strecke nach Geraki, dessen Straßen wir am Folgetag intensiver befuhren, als uns lieb war. Sehen wollten wir eigentlich eine ummauerte byzantinische Altstadt mit zahlreichen Kirchen. Da die Griechen aber nun mal die Angewohnheit haben, jeden Stein, der seine Position nicht zufällig gefunden, sondern von Menschenhand erhalten hat und nicht gerade erst seit gestern dort liegt, mit einem braunen Schild mit der immer gleichen Aufschrift „Archaeological Site“ zu versehen, verfransten wir uns heillos in den viel zu engen Innenstadtgassen. Teilweise hatte Nathan gleichzeitig rechts und links Bedenken an den Häuserwänden hängenzubleiben; das I-Tüpfelchen war dann noch der Gegenverkehr, der sich gnädigerweise rückwärts um zwei Kurven zurückzog, um eine Hinterhofausfahrt als Ausweichplatz zu erreichen. Als wir nach nervenaufreibender Sucherei und erfolgloser Fragerei durch Zufall doch noch das richtige Schild und damit den Festungsbereich fanden, mussten wir enttäuscht feststellen, dass das Areal eingezäunt und (nur im Winter?) verschlossen dalag. Dass der Tag überaus holprig begonnen hatte, wurde aber mehr als wettgemacht durch die fantastische Lage und den Anmut unseres nächsten Etappenziels: Monemvassia, dessen Felsen wir schon kilometerweit entfernt aus dem Wasser ragen sahen.


Wir brachten den Schlumpf auf einem großen Parkplatz zum Stehen, an den sich ein Damm- die einzige Verbindung Monemvassias zum Festland- anschließt. Mit einer ordentlichen Portion Nudeln setzten wir uns dort ans Wasser und ernteten nicht wenige pikierte Blicke aus den Schickimicki-Restaurants um uns herum. Nach Vollendung dieser Gesellschaftsstudie überschritten wir den Damm und gelangten nach fast halber Umrundung des Felsens durch ein Tor in die Stadt, die eine Mischung aus Piratennest und Fischerdorf, aus trotziger Festungsstadt und verspielter Blüten-Farbenpracht ist. 



Zwar sind wir im letzten halben Jahr durch einige Altstädte und Gassen gestiefelt, doch dieser Ort hatte eine ganz eigene Wirkung auf uns.


Wären wir in der Hauptsaison hier vorbeigekommen, wäre unser Resümee vermutlich ein wenig anders ausgefallen, aber auch dann hätte uns wohl die überragende Lage am Felsen –vom Festland nicht einsehbar- bezaubert.
Wir drangen noch ein wenig tiefer ins wilde Lakonien auf dem rechten „Finger“ der Peloponnes vor und schlugen unser Nachtlager auf einem kleinen Pass auf, den wir einige Stunden nach dem Aufwachen im Rahmen einer Radtour ein zweites Mal erklommen.



Nathan hängte noch eine kleine Extraschleife dran, um feststellen zu müssen, dass die Kastania-Höhle in der Nebensaison nur wochenends geöffnet hat, etwas bedauerlich an einem Montag. Danach erholten wir uns an einem Parkplatz direkt am Meer von den Strapazen und gingen nach dem Aufwachen das Unterfangen Kap-Wanderung an.
Zunächst brachten wir den Schlumpf an den südlichsten für uns befahrbaren Platz auf diesem Finger der Peloponnes. Da wir dorthin durch völlig unberührte Natur und die letzten Kilometer über eine Staubpiste fahren mussten, waren wir ein wenig überrascht ausgerechnet auf dem einzigen kleinen Parkplatz schon einen Camper vorzufinden. Wir parkten nicht weit entfernt, grüßten auf deutsch (es waren Schweizer) und trotteten los. Vier Stunden Wanderung lagen vor uns. immer an der Steilküste entlang, Svenja erklärt kurz den Weg:


Auf dem gesamten Weg begegneten wir nur einer Menschenseele- einem Ziegenhirten mit seiner Herde. Natur bekamen wir dafür in ihrer schönsten und ursprünglichsten Form geboten.


Kurz vor dem Kap stießen wir auf dieses kleine Kapellchen, ein weiteres sollte direkt am südlichsten Punkt folgen.


Als wir auf dem Rückweg wieder an den Schweizern vorbeikamen, entwickelte sich ein netter Gedankenaustausch. Auf ihre Empfehlung hin besahen wir uns diesen Strand näher, dessen skurrile Formen von Palmen herrühren, deren Stämme durch einen Vulkanausbruch konserviert wurden.



Das schweizer Pärchen- aus Biel und seit 3 Jahren unterwegs- lud uns, bevor es einige Kilometer weiterfuhr, zum Abendessen ein- eine Einladung, der wir gerne folgten. Bis tief in die Nacht dauerte unser angeregter Erfahrungsaustausch. Wir lernten viel für unsere nächsten Reisen und bekamen ein Gefühl dafür, wie viel einige Quadratmeter mehr zum Leben ausmachen können, aber auch dafür, wie teuer das Leben in der Schweiz wirklich ist. Schade, dass wir uns nach dem Frühstück schon wieder verabschieden mussten, aber ihre weitere Richtung war die, aus der wir gerade kamen. Das hatte aber immerhin den Vorteil, dass wir gegenseitig Stellplatz-Tipps austauschen konnten. Vom ersten profitierten wir gleich in der nächsten Nacht- nach einem Kilometer-, Informationen- und Porphyrsammeltag- kurz vor Gythio, wo wir uns vergewissern wollten, ob denn nun jeden Mittwoch eine Fähre nach Kreta übersetzen würde (wie uns ein Hamburger mit Zweitwohnsitz in Gythio vergewissert hatte) oder nicht (wie das Bieler Pärchen behauptet hatte). Bevor wir nach Gythio hinein fuhren, suchten wir noch kurz diesen Strand mit etwas befremdlicher Hauptsehenswürdigkeit auf:


Gythio selbst hat außer einer netten Uferpromenade nicht viel zu bieten. 


Erwähnenswert ist allenfalls, dass die Marathonissi-Halbinsel vor der Stadt der Ort gewesen sein soll, an dem Paris und Helena ihre erste Nacht verbracht haben sollen, nachdem er sie "geraubt" hatte.

Wie schon befürchtet, behielten die Bieler Recht, obgleich die Auskunft des Hamburger prinzipiell wohl auch richtig war- nur eben nicht im November dieses Jahres. Das bedeutete für uns ein Mehrpensum von ca. 300 km, eine zusätzliche halbe Athen-Durchfahrung sowie eine deutlich längere und teurere Fährfahrt. Aber so ist es nun mal im Leben: Wer zockt, der verliert hin und wieder. So oder so lag ja nun auch noch der letzte Finger der Peloponnes vor uns: Die berüchtigte Mani, von der wir im nächsten Blog berichten werden.

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