Mittwoch, 28. September 2016

In 4 Tagen durch den Kosovo

Bären kamen natürlich keine –zumindest nicht, dass wir es gemerkt hätten.
Und so ging es weiter nach Dečani, einer weiteren serbisch-orthodoxen Kirche. Die Sicherheitsvorkehrungen in Peja hatten uns schon schockiert, aber was wir hier zu sehen bekamen, ließ uns erahnen, wie es noch vor 15 Jahren in der Gegend ausgesehen haben muss.
Eine einzige Straße führt zum Klosterkomplex. Diese ist so präpariert, dass ein zügiges Fahren nicht möglich ist. 

noch von vor dem Foto-Verbotsschild "geschossen"

Nach einigen hundert Metern Hindernis-Parcours erreichten wir dann einen KFOR-Wachturm und einen mit Sandsäcken befestigten Gefechtsstand, aus dem zwei mit Maschinengewehren bewaffnete moldawische Soldaten uns freundlich durchwinkten.
Wenig später erreichten wir einen zweiten Gefechtsstand- abermals von zwei moldawischen Soldaten besetzt. Nun war es an der Zeit zu parken und unsere Reisepässe abzugeben. Sogar über die Besuchszeiten wurde Buch geführt. In der gesamten Umgebung und auch im Klosterkomplex herrscht strenges Foto- und Filmverbot, auf das wir nochmal explizit von einem der Soldaten hingewiesen wurden. Eine letzte Metalldetektoruntersuchung mussten wir noch über uns ergehen lassen, bis uns das verriegelte Metalltor, nach allen Seiten von Stacheldraht flankiert, geöffnet wurde. Bis zum Portal der Kirche wurden wir von einem Mann geleitet, danach durften wir uns frei bewegen.
25 serbische Mönche leben noch –völlig isoliert von der Außenwelt- in diesem Kloster, auf das zuletzt 2007 ein Handgranatenattentat verübt wurde, dessen Spuren man an den Fresken im Eingangsbereich noch deutlich erkennt. Auf dem Klosterhof befanden sich einige Mönche gerade in einem angeregten Gespräch mit italienischen Soldaten. Zum einen die Mönche, meist mit sehr langen Haaren und Bärten, in ihren schwarzen Kutten mit ihrem schlurfigen Gang, zum anderen soldatische Schnittigkeit in Uniform.
Zwei völlig fremde Welten treffen hier in einer Art Zweckgemeinschaft zusammen, vermischen sich und ergeben für den Außenstehenden ein bizarr anmutendes Bild.
Der „goldene“ Boden des Gotteshauses entpuppte sich übrigens als marmorn. Auf Diskussionen mit bewaffneten Personen wollten wir gerne verzichten, also gibt es an dieser Stelle keine Bilder.
Wir versuchten noch einige Orte im Hinterland zu erschließen, stellten aber schnell fest, dass dies sehr zeitraubend und nicht sonderlich lohnend ist.
Dennoch einige typische Impressionen aus dem kosovarischen Hinterland:




Wir übernachteten in der Nähe der –zumindest für uns- schönsten Stadt im Kosovo mit dem Schlumpf im Gebüsch versteckt an einem Fluss. Abends schreckten wir noch einmal kurz hoch, als ein Auto neben uns hielt und 3 junge Männer ausstiegen. Sie waren aber nur darauf bedacht, beim Kiffen nicht erwischt zu werden und beachteten uns nicht weiter.

Gerne erkunden wir Städte, wenn möglich, früh morgens- so kann man sich besser an den langsam steigenden Lautstärke- und Trubelpegel gewöhnen. In Prizren begannen wir den Tag in einem Café direkt an der Ecke zwischen Steinbrücke und Moschee, wo wir in bester Balkanmanier zuerst einmal einen Kaffee und Wifi genossen um gleich danach beim Bäcker Burek und Schokoteilchen zu erwerben.


Die orthodoxen Kirchen der Stadt sind von Polizisten bewacht und nur unregelmäßig geöffnet, da ein Priester für mehrere Kirchen gleichzeitig zuständig ist und sich nicht zerteilen kann. Leider ist es nahezu unmöglich vorauszusagen, wann er wo sein wird und manchmal ist er auch einfach einkaufen, wie uns ein deutscher Soldat mitteilte. Wir hatten leider das Pech in der interessantesten –der Muttergotteskirche-  niemanden anzutreffen, waren uns aber nicht einmal sicher, ob sie überhaupt zu besichtigen war, ist sie doch stark beschädigt und ohne erkennbares Tor eingezäunt in Stacheldraht. 


Immerhin scheinen Renovierungsarbeiten zumindest geplant zu sein, so auch in der etwas erhöht am Berg liegenden kleinen Kirche Sveti Spas, die nach einem Anschlag fast völlig abgebrannt ist und eigentlich als Mahnmal erhalten bleiben könnte. In starkem Kontrast dazu steht die Sinan Pascha Moschee, die in neuem Glanze erstrahlt und für Svenja die erste Moschee sein sollte, die sie von innen sah. Vor der Moschee fanden wir ein Schild vor, das Frauen das Tragen einer Burka gebot, nur leider hatten wir zufällig keine dabei. Die Lösung, die Regenjackenkapuze als Kopfbedeckung zu benutzen wurde von der Moschee-Aufpasserin positiv aufgenommen in der Folge wurde sie nicht müde zu erwähnen, dass man Fotos machen dürfe. Erst als Nathan seine Spiegelreflexkamera zückte, war sie zufrieden gestellt. Zum Abschluss umarmte sie Svenja und schenkte ihr noch einen Glücksbringer, dabei hatten wir doch eigentlich gar nichts für sie getan.


Einen schönen Abschluss und Blick auf Prizren fanden wir von den Festungsruinen aus. Danach fuhren wir (Nathan mit dem Rad, Svenja auf 4 Rädern) über einen nahe gelegenen Pass und dann immer weiter, auf der Suche nach einem Schlafplatz, bis zu einem See in der Nähe von Priština. Dort fröstelte es uns nachts das erste Mal, sodass wir am nächsten Morgen froh waren über die etwas geheizte Klosterkirche Gračanica, die -vermutlich weil sie in einer serbischen Enklave liegt- tagsüber nicht polizeilich bewacht wird. Wir waren zwar wieder einmal die ersten Touristen, aber der Gottesdienst war in vollem Gange und nachdem wir ihm fast 30 Minuten beigewohnt hatten, verließen wir das Gelände wieder.
Was folgte war Priština, die etwas chaotische Hauptstadt des Kosovo. Nachdem wir uns mühselig mit dem Auto durch eine verkehrstechnisch scheinbar gesetzfreie Zone ins Stadtzentrum vorgekämpft hatten, stellten wir ernüchtert fest, dass Priština im Gegensatz zu Prizren –zumindest keine als solche zu erkennende- historische Altstadt besitzt. Einzig ein paar Straßen, auf denen der Markt aufgebaut wurde und ein paar umliegende Moscheen zeugen von der türkischen Herrschaft vergangener Tage.



Einen Katzensprung entfernt beginnt die westlich wirkende Fußgängerpromenade, gespickt mit allerlei Denkmälern, um die herum sich Regierungs- und Verwaltungsgebäude angesiedelt haben. 


Immer wieder begegneten uns KFOR-Soldaten auf ihren Spazier- oder Botengängen durch die Stadt. Nachdem wir genug gesehen hatten, bewegten wir den Schlumpf in Richtung Makedonien. In Ferizaj, der letzten nennenswerten Stadt vor der Grenze legten wir einen Zwischenstopp bei einer Werkstatt, die optisch geringfügig aus der dubiosen Masse der „Auto-Servis“  herausstach, ein. Wir brauchten einen Ölwechsel und hofften im Kosovo günstig davon zu kommen. Kurz darauf schwebte der Schlumpf fast an der Decke und die beiden Mechaniker (einer davon mit Sicherheit nicht älter als 15) versuchten mit Hammer und Meißel die Ölablassschraube zu öffnen, die scheinbar zu fest verschlossen worden war. Nachdem die Schraube sich schlichtweg nicht öffnen ließ, kamen die beiden auf die Idee das Öl einfach abzusaugen.
Nun fahren wir mit frischem Öl und neuer Bremsflüssigkeit aber altem Ölfilter durch die Gegend und noch funktioniert alles.


Hinter der Grenze liegt Tetovo, eine Stadt, in der es überhaupt keinen Spaß machte mit einem Auto unterwegs zu sein. Noch schlimmer aber gestaltete sich für uns die Parkplatzsuche: Da der Parkplatzseitenstreifen an der 4-spurigen Hauptstraße nicht ausreichte, wurde in 2. und manchmal auch in 3. Reihe geparkt -dann allerdings immer nur für einen Kurzeinkauf, schließlich musste dann der folgende Verkehr warten. Die Seitenstraßen aber waren so von Müll und Schlaglöchern übersät und so kurvig und unüberschaubar, dass wir beschlossen, die Stadt schnellstmöglich zu verlassen. Generell lässt sich festhalten, dass in den makedonischen Städten egoistischer und aggressiver gefahren wird, als wir das bisher auf dieser Tour erlebt haben.
Durch Zufall kamen wir aber doch noch an der gesuchten Bunten Moschee vorbei und wir taten es den Einheimischen gleich, stellten unser Auto einfach ab und stiegen kurz aus, um Fotos zu machen und Geld abzuheben, schließlich hat Makedonien eine eigene Währung.


Wir waren ein wenig schockiert ob der neuen Eindrücke, denn wir hatten ganz bewusst die Metropole Skopje nicht als erste Station in Makedonien gewählt, sondern das vermeintlich ruhigere Tetovo. Die Schlafplatzsuche führte uns an den Tresko-Stausee unweit von Skopje, wir waren auf ein Campingplatzschild an der Straße aufmerksam geworden und hätten nach einer Woche mal wieder gern eine Duschkabine von innen gesehen. Nach einigen Metern stoppte uns eine Schranke, vor der ein niederländisches Wohnmobil fast direkt am See stand, Mensch was ein selten gewordener Anblick! Ein älteres Pärchen grüßte uns freundlich, erklärte der Campingplatz sei verfallen, aber hier stünde man bestens, sogar einen Nachtwächter gäbe es.
Unsere Dusche mussten wir uns also einmal mehr in einem freien Gewässer holen.
Wir genossen einen ruhigen Abend bei Wein und Campinglicht, quatschten über Gott und die Welt und holten noch einige Tipps für unsere nächsten Reisewochen ein. Der Nachtwächter, den wir zu uns an den Tisch luden und der gut mittrank, war ein Mann im Rentenalter, der kaum etwas von unserer Konversation verstand, obwohl er wohl einmal 3 Jahre in Düsseldorf gearbeitet hatte. Wir fragten uns nur, was er bewachte, außer zwei geschlossenen Restaurants und seiner Hütte gab es nichts weit und breit, was zu bewachen sich lohnte. Nach einer ruhigen Nacht beschlossen wir eine weitere Nacht an diesem Ort zu verweilen und verbrachten den Tag damit, vormittags den nahegelegenen Matka-Canyon abzuwandern


und nachmittags ein Theaterstück zu schreiben, Bilder zu sortieren und die Ruhe zu genießen.
Unsere beiden Campingkollegen waren schon vormittags in Richtung Heimat weitergefahren.
Und so hatten wir bei Einbruch der Dämmerung, nachdem die meisten Tagsbesucher und Angler ihre Sachen gepackt hatten, die riesige Anlage fast für uns allein. Leider kam ein anderer Nachtwächter als in der Nacht zuvor und dieser schien überhaupt nicht davon begeistert zu sein auch auf uns ein Auge werfen zu müssen. Als wir noch überlegten, wie wir weiter verfahren sollten, hielt neben uns ein Auto und eine Frau erklärte uns in einer Mischung aus deutsch und englisch, dass es keine gute Idee wäre hier zu übernachten, hier sammelten sich nachts die Drogenabhängigen und Kriminellen. Davon hatten wir in der Nacht zuvor rein gar nichts bemerkt, aber die Gesamtsituation ließ uns aufhorchen und widerwillig begaben wir uns im Dunklen auf eine erneute Schlafplatzsuche. Die Frau hatte uns geraten nach einer großen Tankstelle Ausschau zu halten und dort zu fragen. Da diese videoüberwacht seien, sei das am sichersten. Gesagt, lange gesucht, gefunden, getan. Wir schliefen in Skopje an einer großen Tankstelle auf dem Mitarbeiterparkplatz.

Sonntag, 25. September 2016

Stress im Kosovo

Was dann passierte haben wir so detailgetreu wie möglich als Theaterstück in einem Akt niedergeschrieben, die Szenerie beschreiben wir im Rahmen der künstlerischen Freiheit allerdings mit diesem Foto:




Stress im Kosovo


Prolog

Es ist dunkel und leise in den Bergen; nur im kleinen, blauen Bus flackert noch Licht, ab und an sind gedämpfte Stimmen zu hören.
Zwei Polizeiwagen fahren zügig hinter den Bus, die Motoren werden abgestellt und 4 Polizisten in Uniformen steigen mit leuchtenden Stabtaschenlampen in den Händen aus und wenden sich, vom Kleinsten der Gruppe -einem etwa 60-jährigen Mann mit Barettmütze, rundlicher Brille und Schnauzbart- angeführt, dem Bus zu. Einer der Männer klopft mit der Stabtaschenlampe an die Plexiglasverkleidung des Busses.

1. (und einzige) Szene

Die Schiebetür öffnet sich langsam, dahinter erblickt man Nathan und Svenja (Personenbeschreibungen werden als bekannt vorausgesetzt), jeweils mit einem Buch in der Hand, im hinteren, umgelegten Teil des Busses. Neben ihnen –in Fahrtrichtung- stapeln sich Kisten mit Gepäck.

Nathan (der näher zur Tür sitzt, zögerlich): Hi.
Die Polizisten 1-3 reden streng blickend Begrüßungsformeln durcheinander.
Polizist 4 (etwas verspätet): Guten Morgen!
Svenja (lächelnd): Guten Abend!
Polizist 1 (der Anführer, er redet bestimmt und in einer Mischung aus schwäbischem Dialekt und kosovarischen Akzent): Seit wann seid ihr hier?
Nathan: Seit heute Nachmittag.
Polizist 1 (zu seinen Kollegen gewandt): Nachmittag.
(wieder zu Nathan und Svenja):  So, so. Was macht ihr hier? Wandern?
Nathan (verlegen): Wir lesen gerade und planen, was wir morgen machen!
Polizist 1 (nun erstmals weniger streng): Nein ich meine im Kosovo!
Svenja: Wir reisen durch, wir waren heute schon in Peja und schauen uns morgen Dečani an.
Die Miene des Beamten lockert sich.
Polizist 1: Dečani, ah, Kloster, 14.Jh., goldener Boden. (er macht eine ausbreitende Handbewegung über den Boden) Sehr schön!
Kurze Stille, alle  lächeln nun, Polizist 3 und 4 treten sich verabschiedend in Richtung eines Polizeiwagens ab.
Polizist 1: Seid ihr direkt aus Freiburg, ja?
Svenja: Ich ja, ich bin dort geboren.
Polizist 1 (zu Nathan gewandt): Und du? Ich darf doch du sagen?
Nathan: Na klar. Ich komme aus Kiel.
Polizist 1: Oh Gott, Kiel! Hab da auch ’nen Kumpel. Auch bei der Polizei. Entenpolizei, so nennt man die auf den Schiffen dort. Und wie kommen ein Friese und eine Badenserin zusammen, ach falsch, ihr seid Alemannen, oder?
Svenja: Ja, Alemannen. Richtig! Wir haben zusammen in Mainz studiert.
Polizist 1: Und was?
Svenja: Medizin.
Polizist 1: Und? Fertig?
Svenja: Ja.
Polizist 1: Und arbeiten?
Polizist 2 tritt gelangweilt ab.
Nathan: Erst reisen, danach ist ja keine Zeit mehr dafür.
Polizist 1 (lächelt): Ja, stimmt auch wieder!
(wieder etwas ernster): Also gut, aber die Türe nicht öffnen, wenn vierbeiniger Besuch kommt.
Nathan: Wieso? Hunde?
Polizist 1: Ich meinte eher Bären. Aber keine Angst, die greifen nicht an.
Kurze Stille.
Polizist 1: Okay, wir gehen dann mal wieder. (fast schon entschuldigend): Wir hatten Licht gesehen und mussten schauen, was hier los ist.
Svenja: Aber ist okay, dass wir hier stehen, oder?
Polizist 1: Ja, ist nur ungewöhnlich! (schmunzelt)
Nathan: Wir waren im Touri-Zentrum unten im Tal und haben nach einem Campingplatz gefragt. Uns wurde gesagt, wir sollten uns einfach irgendwo hinstellen.
Polizist 1: Ja, Camping gibt's hier nicht.
Nathan: Und Hotels sind zu teuer.
Polizist 1: Ja, stimmt. (überlegt kurz) Außerdem ist hier eh bessere Luft als im Hotel. (er deutet auf die Gegend um sich herum, die in tiefe Schwärze versunken ist) Also dann schönen Abend noch und passt auf euch auf!
Nathan und Svenja: Schönen Abend, danke!

Epilog


Die Tür des Busses schließt sich wieder. Die Polizeiwagen starten die Motoren, drehen und fahren davon. Aus dem Bus hört man 2 Personen laut lachen.


Über hohe Berge und durch tiefe Schluchten in den Kosovo

Momentan stimmt unsere Reiseform ganz und gar mit dem Reisemotto überein- im blauen Bus ins Blaue, Campingplätze sind hier kaum zu finden und wenn dann bieten sie keinen Vorteil gegenüber dem freien Campieren. Daher ist es schwierig für uns den Blog aktuell zu halten. Wir werden kleinere Happen präsentieren müssen.

Wir entflohen den schwarzen Wolken über dem Durmitorgebirge und fuhren einfach mal drauf los- entlang der spektakulären Tara-Schlucht, die von steilen Felsen gebildet und wenn einmal ausreichend Platz ist, von ein paar wenigen kleinen, den enormen Schneemassen des Winters trotzenden, spitzdächigen Häusern flankiert wird. Da das Wasser des Tara zu den gesündesten in ganz Europa zählen soll, nutzten wir noch die Gelegenheit daraus zu trinken.


So erreichten wir einen weiteren Nationalpark, der sich rund um den Biograska See erstreckt. Dort nutzten wir die seltene Gelegenheit einen europäischen Urwald zu durchwandern und fanden trotz fanden unter uralten, urig geformten Baumriesen Schutz vor einem einsetzenden Unwetter.


Da diverse Reiseführer und Blogs von der Morača-Schlucht – auch hier wurden einige Winnetou-Szenen gedreht- als gleichermaßen atemberaubend schön wie gefährlich geschwärmt und gewarnt hatten, wollten wir diese Straße mal genauer unter die Lupe nehmen, immerhin steht dort auch eines der bedeutendsten montenegrinischen Klöster.


Abends waren wir die letzten Besucher des Morača-Klosters und blieben, von einem Straßenköter bewacht, auf dem Parkplatz davor über Nacht stehen. Vor unserer Abfahrt belohnten wir die treue Hundeseele, die die ganze Nacht im strömenden Regen vor Schlumpfs Tür verbracht zu haben schien, mit den üblichen Butterkeksen und machten uns an die Befahrung des Canyons. Landschaftlich reizvoll war die Strecke mit Sicherheit, aber von allzu schwierigen Fahrverhältnissen haben wir recht wenig bemerkt. Vielleicht sind wir inzwischen aber auch einfach abgestumpft und die teils haarsträubenden Überholmanöver zur Routine geworden. Da die Straße bis kurz vor Podgorica nicht deutlich an Schönheit einbüßte, fanden wir uns alsbald wieder im Süden des Landes wieder und nutzten die Kleinheit Montenegros dafür, dass Nathan die schweren Herzens aufgrund seiner Verletzung ausgelassene Runde am Skutarisee doch noch drehen konnte. Nach deren Absolvierung war der Weg frei in den Kosovo. Allerdings wollten wir erst am nächsten Morgen die Grenze überqueren, um nicht abends in ein fremdes Land- noch dazu mit einem so gefährlich klingenden Namen- einzureisen. Wir fanden auf einem der vielen kleinen Passsträßchen, die es zu überfahren galt, ein lauschiges Plätzchen und fuhren morgens auf breiter werdenden Straßen in Richtung Grenze. Wir schafften es das erste Mal Anhalter mitzunehmen, 2 Einheimische, mit denen wir kaum ein Wort kommunizieren konnten, die aber sichtlich erstaunt waren, von Touristen mitgenommen zu werden. Eine neblige Passauffahrt später standen wir an der kosovarischen Grenze. Wir waren vorgewarnt, dass unser Auto versicherungstechnisch durch die „Grüne Karte“ nicht abgesichert sei und somit 70€ für eine Kosovo-Auto-Versicherung fällig würden. Tatsächlich machte uns der Grenzbeamte auf den fehlenden Versicherungsschutz aufmerksam, wies uns an hinter der Grenze im Kosovo zu parken und dann zu Fuß wieder zurück zu einem kleinen Häuschen im Niemandsland zwischen den Grenzposten zu gehen und eine Versicherung abzuschließen. In dem baufälligen Kabuff hockte gelangweilt ein Zigarette rauchender Mann, der uns, nachdem er die Fahrzeugpapiere gesehen hatte, fragte, wie wir auf die blöde Idee kämen mit ihm englisch zu sprechen anstatt deutsch. Es entwickelte sich ein lockerer Plausch an dessen Ende wir eine Unterschrift leisten und lediglich 15€ bezahlen mussten, um für 2 Wochen versichert zu sein. Bergab ging es weiter nach Peja.
Dort erwarben wir das Parkticket nach längerer Suche, wen wir zu bezahlen hätten, mit Händen und Füßen und stellten fest, dass die Öffnungszeiten auf der Tür der Touristen-Info wohl mehr als Richtwerte zu verstehen seien. Generell ist die Orientierung im Kosovo für Nicht-Ortskundige teilweise doch recht schwierig, wegweisende Straßenschilder können mit Fug und Recht als Rarität bezeichnet werden, wenn man sich nicht auf einer der Hauptachsen des Landes befindet. Auch in den Städten selbst befinden sich meist, aufgrund des nicht allzu hohen Interesses, keine Hinweisschilder oder Ähnliches. Nachdem wir ein wenig umher gewandert waren, betraten wir eine Pizzeria und wurden schon nach dem anscheinend zu holprig vorgetragenen „miredita“ gefragt, ob wir deutsch sprächen. Der gleiche Pizzeria-Mitarbeiter versuchte dann auch noch uns den Weg zu einem Campingplatz zu erklären, was aber daran scheiterte, dass er noch arbeiten musste. Wege werden hier nämlich normalerweise erklärt, indem man vorfährt und den Weg zeigt. Wir fuhren zum kulturellen Highlight der Stadt, dem Patriarchenkloster, etwas außerhalb am Fuße des Rugova-Bergmassivs gelegen. 


Direkt gegenüber fanden wir ein Visitor-Center vor, in dem ein Mann arbeitete, der Nathan zur Begrüßung erst einmal den Arm auf die Schulter legte, viel über die Gegend erzählte, aber keinen Campingplatz kannte. Er riet uns einfach in die Berge zu fahren und dort zu campen. Das sei sicher und auch überhaupt kein Problem. Wir folgten seinem Rat, mehr dazu später…
Zunächst wollten wir jedoch das Kloster besuchen, das von 2 Polizisten bewacht wurde, bei denen wir unsere Ausweise für die Dauer des Besuchs abgeben mussten. Auf den alten Festungsmauern ist Stacheldraht angebracht, die Zufahrt wird von einem Schlagbaum gesichert. Ernsthaft mit Anschlägen zu rechnen, scheint aber niemand mehr.
Auch durfte Nathan die Zufahrt auf Nachfrage fotografieren, womit wir nicht gerechnet hatten. Der Polizist selbst ging aber lieber zur Seite.


Der Klosterkomplex beeindruckte uns enorm. Die Kirche besteht aus 3 Kirchen, die durch eine Vorhalle miteinander verbunden sind. Alles ist mit Fresken ausgemalt, die zu den hochwertigsten und schönsten zählen, die wir auf der Tour bisher gesehen haben.
Nachdem wir unsere Reisepässe zurückerhalten hatten, suchten wir uns einen traumhaften Platz in den Rugova-Bergen. 

Samstag, 17. September 2016

Montenegro hinterlässt in mehrfacher Hinsicht Spuren

Wir setzten unseren Chauffeur vor die Tür und uns wieder in Bewegung, um die Bucht, deren landschaftliche Schönheit wir bisher nur hatten erahnen können, zu umfahren. Die Bucht reicht von der Küste gesehen fast 30km ins Landesinnere und besteht eigentlich aus zwei hintereinander liegenden Buchten, die durch eine bergige Landzunge geteilt werden. Rings um die Bucht erheben sich Bergketten von über 1000m Höhe, aber alle überragt der 1748m hohe Mt. Lovćen, der von den Venezianern „Monte negro“ genannt wurde und dem Staat seinen Namen gab. Aufgrund der strategisch vorteilhaften Lage in der hinteren Bucht, reihen sich die Orte hier dicht an dicht und so mancher davon blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Zunächst passierten wir Risan und abermals stießen wir auf römische Mosaikkunst.


Einige Kilometer weiter liegt dann Perast, dem man seine vergangene Blütezeit noch deutlich ansieht.


Nathan erkletterte den Campanile, dessen Treppenhaus schon bessere Tage gesehen hat und sehr abenteuerlich zu besteigen war, v.a. weil es scheinbar für Menschen unter 1m Körpergröße konzipiert wurde. In Sichtweite liegen zwei kleine mit Klostern bebaute Inseln, auf die man übersetzen kann, was wir aber nicht taten.



Den imposanten Schlusspunkt der Bucht-Umfahrung bildete dann der namensgebende Ort Kotor, von dessen Festung sich ein grandioser Blick über den letzen Teil der Bucht bietet.




Kotor selbst wird täglich aufs Neue von Kreuzfahrtschiffen angefahren, die in der schmalen Bucht fehlplaziert und verloren wirken.
Wir ließen den Tag am Ufer der eben erwähnten Landzunge ausklingen und hatten fast das Gefühl an einem Bergsee in den Schweizer Alpen zu sitzen, schließlich konnten wir den „Ausgang“ der Bucht nicht sehen, waren von Bergen umzingelt und Wellen schwappten nur an Land, wenn ein Schiff vorbei fuhr.
Morgens holten wir die Fahrräder unter der Plane hervor, füllten die Trinkrucksäcke und begannen damit die spektakuläre Panoramastraße oberhalb von Kotor zu erklimmen. In 25 Serpentinen schraubt sich das schmale, kaum für zwei Autobreiten ausreichende Asphaltband spiralförmig in die Höhe, fast wie eine Schlange. Diese entsteht auch sobald ein Mietwagenfahrer die Breite seines Autos nicht kennt oder Angst vor dem Abgrund hat oder sich ein kleinerer Reisebus auf die Strecke begibt.



Immer wieder wurde der Blick in die Tiefe frei und selbst die riesigen Kreuzfahrtschiffe wirkten irgendwann gar nicht mehr so groß.

In der Mitte die Landzunge, die die beiden Buchten teilt; das eigentliche Meer liegt links außerhalb des Bildes

oberhalb der Panoramastraße, aber immernoch mit Meerblick

Immer höher ging es und als wir fast die 1000m-Marke geknackt hatten, verließ die Straße die Küste und wendete sich gen Cetinje. Dahin wollten wir aber (noch) nicht. Uns zog es noch weiter hinauf, auf einen Nebengipfel des Mt. Lovćen, auf dem 1650m über dem Meer ein Mausoleum für Montenegros liebsten Sohn, Petar II. Petrović-Njegoš, errichtet wurde. Dieser gilt als einer der bedeutendsten Dichter serbischer Sprache, war gleichzeitig geistlicher und weltlicher Führer Montenegros, holte den Buchdruck nach Montenegro und, und, und.
Hässlich ist es trotzdem:




Auf der Abfahrt mussten wir dann noch einen kurzen Zwischenstopp einlegen, um diesem kleinen Racker über die Straße zu helfen:






Nachdem wir wieder in Kotor angekommen waren, beschlossen wir schon am gleichen Abend den Schlumpf die eben gefahrene Straße hinaufzuquälen. Er schien die Auffahrt aber fast so zu genießen, wie wir. Dieses Mal fuhren wir aber geradeaus weiter in Richtung Cetinje. Auf einer Anhöhe fanden wir den bisher schönsten Übernachtungsplatz der Tour:






Cetinje war bis 1918 Hauptstadt Montenegros und ist bis heute Sitz des Präsidenten, ist aber im Endeffekt nicht mehr als ein Dorf mit 15.000 Einwohnern, an dessen Rand ein Komplex von historischen Gebäuden und Museen steht. V.a. der oben schon genannte Petar II hat hier einige Spuren und den ersten Billardtisch Montenegros hinterlassen (das ihn beherbergende Gebäude heißt sogar Bilijarda).




Aus der Ruhe der Berge kommend waren wir nicht wirklich mental auf Budva alias Klein-Russland vorbereitet. Budva hat eine wundervolle Altstadt, mit extrem engen Gassen und ist dabei kaum überlaufen. Das liegt daran, dass mit Menschenfleisch gepflasterte Sandstrände mit Sonnenschirmen in allen Farben und Größen, Yachten, Souvenirshops, Fast-Food-Stände und Hotelkomplexe eher den Geschmack des russischen Durchschnittsurlaubers zu treffen scheinen und außerhalb der Festungsmauern liegen. Dekadenz gehört hier zum guten Ton ebenso wie ein Ganzkörper-Sonnenbrand mit zwei Aussparungen, einer unter der Badekleidung und einer unter der Goldkette. 



Die Hotelhochhäuser reichen leider bis an die Altstadt heran. Generell treibt der Bauwahn an Montenegros Küste merkwürdige Blüten. An den unmöglichsten Orten stehen Betonklötze und verschandeln die Landschaft, viel soll hier angeblich über Bestechungen laufen.
Dem Ganzen setzt aber die Halbinsel Sv. Stefan die Krone auf. Hier ist die gesamte Altstadt des einstigen Fischerdorfes zu einem Luxus-Hotel-Komplex umfunktioniert worden, in dem die sogenannten „Schönen und Reichen“ absteigen; Normalsterblichen bleibt der Zutritt verwehrt.
Vermutlich ist der Blick vom Aussichtspunkt eh das Beste daran:



Nur wenige Kilometer weiter südlich kraxelten wir am frühen Abend auf den steinernen Ruinen von Stari Bar herum. 


Die Ruinen der ehemaligen Altstadt am Berg, die der Neustadt am Meer weichen musste, bieten schöne Fotoperspektiven und wären ein idealer Ort für eine Schatzsuche.


Wir fuhren bis an die südlichste Spitze der montenegrinischen Küste, kurz vor der albanischen Grenze. Dort liegt die kleine dreieckige Insel Ada, die vom Delta des Flusses Buna gebildet wird. Die Fischerhütten an diesem Fluss sowie den Strand der Insel fanden wir in wunderbares Abendlicht getüncht vor.


Zum Übernachten fuhren wir dann allerdings doch einige Kilometer in Richtung Norden zurück, um am 13km langen Sandstrand südlich von Ulcinj auf einer Düne zu nächtigen.


Am nächsten Mittag mussten wir dann das erste Mal ins Krankenhaus. Nathan war beim Fotografieren dieser kleinen Fischerhütten bis zum Knie in einem Loch in der Mitte einer Brücke versunken und hatte sich dabei das Schienbein so unglücklich am Metall aufgeschlagen, dass eine Naht unumgänglich war.


Svenja zog es aufgrund der Nähe zum nächsten Krankenhaus und der Tatsache, dass wir kein Lokalanästhetikum mitführen, vor, nicht selber zu nähen. Dass Nathan trotzdem keine Betäubung bekam (außer 2 Ibu von Svenja), steht auf einem anderen Blatt. Die Mitarbeiter im Krankenhaus waren überaus freundlich und zum Abschluss machten wir noch ein Erinnerungsfoto.


Da Nathan humpeln konnte, ging es weiter. Die Altstadt von Ulcinj hatten wir ja schließlich noch nicht gesehen. Auch in Ulcinj hat der Badetourismus die meisten Spuren hinterlassen, der Stadtstrand ist unter den braunen und knallroten Hautmassen kaum zu erkennen.
Die darüber liegende Altstadt ist niedlich, aber nichts Besonderes. 



Tatsächlich interessant an Ulcinj ist die große Zahl an Albanern, die hier lebt und Urlaub macht. Albanisch steht noch vor montenegrinisch auf den Menüs der Restaurants und auch sonst hat man nicht mehr den Eindruck in Europa zu sein, bis man seinen Blick zum Strand wandern lässt.
Nathan bekam – wie ein kleines Kind nach dem Arztbesuch ein Eis bekommt- ein Burek und nun standen wir vor der Frage, was man mit einer frisch genähten Wunde sinnvollerweise machen könne. Wir fanden die einzige passende Antwort: Svenja fährt durch atemberaubende Natur und Nathan vergisst ob der landschaftlichen Schönheit seine Schmerzen. Der Plan ging voll und ganz auf. Nicht weit von Ulcinj liegt nämlich der Shkodra- oder Skutarisee, der größte See des Balkans.



Er hat in etwa die Form eines Delfins und durch ihn verläuft die albanisch-montenegrinische Grenze. Wir näherten uns ihm auf kleinsten Gebirgsstraßen durch das Rumija-Gebirge, das ihn im Süden von der Küste trennt und fuhren dann –immernoch auf schmalster Straße- fast die gesamte Südseite ab und begegneten dabei Kühen, Schafen, Ziegen, Radlern und wenigen Autos. 



Nach geglücktem zentimetergenauen Aneinandervorbei-Manövrieren der Autos winkte man sich freundlich zu oder es wurde auch mal das Fenster heruntergekurbelt (was bei uns auf der Fahrerseite leider nicht mehr funktioniert) und mit dem, meist während Deutschlandaufenthalten gelernten, Vokabular interessiert gefragt, von wo aus Deutschland wir kämen und wohin wir unterwegs seien. Dabei wurden auch mal die neuesten Insider-Tipps zur näheren Umgebung an uns weitergegeben.  



Am Straßenrand waren immer wieder minikleine Verkaufsstände aufgebaut, an denen Honig, Käse und Wein verkauft wurden. Die Einheimischen versuchen mit diesen finanziell etwas ertragreicheren Lebensmitteln durch die wenigen vorbeifahrenden Touristen ihre Geldbörse etwas zu füllen. Wir hielten immer wieder inne und genossen Sonne, See, Berge und Ruhe. Gegen Abend schimmerten die hier ganz und gar notwendigen Leitplanken golden.

Dann erreichten wir den Dreh- und Angelpunkt der Region: Virpazar, kaum mehr als eine Brücke mit ein paar Booten davor. Gut, dass wir an die in Virpazar geschmacklos penetrant präsentierten Köder der Touristenangler (Bootsfahrten, Restaurants, Zimmer) nicht anbissen, denn wir fanden auf einem Pass in der Nähe einen wunderbaren Schlafplatz und bei diesem Blick am nächsten Morgen fiel selbst Nathan das Munterwerden nicht schwer.


Da Nathans Rennrad verletzungsbedingt zunächst auf dem Radträger verblieb, fuhren wir mit dem Schlumpf noch ein wenig entlang des Rijeka Crnojevica, der sich serpentinenartig um die kleinen bewaldeten Felsinseln schlängelt.


und über den im gleichnamigen Ort eine harmonisch geformte kleine Brücke führt. 


Dort genossen wir Cappuccino und Ruhe und beobachteten diese kleinen Kormoranküken auf dem Fluss.



Am frühen Abend fuhren wir noch nach Zabljak Crnojevica- einem kleinen Ort am See, der die besten Jahre lange schon hinter sich hat, für ganz kurze Zeit sogar mal Hauptstadt war. 



Unserem persönlichen Stadtführer gaben wir den Namen Walter und er verdiente sich damit, dass er mit uns bis ganz oben zu den Burgruinen kletterte, einen Butterkeks. 


Die Nacht verbrachten wir auf einem viel zu groß angelegten Hotelparkplatz und starteten am nächsten Morgen früh in Richtung Podgorica. 
Über Podgorica gibt es bestimmt viel Positives zu berichten, aber uns fällt leider nichts ein.
Auf allen Straßen herrscht Chaos und die Parksituation ist so verheerend, dass selbst die Ordnungshüter Svenja ins Halteverbot einwinkten. Da die Stadt mehrfach zerstört wurde –zuletzt 1979 durch ein Erbeben, welches im Übrigen auch die Bucht von Kotor stark getroffen hatte- und erst in neuerer Zeit zur Hauptstadt erkoren wurde, hat sie auch wenig bis nichts zu bieten- Tendenz eher Richtung nichts, es sei denn man findet Freude daran, an immer gleich aussehenden quadratischen Bauten vorbeizulaufen und zu erraten, welches Ministerium oder welche Botschaft sich darin befindet.


Die Hauptsehenswürdigkeit, der Uhrturm
Also ging es zügig weiter, nun in Richtung Nordwesten bis zum in den Fels gebauten Kloster Ostrog.


Im Inneren des Klosters spielten sich skurrile Szenen ab.
Die Pilger standen Schlange vor einem kleinen mit Fresken bemalten Räumchen, dessen Eingang selbst für Svenja zu niedrig war und von den meisten mit Küssen bedacht wird,


um sich einem in Goldbrokat gekleideten orthodoxen Priester in einem Thron nähern zu dürfen, der ihnen gelangweilt und mit gönnerischer Geste ein viel zu großes Holzkreuz entgegenhält, das geküsst zu werden hat. Danach werden die Gläubigen vorgelassen zu einem Sarg in dem unter dem Seidenstoff angeblich die Gebeine des Hl. Basilius liegen sollen. Abermals werden Kniefall und Kuss ausgeführt, ehe dann der strenge Blick des Priesters darüber wacht, dass auch ja Geld in den Spendentopf geworfen wird.
Ein weiteres kleines Räumchen birgt unglaublich filigran gearbeitete Fresken auf absolut unregelmäßigem Untergrund, eine wahrhafte Meisterleistung. Leider war mal wieder das Fotografieren strengstens untersagt und wurde auch (in den Innenräumen) aktiv verhindert.

Die weitere Strecke zum Durmitor Nationalpark bzw. dessen Hauptort Žabljak war geprägt von umwerfenden Landschaftseindrücken und einer stetig ansteigenden Straße.
Gestern wurde der fest eingeplante Ruhetag vom Wetter(bericht) kurzerhand gestrichen. Zu gut war das Wetter und zu schlecht soll es in den nächsten Tagen werden. Also fuhren wir spontan erst einen von Svenja herausgesuchten Aussichtspunkt 

Suchbild: Wer findet Svenja?
und dann eine ursprünglich von Nathan als Fahrradroute ausgefressene Route mit dem Schlumpf an bzw. ab. Dabei ging es über die beiden höchsten asphaltierten und vermutlich auch schönsten Pässe Montenegros. Vor allem der Durmitor Sedlo übertraf die ohnehin hochgesteckten Erwartungen deutlich. 


Fast völlige Abgeschiedenheit, immer wieder neue, wunderbare Blicke nach allen Richtungen und bessere Straßenverhältnisse als befürchtet, machten die Rundtour unvergesslich.


Mitten im Anstieg fanden wir diesen Basketballkorb am Rande des Weges und kaum hatten wir einen Fotostopp eingelegt, kam ein Junge mit dem passenden, vom Geröll abgewetzten Ball dazu:


Zum Abschluss noch ein kleines Video von der Fahrt:



Nathans Schienbein geht es erheblich besser, er konnte gestern und heute (jeweils in Abendtouren) die beiden höchsten Pässe Montenegros auch noch mit dem Rad ein zweites Mal genießen ohne allzu große Schmerzen dabei zu haben. Die Wunde ist reizlos und trocken ;) Heute haben wir den Regen Blog schreibend und planend abgewartet und sind am Nachmittag bei bewölktem Himmel mit gelegentlichem Sonnenschein aufgebrochen zur Đurđevića-Tara-Brücke, die in 150m Höhe die Taraschlucht überspannt.


Die Schlucht wird aber mittlerweile nicht nur von der Brücke und einem Stromkabel, sondern zusätzlich noch von etlichen Adrenalin-Kick versprechenden und beim Fotografieren störenden Zip-Lines überspannt.


Für Nathan war das Aufpassen auf Svenja, die bei schmalstem Gehsteig (ca. 30 cm breit), hippelig wie sie ist, zweimal mit dem Fuß den Bürgersteig verfehlte, aufregend genug- zumal Nathan ja ein wenig „brückengeschädigt“ ist. Auf und neben der Brücke herrscht stetes Treiben, Souvenirs, domestic food, Pivo (Bier), Zip-Line, Rafting und Camps werden zu Hauf angepriesen. 
Nathan schwang sich wie schon erwähnt aufs Rad und erklomm von der Brücke aus (wie immer vom Fuße des Berges aus) den Durmitor Sedlo, während Svenja den Schlumpf mit Leckereien füllte, diesen zum Campingplatz zurück brachte und von dort aus zum Crno Jezero wanderte, nachdem sie sich am Tag zuvor genauestens über die Route informiert hatte, fand sie auf dem Weg ungezählte unbekannte und bekannt giftige Pilze und nach 25 Minuten auch den See. 


Morgen soll es dann weitergehen in Richtung Nordost-Montenegro und Kosovo.