Dienstag, 29. November 2016

Schönes, wildes Lakonien

Bestens erholt schauten wir uns die mit Fresken und geschnitztem Altar geschmückte Kirche des Nonnenklosters Loukous an und verweilten einen Moment im gepflegten, bunt blühenden Garten, bis die klösterliche Idylle durchbrochen wurde.


Schuld war diese Nonne mit Laubbläser, vor der selbst das Laub an den Ästen nicht sicher war.


Wir kurvten weiter durchs Landesinnere. Dabei folgten wir über viele Kilometer einer unglaublich spektakulären Schlucht, um letztlich im strömenden Regen einen Aussichtspunkt zu finden, der ausnahmsweise nicht auf einer Anhöhe, sondern direkt unter einem Felsmassiv liegt. Von hier richteten wir unsere Blicke auf das weit über uns in einer Felswand liegende Kloster Elonis. 


Nachdem der Regen nachgelassen hatte, brauchten wir nur mehr 10 Minuten, bis wir vor der Pforte des Klosters standen. Auch der Blick von hier oben konnte sich sehen lassen. 


Zahlreiche ausländische und gemietete inländische Autos hatten unsere Parkplatzsuche erschwert und ließen uns ein mittelgroßes Gedränge im Klosterhof erwarten. Tatsächlich verteilten sich die Touristen aber an den umliegenden Kletterfelsen und im Ordensgebäude herrschte die typische klösterliche Ruhe, die uns auf dieser Tour schon so manches Mal den Stress des Tages hat abschütteln lassen. Auf halbem Weg zurück zu unserem blauen Freund begann es erneut in Strömen zu gießen, was sich auch im Tagesverlauf nicht mehr ändern sollte. Wir verbrachten die frühen Abendstunden im niedlichen Ortskern von Kosmas, einem Ort auf der Strecke nach Geraki, dessen Straßen wir am Folgetag intensiver befuhren, als uns lieb war. Sehen wollten wir eigentlich eine ummauerte byzantinische Altstadt mit zahlreichen Kirchen. Da die Griechen aber nun mal die Angewohnheit haben, jeden Stein, der seine Position nicht zufällig gefunden, sondern von Menschenhand erhalten hat und nicht gerade erst seit gestern dort liegt, mit einem braunen Schild mit der immer gleichen Aufschrift „Archaeological Site“ zu versehen, verfransten wir uns heillos in den viel zu engen Innenstadtgassen. Teilweise hatte Nathan gleichzeitig rechts und links Bedenken an den Häuserwänden hängenzubleiben; das I-Tüpfelchen war dann noch der Gegenverkehr, der sich gnädigerweise rückwärts um zwei Kurven zurückzog, um eine Hinterhofausfahrt als Ausweichplatz zu erreichen. Als wir nach nervenaufreibender Sucherei und erfolgloser Fragerei durch Zufall doch noch das richtige Schild und damit den Festungsbereich fanden, mussten wir enttäuscht feststellen, dass das Areal eingezäunt und (nur im Winter?) verschlossen dalag. Dass der Tag überaus holprig begonnen hatte, wurde aber mehr als wettgemacht durch die fantastische Lage und den Anmut unseres nächsten Etappenziels: Monemvassia, dessen Felsen wir schon kilometerweit entfernt aus dem Wasser ragen sahen.


Wir brachten den Schlumpf auf einem großen Parkplatz zum Stehen, an den sich ein Damm- die einzige Verbindung Monemvassias zum Festland- anschließt. Mit einer ordentlichen Portion Nudeln setzten wir uns dort ans Wasser und ernteten nicht wenige pikierte Blicke aus den Schickimicki-Restaurants um uns herum. Nach Vollendung dieser Gesellschaftsstudie überschritten wir den Damm und gelangten nach fast halber Umrundung des Felsens durch ein Tor in die Stadt, die eine Mischung aus Piratennest und Fischerdorf, aus trotziger Festungsstadt und verspielter Blüten-Farbenpracht ist. 



Zwar sind wir im letzten halben Jahr durch einige Altstädte und Gassen gestiefelt, doch dieser Ort hatte eine ganz eigene Wirkung auf uns.


Wären wir in der Hauptsaison hier vorbeigekommen, wäre unser Resümee vermutlich ein wenig anders ausgefallen, aber auch dann hätte uns wohl die überragende Lage am Felsen –vom Festland nicht einsehbar- bezaubert.
Wir drangen noch ein wenig tiefer ins wilde Lakonien auf dem rechten „Finger“ der Peloponnes vor und schlugen unser Nachtlager auf einem kleinen Pass auf, den wir einige Stunden nach dem Aufwachen im Rahmen einer Radtour ein zweites Mal erklommen.



Nathan hängte noch eine kleine Extraschleife dran, um feststellen zu müssen, dass die Kastania-Höhle in der Nebensaison nur wochenends geöffnet hat, etwas bedauerlich an einem Montag. Danach erholten wir uns an einem Parkplatz direkt am Meer von den Strapazen und gingen nach dem Aufwachen das Unterfangen Kap-Wanderung an.
Zunächst brachten wir den Schlumpf an den südlichsten für uns befahrbaren Platz auf diesem Finger der Peloponnes. Da wir dorthin durch völlig unberührte Natur und die letzten Kilometer über eine Staubpiste fahren mussten, waren wir ein wenig überrascht ausgerechnet auf dem einzigen kleinen Parkplatz schon einen Camper vorzufinden. Wir parkten nicht weit entfernt, grüßten auf deutsch (es waren Schweizer) und trotteten los. Vier Stunden Wanderung lagen vor uns. immer an der Steilküste entlang, Svenja erklärt kurz den Weg:


Auf dem gesamten Weg begegneten wir nur einer Menschenseele- einem Ziegenhirten mit seiner Herde. Natur bekamen wir dafür in ihrer schönsten und ursprünglichsten Form geboten.


Kurz vor dem Kap stießen wir auf dieses kleine Kapellchen, ein weiteres sollte direkt am südlichsten Punkt folgen.


Als wir auf dem Rückweg wieder an den Schweizern vorbeikamen, entwickelte sich ein netter Gedankenaustausch. Auf ihre Empfehlung hin besahen wir uns diesen Strand näher, dessen skurrile Formen von Palmen herrühren, deren Stämme durch einen Vulkanausbruch konserviert wurden.



Das schweizer Pärchen- aus Biel und seit 3 Jahren unterwegs- lud uns, bevor es einige Kilometer weiterfuhr, zum Abendessen ein- eine Einladung, der wir gerne folgten. Bis tief in die Nacht dauerte unser angeregter Erfahrungsaustausch. Wir lernten viel für unsere nächsten Reisen und bekamen ein Gefühl dafür, wie viel einige Quadratmeter mehr zum Leben ausmachen können, aber auch dafür, wie teuer das Leben in der Schweiz wirklich ist. Schade, dass wir uns nach dem Frühstück schon wieder verabschieden mussten, aber ihre weitere Richtung war die, aus der wir gerade kamen. Das hatte aber immerhin den Vorteil, dass wir gegenseitig Stellplatz-Tipps austauschen konnten. Vom ersten profitierten wir gleich in der nächsten Nacht- nach einem Kilometer-, Informationen- und Porphyrsammeltag- kurz vor Gythio, wo wir uns vergewissern wollten, ob denn nun jeden Mittwoch eine Fähre nach Kreta übersetzen würde (wie uns ein Hamburger mit Zweitwohnsitz in Gythio vergewissert hatte) oder nicht (wie das Bieler Pärchen behauptet hatte). Bevor wir nach Gythio hinein fuhren, suchten wir noch kurz diesen Strand mit etwas befremdlicher Hauptsehenswürdigkeit auf:


Gythio selbst hat außer einer netten Uferpromenade nicht viel zu bieten. 


Erwähnenswert ist allenfalls, dass die Marathonissi-Halbinsel vor der Stadt der Ort gewesen sein soll, an dem Paris und Helena ihre erste Nacht verbracht haben sollen, nachdem er sie "geraubt" hatte.

Wie schon befürchtet, behielten die Bieler Recht, obgleich die Auskunft des Hamburger prinzipiell wohl auch richtig war- nur eben nicht im November dieses Jahres. Das bedeutete für uns ein Mehrpensum von ca. 300 km, eine zusätzliche halbe Athen-Durchfahrung sowie eine deutlich längere und teurere Fährfahrt. Aber so ist es nun mal im Leben: Wer zockt, der verliert hin und wieder. So oder so lag ja nun auch noch der letzte Finger der Peloponnes vor uns: Die berüchtigte Mani, von der wir im nächsten Blog berichten werden.

Freitag, 25. November 2016

Argolien-Rundfahrt

Am nächsten Morgen hatte Svenja es mit dem Aufwachen besonders eilig. Um den Schlafmangel etwas auszugleichen, gönnten wir uns eine belebende, eiskalte Dusche aus dem Wasserschlauch der nahen Kirche. Kaum waren wir fertig, erschien ein Kirchendiener und inspizierte die Szenerie. Was er wohl zu nackten, duschenden Personen direkt hinter seiner Kirche gesagt hätte? So beließ er es bei einem skeptischen Blick und fuhr wieder von dannen. Wir taten es ihm gleich und gelangten schon bald nach Argos. Dort fanden wir die antike Ausgrabungsstätte schon vor der eigentlichen Einlasszeit geöffnet vor. 


Die Reste des ehemaligen Amphitheaters, des Odeions, der Thermen und was darüber hinaus von der alten Stadt erhalten geblieben ist, sind nach allen Seiten von modernen Bauten umringt. Man muss sich fast fragen, wann die ersten Wohnhäuser auf das Ausgrabungsgelände gebaut werden. Hoch über der Stadt steht die Festung Larissa, in der Svenja ganz schön verloren wirkte.


Da Mykene nur wenige Kilometer weiter nördlich liegt, gelang es uns noch vor den Reisebusgruppen dort einzutreffen. 



Fast alleine waren wir, als wir durch das berühmte Löwentor in die Stadt eintraten, die Heinrich Schliemann so berühmt gemacht hat.


Hier fand er die Totenmaske des Agamemnon und weitere archäologische Sensationen, die allerdings alle in Athen verwahrt werden, das mykener Museum ist verhältnismäßig karg ausgestattet. Auf unserem Rückweg zum Auto war es dann mit der Einsamkeit vorbei. Inzwischen strömten die Insassen von sechs Reisebussen am Kassenhäuschen vorbei. Von Anfang November bis Ende Februar sind griechische antike Stätten sonntags nämlich kostenlos zugänglich. Ob davon die Reiseunternehmen oder deren Kunden profitieren, vermögen wir nicht zu sagen, wohl aber, dass diese Tatsache für einiges Gedränge auch außerhalb der Saison sorgt. Etwas abseits der eigentlichen Hauptausgrabungsstätte fanden wir die Schatzkammer des Atreus, deren Akustik wir euch in einem kleinen Video demonstrieren wollen:



Zurück im modernen Mykene, sprach uns gegenüber dem Hotel „Belle Helene“, in dem Schliemann während der Ausgrabungen residiert hat, ein Keramikgeschäft an und wir besorgten uns ein paar Souvenirs.
Unsere Fahrt nach Korinth unterbrachen wir noch genau einmal, um in Nemea den Ort zu besichtigen, an dem Herakles den nemeischen Löwen besiegt haben soll. Doch wir fanden sowohl die antike Stätte wie auch das Stadion wegen Personalmangels geschlossen vor. Immerhin gelang uns noch ein Schnappschuss über den Zaun. 



Gegen Nachmittag erreichten wir Akrokorinth; den Parkplatz vor dem Eingang nutzten wir kurzerhand als Schlafplatz, sodass wir morgens schon mit den Hufen scharrend vor dem Eingangstor auf die Mitarbeiter warten konnten.



So war es natürlich kein Wunder, dass wir völlig allein waren. Aus der geplanten kurzen Besichtigung wurde eine 90-minütige Wanderung, bis wir auch die hinterletzte Ecke der 3 Verteidigungssektoren aufweisenden Burganlage gesehen hatten. Sogar ein Blick auf den Kanal von Korinth war möglich, wenngleich eher schemenhaft. Beeindruckt von den Ausmaßen der Feste rollten wir den Berg hinab zur antiken Stadt Korinth. In dieser Anlage stehen der älteste erhaltene griechische Steintempel, der Brunnen, in den Glauke der Sage nach sprang, um ihr brennendes Kleid zu löschen, sowie die ansehnlichen Reste einer römischen Fußgängerzone mit Geschäftshäusern. Im Hintergrund posierte zudem stets die kurz vorher von uns besuchte Festung.



Das moderne Korinth ließen wir links liegen und fuhren zum Kanal von Korinth, dem 6,3 km langen Durchstich der Landenge zwischen Peloponnes und dem griechischen Festland, der seit Ende des 19. Jh. die Peloponnes zur Insel macht. Über diesen Kanal führen mittlerweile einige Brücken, von denen man die typischen Kanal-Fotos schießen kann. 



Wir haben aber auch eine nicht ganz so bekannte Brücke am Ostende des Kanals aufgesucht:


Später suchten wir uns ein lauschiges Plätzchen am hintersten Ende des Strands von Nea Epidauros. 


Obwohl wir direkt hinter einem Camping-Verbots-Schild (langsam nervt dieses Wort) parkten, umkurvte uns die Patrouille fahrende Polizei abends ohne ein Wort zu verlieren.
Unser Frühsport bestand in einer kurzen Radtour, die jedoch abgekürzt werden musste, da wir Angst hatten, vom Rad geweht zu werden. Nachdem wir auf unserer Haut das Salz des Schweißes gegen das Salz des Meeres eingetauscht hatten, ging es vom neuen ins alte Epidauros. Dort marschierten wir durch eine halbe Schrebergartenkolonie, um schließlich das kleine Theater von Epidauros zu finden. 



Zum großen und so bekannten Theater führte die Straße anschließend noch gut 13 km bergan. Die Stätte rund um das Theater ist dem für uns Mediziner besonders interessanten Gott Asklepios geweiht gewesen, viel steht davon allerdings nicht mehr.
Umso imposanter präsentierte sich uns das Theater, in dem auch heute noch Konzerte stattfinden.



Auch hier haben wir versucht die Akustik zu demonstrieren, vermutlich braucht ihr aber sehr, sehr gute Boxen um den Effekt wahrzunehmen.



Die Halbinsel Methana, die vulkanischen Ursprungs ist, bot uns das nächste Ziel von Interesse: Wir wollten einen Vulkan erklimmen. Da es aber schon langsam dunkelte, mussten wir uns bis zum nächsten Tag gedulden und schliefen auf dem „Wanderparkplatz“, der genau genommen eine Verbreiterung der „Hauptstraße“ auf etwas über Normalbreite war. Dennoch war die Nacht zumindest was den Verkehr betrifft vollkommen ruhig. Das lässt sich über das Wetter leider nicht sagen und wir verbrachten eine sehr unruhige Nacht im vom Wind ausgepeitschten Schlumpf. So windig war’s morgens noch:



Wir setzten uns im nächsten Kaff in die einzige Wirtschaft mit Internet, eine Fischtaverne, bestellten einen Kaffee und überforderten damit den Wirt schon fast. So warteten wir bis zur Besserung des Wetters ab, um frohen Mutes den Volcano zu besteigen. Das rote Lavagestein knirschte herrlich unter unseren Schuhen und schon bald hatten wir den höchsten Punkt und schönsten Aussichtspunkt unserer Wanderung erreicht. 



Danach hatte Nathan schon fast das Rennrad vom Träger geholt, als sich das Wetter erneut grundlegend änderte:


Gezwungenermaßen gingen wir erneut zur Schreib- und Planarbeit über. Gegen Abend, als unsere Stromreserven ausgeschöpft waren, setzte sich erneut der Tatendrang durch und wir beschlossen weiterzufahren – eigentlich eine völlig bekloppte Idee. Da in Methana, dem Hauptort der Halbinsel eine warme Schwimmbucht existieren sollte, wollten wir dort in der Nähe übernachten, um morgens direkt in die Fluten springen zu können. Wir waren uns schon vorher klar darüber, dass hier Schwefel mit im Spiel sein musste, dass man den Ort jedoch schon 500 Meter entfernt durch die geschlossene Scheibe riechen konnte, das war dann doch zu viel des Guten. Wir schonten unsere Nasen und suchten das Weite.

Bald hatte uns der Schlumpf zu einer niedlichen kleinen Bucht gebracht, deren Zufahrt nur einer kleinen Kapelle wegen asphaltiert war. Wir realisierten erst wie allein wir waren, als unser Blick kilometerweit kein einziges Licht außer dem unseren ausmachen konnte.


Der Schock war groß, als die Helligkeit uns am nächsten Morgen offenbarte, wie viel Plastik am Strand verteilt herumlag und dass die bereitstehende Mülltonne absolut leer war. Nathan versuchte diesen Missstand ein wenig zu beseitigen, stellte aber dann enttäuscht fest, dass eine halbe Mülltonnenladung beseitigter Abfall keine wirkliche optische Verbesserung bewirkt hatte. In der Hoffnung, dass die griechische Müllabfuhr den gesammelten Unrat abholen und nicht direkt wieder ins Meer kippen würde, verließen wir das ansonsten so traumhaft anmutende Plätzchen in Richtung Troizen.
Dieses heutige Provinznest gilt als Geburtsort des Helden Theseus, der u.a. den Minotauros besiegt haben soll. Viele antike Reste kann man dort heute aber nicht mehr besichtigen, daher zogen wir fast direkt weiter und warfen bei der Durchfahrung des Ortes Galatas einen kurzen aber schönen Blick hinüber zur Insel Poros, die nur durch 200 m Wasser vom Festland getrennt ist.


Der folgende Abschnitt der Küstenstraße war geprägt von leichtem auf- und ab und den hügeligen Konturen der Insel Hydra. Wir verließen die Küste erst nach Umfahrung der Ostspitze Argoliens, um zu den Dolinen von Didyma zu gelangen. 


Nachdem wir durch einen Tunnel ins Innere der Doline vorgedrungen waren, durften wir zwei winzige Kirchen bewundern, die von Eremiten in die Felswände gebaut worden sind. 


Bewohner trafen wir hier nicht an- sieht man von einer Ratte ab, die sich in einer der Kirchen in den Abzugsschacht flüchtete.
Noch am gleichen Abend erreichten wir Nafplio mit dem vermutlich schönsten Stadtkern der Peloponnes. Aber zunächst zog es uns zum markanten Felsvorsprung über dem Hafen, auf dem die Palamidi-Festung über der Stadt emporragt. Der Blick von oben überraschte uns vollkommen. 


Besonders angenehm war, dass wir die Gegend ringsherum schon erkundet hatten und die meisten Orte und Festungen zuordnen konnten.
Da die Festung um 17 Uhr ihre Tore schloss, reichte die Zeit nicht mehr, um zu Fuß die fast 1000 Stufen hinab und wieder hinauf zu trippeln, da man zurück zum Parkplatz wieder durch die ummauerte Anlage hindurch gemusst hätte. So rollten wir mit dem Auto den Burgberg hinunter. Unten angekommen schlenderten wir durch die gefegten und gepflegten Altstadtgassen, die sich, gesäumt von exklusivsten Künstler-, Delikatessen- und 08/15-Souvenirläden durch die Vorzeigestadt winden.
An der Hafenpromenade öffnet sich ein großer Platz mit herrlichen Weitblick auf die Bucht und die kleine vorgelagerte Bourtzi-Insel, auf der gerade einmal eine kleine Festung Platz gefunden hat, mithilfe derer jedoch einst von Akronavplia, der dritten und unspektakulärsten Burg der Stadt, eine 450 m lange Kette gespannt werden und die Hafeneinfahrt versperrt werden konnte. Nachdem wir auch einen kurzen Blick in die venezianische Spyridon-Kirche geworfen hatten, fehlte uns als „must see“ eigentlich nur noch der bayerische Löwe, der unter Herrschaft von Prinz Otto von Bayern in den Jahren 1833/34 zum Gedenken an die an Pest verstorbenen bayerischen Soldaten in Fels gehauen wurde. Wir suchten und suchten, fanden Katzen, Hunde und verdreckte Gassen abseits des Mainstream. Vielleicht war es besser im Hellen nach dem Raubtier zu suchen und so fuhren wir zurück zum Aussichtsparkplatz von Palamidi, wo wir etwas später als gewollt- nachdem noch der ein oder andere lautstark sein Auto, teilweise aus undurchsichtigen Gründen, dorthin hinaufgejagt hatte- unsere Nachtruhe fanden. Am nächsten Morgen wurde unsere Hartnäckigkeit belohnt- etwas abseits der Innenstadt, aber praktischerweise direkt hinter einem LIDL, liegt diese Raubkatze aus Stein:


Mit Leckereien gestärkt, fuhren wir nach Tiryns, wo wir an Herakles' Geburtsort auf ca. 3500 Jahre alte, riesenhafte Reste einer Wehranlage stießen, die so massiv gefertigt war, dass ein ca. 25 Meter hoher Hügel als Standort ausreichte. 


Dennoch waren wir ein wenig enttäuscht von dieser Anlage, v.a. da man den besten Blick auf die Wälle von der Hauptstraße hatte, nur dass dort ein Zaun die Sicht beeinträchtigte. Das Museum war einmal; das Gebäude zerfällt und kann gerade noch für das unsaubere "Geschäft" genutzt werden. Man fragt sich, warum sich dort dennoch mehr Angestellte als Touristen aufhalten- ein Eindruck, den wir hier nicht das erste Mal hatten. Ein mykenisches Tholosgrab wenige hundert Meter weiter, eingebettet in Orangenbaumplantagen, war unser nächstes Ziel. Es hatte große Ähnlichkeit mit dem Grab, welches ihr oben im Video schon gesehen habt.
Nachdem ein erneuter und fast schon verzweifelter Versuch der Gasflaschenfüllung glückte (wir hätten auf der gesamten Peloponnes keine weitere Adresse mehr in petto gehabt), wollten wir uns noch ein Bild davon machen, wo Herakles einst die lernische Hydra besiegt haben soll. Traurigerweise ist nur noch sehr, sehr wenig von der einstigen Stadt Lerna übrig geblieben. 
Nachdem wir damit Argolien umrundet hatten, führte unser Weg entlang der Küstenstraße, bis wir einen kleinen Abstecher ins Gebirge machten und dort einen grandiosen Stellplatz unter dieser Drakulazahn-Brücke fanden:


Der Abend und die Nacht waren aber andere als schaurig- wir schliefen dort so gut wie schon lange nicht mehr! 

Freitag, 18. November 2016

Messenien im Batteriesparmodus

Am nächsten Morgen entpuppte sich unser Platz jedoch als äußerst tückisch. Anscheinend war es unserer Batterie hier zu kalt gewesen und der Tag Pause hatte ihr wohl auch nicht unbedingt gut getan. Jedenfalls ignorierte sie unsere Motorstartversuche. Da standen wir nun, die nächste Ortschaft lag 7 Kilometer entfernt und nach den Erfahrungswerten vom Vortag würde auch niemand bis zum Mittag vorbeikommen. Wir überlegten kurz, wie lange es wohl nach einem Anruf beim ADAC dauern würde, ehe wir Gesellschaft bekämen und kamen zu dem Entschluss, dass es sinnvoller sei, zur 1,5 Kilometer entfernten „Hauptstraße“ zu laufen, an der alle 20-30 Minuten ein Auto fuhr. Auf dem Weg dorthin begegnete uns ein Pilze sammelnder Grieche, der unser Problem verstand ohne des Englischen mächtig zu sein und uns bedeutete, dass in einer halben Stunde einer seiner Bekannten sowieso dort unten vorbeifahren werde und gewiss hilfsbereit sei. Wir liefen zum Auto zurück und warteten. Kein Grieche kam, stattdessen traf ein kanadisches Pärchen in einem Mietwagen ein, das vom Pilzsammler schon vorgewarnt war. Normale Überbrückungsversuche blieben erfolglos und wir sahen uns genötigt den Schlumpf den Hang hinaufzuschieben. Das ohnehin schon reichlich mühselige Unterfangen wurde dadurch noch erschwert, dass wir ihn mit der Schnauze nach oben geparkt hatten, ihn aber nun andersrum brauchten – also wurde er per Handarbeit am Hang gewendet. Als wir ihn schließlich den Berg weit genug empor gekämpft hatten, schoben wir ihn mit Schwung wieder in Richtung Schlucht. Durch das Einkuppeln im 2. Gang (und direkt anschließendes Bremsen, um nicht in der Schlucht zu landen) tuckerte der Dieselmotor friedlich vor sich hin. Wir bedankten uns tausendfach bei den beiden und waren uns nun endgültig einig, dass die Batterie nicht durch unser Verschulden, sondern aus eigener Schwäche heraus, den Geist aufgab; somit war eine Fahrt in die Werkstatt unumgänglich. Wir passierten das malerisch am Berg liegende Karitena mit seiner prächtigen Festungsanlage ein zweites Mal. Eigentlich hatten wir geplant es auf dem Rückweg zu besichtigen, wir hatten allerdings noch nicht wieder genug Kilometer gefahren, um den Motor abzustellen. Somit ging es nach Megalopolis, trotz seines Namens nicht gerade riesig, aber immerhin der größte Ort weit und breit. Eine reguläre Werkstatt fanden wir nicht, wohl aber eine Tankstelle, an der Batterien verkauft wurden. Der Tankwirt beharrte jedoch ohne sachliche Prüfung der alten so inständig darauf uns eine neue Batterie zu verkaufen und wirkte auch sonst nicht sonderlich kompetent, dass wir es vorzogen eine Zweitmeinung einzuholen. Wir setzten unsere geplante Tour fort und all unsere Hoffnung in die „Metropole“ des peloponnesischen Südens: Kalamata. Bis dahin achteten wir darauf, für etwaige Überbrückungen erreichbar und mit der Schnauze nach unten zu parken. Auch erschien es uns sinnvoll, himmlischen Beistand einzuholen und so gurkten wir über Kleinststraßen zum Kirchlein Agia Theodora. Prinzipiell ein Kapellchen wie es abertausende in Griechenland gibt, wäre da nicht ein kleiner Wald von 17 Eichen, der auf dem Dach der Kirche wächst. Okay, zugegebenermaßen ist auch das noch nichts besonders Besonderes, der eigentliche Clou besteht darin, dass man weder von innen noch von außen die Stämme der Bäume erblicken kann, sie wachsen geradezu aus den Mauern heraus durchs Dach. 

außen

innen

An so einer Wunderstätte sprang unser Motor natürlich ohne Probleme an und so schlängelten wir uns auf ähnlich abenteuerlichen Wegen weiter gen Süden nach Messene. Hätten wir diese Ausgrabungsstätte nicht unterschätzt, hätten wir damit vermutlich bis zum nächsten Tag gewartet. So blieben uns nur 45 Minuten für den Rundgang durch die fantastisch rekonstruierte Stadt, deren Lage am Hang umwerfende Fernblicke über die gesamte Anlage erlaubt.



Das bemerkenswerteste Gebäude war aber wohl das Stadion.



Nach der Besichtigung suchten wir uns einen einsamen Platz in einer der ungezählten Olivenbaumplantagen, die das Landschaftsbild in dieser Gegend prägen und erreichten am nächsten Vormittag den Palast des Nestor bei Pylos. Damit begaben wir uns erneut auf Homers Spuren, denn Telemach soll auf der Suche nach seinem Vater Odysseus in diesem Palast eingekehrt sein. Selbst von seinem Bad -in vermutlich dieser Badewanne- weiß die Sage zu berichten, daher ist sie das Prunkstück der Stätte.


Wir setzten unseren Weg fort und stießen auf zwei Buchten in unmittelbarer Nähe zueinander.
Die wesentlich größere davon nennt sich Navarino-Bucht und ist auch historisch interessant, denn hier fand die für Griechenlands Unabhängigkeit von der Türkei entscheidende Seeschlacht statt, interessanterweise ohne griechische Beteiligung. Am Rand dieser Bucht hielten wir und wanderten auf den Felsen, der die natürliche Barriere zur nächsten Bucht bildet. Auf diesem Felsen steht die Burg Paläokastro, von der aus der vermutlich beste Blick auf die Ochsenbauchbucht zu bestaunen ist.


Wir erwanderten auch noch die Nestor-Höhle, die direkt unter der Burg im Felsen liegt und beobachteten aus dem Schlumpf heraus das aufziehende Gewitter und beschlossen das erste Mal auf dieser Tour direkt vor einem Camping-Verbots-Schild zu übernachten.
Der nächste Tag begann wie der letzte geendet hatte- regnerisch. Wir juckelten über die vom Regen aufgeweichte Schotterpiste zurück auf die Teerstraße und wendeten uns Methoni zu. 


Dies ist ein kleiner Küstenort mit einer gigantischen Festungsanlage direkt am Meer, zu der wir in der ersten Regenpause hinüberwanderten. 


Da uns der Sinn nach einem etwas beschaulicheren Tagesprogramm stand und der Hauptplatz des Ortes aussah, als wäre dort ein offizielles Wohnmobiltreffen vereinbart worden, wollten wir dort für den Rest des Tages bleiben, ein paar Tassen Kaffee schlürfen und am Blog feilen. Gegen Abend sprach uns eine Amerikanerin, die nun in Methoni ihren Alterswohnsitz gefunden hatte an und bot uns an, auf ihrem Grundstück zu übernachten. Das wäre uns natürlich erheblich wohler gewesen, als der Dorfplatz und wir sagten zu, eine Stunde später zu ihr zu kommen. Leider erwies sich ihre Wegbeschreibung als völlig irreführend und wir fanden uns plötzlich auf einem –wir nennen es gnädigerweise mal Weg- wieder, der in Längsrichtung von einem Graben durchzogen war, der millimetergenau zwischen unsere Räder passte. Zum Wenden gab es keinen Platz und zum Rückwärtsfahren war das Gefälle zu steil. Nachdem wir uns irgendwie aus dieser misslichen Lage befreit hatten (Danke, Schlumpf), waren wir das Suchen leid und fuhren schweißdurchtränkt und ein wenig enttäuscht (es hätte so schön sein können) weiter.
In Petalidi fanden wir eine Übernachtungsmöglichkeit, die in Schlagdistanz zum Hauptziel des nächsten Tages, Kalamata, lag.


Den Namen habt ihr weiter oben schon gelesen, ja es war nun endgültig Zeit, das Bangen, ob die Batterie denn nun anspringt oder nicht, zu beenden. Die Straße nach Kalamata hinein bot mindestens eine Werkstatt für jede Automarke, die wir kannten, nur die VW-Werkstatt lag etwas abseits in einer Nebenstraße, konnte dafür aber mit deutscher Beschriftung glänzen.
Deutsch konnte der Besitzer allerdings nicht, das war aber bei guten Englischkenntnissen auch nicht notwendig. Wir erstanden eine neue Batterie inkl. Einbau für 85€ und bekamen eine große Portion Gastfreundschaft und zwei etwas kleinere Portionen Kaffee obendrein dazu.
Die Reparatur unserer Fahrerscheibe, die sich seit Juli weder hoch noch runter bewegt, musste allerdings vertagt werden, weil freitags das nötige Ersatzteil auf die Schnelle nicht auftreibbar war. Damit war unser Organisationstag allerdings noch nicht ganz zu Ende, schließlich war unsere Reservegasflasche noch immer leer. In Kalamata sollte es angeblich eine versteckte Stelle geben, die Gasflaschen füllte. Versteckt war diese Stelle tatsächlich und als Svenja sich zu Fuß durch das Tor des Grundstücks gewagt hatte, wurde sie von zwei riesigen Wachhunden gestellt, die erst im letzten Moment zurückgerufen wurden. Der Besitzer erklärte uns, es gäbe diese Gasfüllstation nicht mehr, sodass nur noch eine auf der gesamten Peloponnes blieb, die wir ausprobieren konnten. Da wir uns ein paar Tage zuvor mit einem Hamburger mit Wohnung nahe Gythio unterhalten hatten, und er uns mit Bestimmtheit erklärte von dort würde den gesamten Winter eine Fährverbindung nach Kreta bestehen, entschlossen wir uns den Ostteil der Peloponnes von Norden her aufzurollen und fuhren einmal quer hindurch, um Gythio als letzten Ort besuchen zu können. Wir fuhren bis in die Nähe von Argos nach Elliniko, wo wir vor diesem ehemaligen Wachturm in Pyramidenform unser Nachtlager aufschlugen.


Samstag, 12. November 2016

Auf den Spuren der Alten Griechen

Unser erstes Ziel auf dem Festland war das Nekromanteion, ein antikes Totenorakel, in dem in der Antike Leichtgläubige um ihr Erspartes gebracht wurden.
Die Pilger, die hierher kamen, um mit einem toten Freund oder Angehörigen zu sprechen, wurden tagelang isoliert und mit Drogen vollgepumpt, um schließlich in Trance von lebensgroßen Figuren den Kontakt zur Unterwelt vorgetäuscht zu bekommen.


Die antike Ausgrabungsstätte der Stadt Efyra direkt nebenan war aus unerfindlichen Gründen geschlossen, sodass wir direkt zu unserer nächsten Übernachtungsstätte weiterzogen. Diese lag direkt oberhalb der wirklich traumhaft schönen Alonaki-Bucht, die wir ganz für uns allein hatten. 


Na ja, nicht ganz, schließlich haben die spät-sommerlichen Temperaturen auch einen gewaltigen Nachteil – es gibt noch Mücken und davon ziemlich viele. Es folgte der 28.10., der in Griechenland, welches an diesem Tag allerorten im blau-weißen Flaggenmeer versinkt, ein Feiertag ist. Daher war auch der Eintritt zu allen antiken Stätten und Museen in staatlicher Hand frei. Das nutzte uns in Kassopi allerdings gar nichts, denn die einzigen, die eine Eintrittsgebühr hätten verlangen können, waren die Mitglieder einer Ziegenherde (Ob da wohl Kirke ihre Finger im Spiel hatte?). Wie auch immer, die Pforte für Fußgänger war nicht verschlossen und wir waren mit unserem Interesse am fantastisch gelegenen Amphitheater und den weiteren steinernen Resten allein.


31 v. Chr. waren die Einwohner dieser Stadt, wie die 70 weiterer Städte, von Kaiser Augustinian nach Nikopolis zwangsumgesiedelt worden, einer Stadt, die er sich als Denkmal für eine gewonnene Schlacht setzten wollte. Damit haben wir auch schon die perfekte Überleitung zu unserem nächsten Ziel. Nikopolis liegt nur wenige Kilometer südlich und bot uns die Möglichkeit den Schlumpf mal an der Justinian-Stadtmauer schnuppern zu lassen:


Die Ruinen der einstigen 100.000-Einwohner-Stadt liegen weit verteilt, sodass wir einige Zeit brauchten, bis wir alles erwandert hatten. Das zur Stätte gehörende Museum lag direkt auf unserem weiteren Weg bevor wir durch den Unterwassertunnel von Preveza nach Aktio fuhren. Da die Spiegelreflex seit Tagen nichts als verschwommene Bilder lieferte, warfen wir unsere Pläne einmal mehr über Bord und steuerten nicht Delphi, sondern Patras an, um eine neue Kamera zu kaufen. Nach einer Übernachtung in der abgelegenen Schweinebucht fuhren wir vormittags in Patras ein, nachdem wir das mautpflichtige Monstrum von Brücke überquert hatten, das die Peloponnes mit dem Festland verbindet.


Die Suche nach einem Elektronik-Fachgeschäft wurde zur echten Herausforderung - Saturn/Media Markt gibt es in Griechenland nur in Athen und Thessaloniki. Nach langer Suche fanden wir dann aber doch ein Geschäft, in dem es genau eine Pentax K-50 gab, genau unser vorheriges Modell. Wir schlugen nach reiflicher Überlegung zu und kehrten Patras den Rücken.

Den Tag südlich der hektischen Stadt ausklingen zu lassen, erschien uns verheißungsvoller. 
Am anvisierten Schlafplatz begegneten wir seit langem mal wieder Campern, vornehmlich aus Deutschland. Wir gesellten uns dazu, nutzten den einsamen Strand für ein Bad, flohen mit einsetzender Dämmerung jedoch vor der Kombination aus einem grellen Flutlichtstrahler und mehreren Camping-Verbotsschildern. Der Schotter-Fluchtweg durch den Pinienwald, den wir nahmen, wurde zunehmend schmaler und holpriger, der Schlumpf wackelte tapfer hin und her, kämpfte sich durch tiefe, matschige Pfützen und stand letztlich doch ratlos vor einem von Menschenhand aufgetürmten Hindernis aus aneinander gereihten Erdwällen, das nur mit Geländewagen zu passieren war. Wir hatten das Gefühl, dass diese Barriere explizit zur "Abwehr" von Wohnmobilen errichtet worden war, die hier im Sommer vermutlich in Scharen anrücken. Da sich der Weg kurz zuvor gegabelt hatte, versuchten wir die Rampen zu umfahren, gerieten dabei auf eine noch schlechtere Piste, die schließlich durch die Reste von Baumfällarbeiten vollends unpassierbar wurde und mussten auf schmalstem Pfad rückwärts durch die Nacht rütteln, bis wir eine Stelle fanden, an der wir in gefühlten 38 Zügen wenden konnten. Es ging also zurück über alle so tollkühn überwundenen großen und kleinen Hindernisse bis zur Asphaltstraße. Leider war es nun notwendig geworden den riesigen Pinienwald zu umkurven und erst südlich davon möglich zum Strand zurückzukehren. Dies taten wir auch und fanden doch noch die erhoffte Nachtruhe. Leider hat unser blauer Freund von einigen der Peitschenhiebe, die die Äste der Bäume austeilten, Narben davon getragen.
Die Sagen des klassischen Altertums von Gustav Schwab, genauer gesagt die Herakles-Sage, wurde zur akustischen Untermalung unserer nächsten Tagestour. Nicht ganz grundlos, denn zunächst steuerten wir Elis an, jenen Ort, an dem Herakles die beiden Flüsse Alpheios und Pinios dazu genutzt haben soll die Ställe des Königs Augias an nur einem Tag vom Mist zu reinigen. Sicher jedoch war die Stadt in der Antike lange Zeit Ausrichter der Olympischen Spiele, die ein gewisser Herakles ins Leben gerufen haben soll. Und so diente Elis nicht nur den antiken Wettkämpfern, sondern Jahrtausende später auch uns noch als Vorbereitungsort für Olympia. Vorher fühlten wir uns jedoch noch verpflichtet, uns im traurig anzuschauenden Gästebuch des Museums zu verewigen, in das seit 2 Wochen lediglich die Aufseher jeden Tag fein säuberlich das Datum eingetragen hatten. 

Museum in Elis

Olympia, und dort vor allem der Einmarsch ins Stadium, war für uns Ex-Leistungssportler die Erfüllung eines lange gehegten Traumes.


Wir versetzten uns gedanklich in die Lage der Sportler, die voller Vorfreude, die 40000 Zuschauer hörend, durch den Tunnel in die Arena einlaufen durften.
Aber auch sonst stehen noch (oder teilweise auch wieder) imposante Reste von Tempeln und Sportstätten.


Am Hera-Altar wird alle 4 Jahre die Olympische Fackel entzündet, die dann per Staffellauf in den Austragungsort der Spiele gebracht wird.

 Wir hatten gerade keine Fackel dabei

Gleich 3 Museen befinden sich auf dem Gelände der Ausgrabungsstätte, von denen das Archäologische Museum das interessanteste für uns war. Dort bewunderten wir den Hermes von Praxiteles sowie eine Vielzahl an Statuen, Votivgegenständen und Dingen des Alltags.


Im Museum der antiken Olympischen Spiele bekamen wir ein gutes Verständnis davon, wie die Spiele damals organisiert waren, das Museum der neuzeitlichen Spiele ließen wir aus. 
Im Schilfgras eines kleinen Sees fanden wir ein idyllisches, sichtgeschütztes Plätzchen für die folgende Nacht, nach der es uns erneut in die Berge verschlug.
Immer den Schildern zum Tempel in Bassai folgend, gewannen wir stetig an Höhe. Wir gönnten uns allerdings noch einen Abstecher zum Stomio-Wasserfall am Flüsschen Neda.


Der Badespaß wurde jedoch leider von der Temperatur des Wassers zeitlich stark begrenzt. 
Wieder am Auto, schraubten wir uns auf 1000 Meter hinauf zum Apollon-Tempel, einem der ältesten erhaltenen griechischen Tempel (ca. 420 v. Chr.). Einst stand er weit sichtbar, majestätisch inmitten dieser einsamen Bergwelt, in die er sich passend einfügte- nicht zuletzt, da seine Säulen aus dem Gestein der umliegenden Berge errichtet wurden. Verglichen damit ist der Zustand, in dem wir ihn vorfanden, geradezu bedrückend. Ein Zelt von immensen Ausmaßen überspannt nicht nur den Tempel, sondern auch etliche Konstruktionen zur Stabilisierung desselben. 


Dieses aufwändige Unterfangen wurde notwendig, weil der Tempel, der in einem erdbebengefährdeten Gebiet steht, drohte einzufallen. Unter dem riesigen Dach ließ sich die Größe der Anlage nur schwer erahnen und noch schwerer fotografieren.


Unterwegs fanden wir bei Karitena noch diese kleine, süße Brücke:


Unser Lager schlugen wir an diesem Parkplatz neben einer Brücke über den Lousios auf:



In diesem Fluss wurde angeblich Zeus direkt nach seiner Geburt gebadet. Diverse Zeugenaussagen lassen vermuten, dass sich zuletzt auch Tarzan in diesem Gewässer erfrischt haben soll. 


Direkt gegenüber stießen wir auf die Reste einer antiken Badestelle-Gortis.


An diesem Ort gefiel es uns prächtig und daher blieben wir für zwei Nächte, allerdings auch, weil die Lousios-Schlucht zu den vermutlich schönsten Wandergebieten der Peloponnes gehört. Und so stiefelten wir entlang des glasklaren Flusses durch den Canyon, bis wir vor dem in den Felsen gebauten Prodromou-Kloster standen, in dem wir mit Kaffee und Süßigkeiten verpflegt wurden, Fresken bestaunten, die auf völlig unebener Grundfläche auf den Felsen aufgetragen worden waren und uns preiswert mit Ikonen eindeckten. 


Nachmittags erlebten wir noch eine Lehrstunde der griechischen Gastfreundschaft. Einer der Griechen, die zum Entspannen an den Fluss gefahren waren, inspizierte neugierig unser Auto und fragte, ob wir darin wohl einen Korkenzieher aufbewahrten, den er sich leihen könne. Wir überreichten ihm eines unserer Taschenmesser und erhielten "zur Belohnung" eine Flasche Wein- Gegenwehr zwecklos.