Auf dem Weg zur Mitte Kretas hielten wir noch kurz an
diesem eigenwilligen Brunnen in Spili
und kamen schon bald nach Agia Triada,
unserem ersten minoischen Ausgrabungsfeld.
Die minoische Kultur gilt als die
erste europäische Hochkultur, die von Mitte des 3. Jahrtausends bis ziemlich
genau 1450 v. Chr. existierte. Vermutlich war der Vulkanausbruch, der die
heutige Form der Insel Santorini bestimmte, maßgeblich mitverantwortlich für
den Untergang der Minoer. Der Sommerpalast von Agia Triada wurde erst um 1550 v. Chr. erbaut
– deutlich später als die wesentlich bekannteren in Festos und Knossos – jedoch
in ähnlicher Bauweise. In den Magazinen lagerten die typischen, mannshohen Pithoi,
in denen früher v.a. Wein und Oliven(-öl) gelagert und konserviert wurden. Da
wir uns nach Herzenslust frei in dem Areal bewegen durften, war sogar ein
kleines Versteckspiel möglich und ein, nicht mehr ganz intaktes, Gefäß wurde zu
Svenjas Unterschlupf.
Wie in allen minoischen Palästen waren
die Königsgemächer mit dem besten Blick ausgestattet, in diesem Fall aufs
Libysche Meer. Eindrucksvoll präsentierte sich uns als Beispiel der damals
schon verhältnismäßig fortschrittlichen Technik eine breite Wasserleitung.
Die
bedeutendsten Funde aller Ausgrabungsstätten Kretas werden im Archäologischen
Museum in Iraklion aufbewahrt, dem einzigen archäologischen Museum
Griechenlands, das zumindest in einem Teilbereich das Athener Museum
auszustechen vermag. Von dessen Besichtigung werden wir später berichten, hier
schon einmal das wertvollste Fundstück aus Agia Triada, ein mit
Totenkultszenen bemalter Sarkophag:
An den Besuch dieser Kultur schlossen wir
als Kontrast den Besuch in Matala an. Die Höhlen, die um den Strand herum
verstreut im Fels liegen, wurden schon seit der Steinzeit besiedelt. Später
folgten Einsiedler-Mönche und in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts dann
schließlich Hippies. Sie wurden jedoch von Seiten der Regierung dort
vertrieben, die Höhlen unter Denkmalschutz gestellt und eingezäunt. Heute muss
man Geld zahlen, um sie zu betreten.
Wir begnügten uns damit, im Meer die
Badesaison bei Sonnenschein ausklingen zu lassen und spazierten nur kurz durch
das immer noch von Hippiesymbolen dominierte Dorf. Authentisch wirkte das Ganze
nicht auf uns, aber interessant war es allemal zu sehen, dass es erwachsene
Menschen gibt, die in ihrem Urlaub nichts Besseres zu tun haben, als kretisches
Straßenpflaster mit Elfen, Einhörner und Regenbögen zu bemalen.
Wir entzogen
uns der Aufmerksamkeit der –auch zu dieser Jahreszeit- sehr geschäftstüchtigen
Tavernenbesitzer und fanden wenige Kilometer weiter einen ruhigeren und
schöneren Strand, der besser für eine Übernachtung geeignet war.
Während ein Brautpaar den Sonnenuntergang
als Kulisse für seine Hochzeitsbilder nutzte und Nathan sich um neue Fotos
kümmerte, vertiefte ein inzwischen seit geraumer Zeit in Kreta ansässiger
Engländer Svenja in eine kleine Konversation. Als Nathan zurückkam, meinte der
Rentner in Nathans bärtigem Gesicht einen Griechen und damit den Grund unserer
Reise hierher zu erkennen. Damit lag er zwar daneben, aber seither trägt Nathan
den Spitznamen Nathanopoulos. Am Morgen darauf warteten wir bei Frühstück und
Kartenspiel darauf, dass sich die Sonne „über den Berg“ kämpfte, um sogleich
eine kurze Runde zu joggen. Nach einer sehr erfrischenden Stranddusche machten
wir uns am frühen Mittag auf den Weg zum Kloster Odigitria, dessen frühere
Bedeutung sich in besonders wertvollen Ikonen, verrußten Fresken und einem
Wehrturm widerspiegelt.
Danach waren dann wieder die Minoer an
der Reihe. Wir erreichten Festos und durften die majestätische Lage oberhalb
der Messara-Ebene ganz alleine bewundern.
Zugegeben, ganz allein waren wir
dabei nicht, denn eine unglaublich süße Katze spielte unseren Fremdenführer.
Die große Treppe im Hintergrund, die das markanteste Überbleibsel der Palastanlage
darstellt, und vor einer im Verhältnis sehr schmalen Tür endete, gibt
Spekulationen Raum, dass es sich bei dieser Anlage um ein Heiligtum und nicht
um eine Residenz handelte.
Die Fläche davor und die Sitzreihen auf denen die beiden Protagonisten stehen, gelten als das älteste Theater der Welt.
Wir übernachteten auf dem Parkplatz vor
Festos und konnten schon früh am nächsten Morgen in Gortys die nächste alte,
wenn auch nicht ganz so alte Stätte betrachten. Gortys hatte seine Blütezeit
während der römischen Herrschaft über den gesamten Mittelmeerraum und war in
dieser Zeit die Hauptstadt Kretas. Die noch teilweise erhaltene Titus-Basilika
ist das wohl auffallendste Gebäude der Anlage,
ein in Altgriechisch verfasster
Gesetzestext in der Mauer des Odeons faszinierte uns jedoch ungleich mehr.
Dieser Text war vermutlich zu römischer Zeit schon so alt, dass er als
historisch wertvoll galt. Er ist alternierend vorwärts und rückwärts
geschrieben und behandelt unter anderem die Bedingungen für Ehen zwischen
Sklaven und freien Bürgern.
Schon seit einigen Tagen hatten wir
steigende Kraftstoffpreise an den Tanksäulen im Vorüberfahren registriert,
hatten auch in Erfahrung gebracht, dass zeitweilig streikbedingt die
Fährverbindung zum Festland eingestellt worden war, aber erst als wir
vormittags einen LIDL betraten, wurde uns klar, was dies wirklich für
Auswirkungen hatte. Der Supermarkt war regelrecht leergefegt, es mangelte am
Nötigsten. Anscheinend hatte es Hamster-Käufe gegeben, nicht einmal Zucker
konnten wir auftreiben.
Nach diesem unbefriedigenden
Einkaufserlebnis drangen wir wieder ins Gebirge vor, zwei mit besonderen
Fresken geschmückte Kirchen warteten auf unseren Besuch- oder auch nicht. Die
erheblich bedeutendere fanden wir verschlossen vor und da wir es inzwischen
gewohnt sind, nach Schlüsseln zu fragen, fuhren wir in den nächsten Ort zurück.
Dort erfuhren wir, dass der einzige Mönch, der das Kloster Vrontissi noch
bewohnt, den Schlüssel verwahre. Die fünf Kilometer bis dort waren schnell
absolviert und dieses Kloster hätten wir ohnehin besichtigen wollen. Kaum
hatten wir den Innenhof der Anlage betreten und den Mönch, der in Gesellschaft
Einheimischer bei Fanta und Keksen saß, begrüßt, da wurde Svenja vom
Klosterhund regelrecht besprungen. Er wollte auch partout nicht von ihr
ablassen und anstatt zu helfen, hatte Nathan nichts Anderes zu tun, als das
Geschehen auch noch auf Fotos zu bannen.
Den Mönch nach dem Schlüssel zu fragen,
gestaltete sich erstaunlich schwer, denn bevor wir auch nur festgestellt
hatten, ob er des Englischen mächtig war, waren zwei Stühle bereit gestellt,
zwei Plastikbecher mit Fanta gefüllt und ein Teller mit Keksen vor uns
bereitgestellt. Das Gespräch fand zwar um uns herum statt, doch fühlten wir
einmal mehr die griechische Gastfreundschaft, von der sich ein Großteil der
Deutschen eine große Scheibe abschneiden sollte. In einem günstigen Moment
gelang es uns schließlich nach dem Schlüssel zu fragen und der Mönch teilte uns
mit, dass die Kirche, deren Fresken als die wertvollsten Kretas gelten,
ausschließlich samstags von 6-9 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes geöffnet
sei.
Ein wenig enttäuscht fuhren wir in den
Ort Zakos zurück, füllten unsere Wasserreserven mit dem angeblich besten Wasser
der Insel und bogen in Richtung Rouwas-Schlucht ab. Der Wanderparkplatz davor
lag malerisch an einem Forellenteich und wir fühlten uns direkt heimisch.
Nach
einer ruhigen Nacht erwanderten wir die Schlucht,
kehrten zum Auto zurück und
genossen einen entspannten Abend in der herrlichen Natur. Schon des Öfteren
haben wir die Erfahrung gemacht, dass die zweite Nacht am gleichen Ort nicht so
komplikationslos verläuft wie die erste. Das war auch hier der Fall, weil
nachts irgendein Schwachkopf im Auto vorfuhr und wie wild (vermutlich mit
einer Schreckschusspistole) in Richtung des Sees feuerte und danach wieder
hinab ins Dorf fuhr. Wir hatten erst vermutet, er habe auf die zahlreichen
Gänse am Ufer geschossen, aber deren neugierige Hälse reckten sich morgens
wieder in den Bus, als wir diesen öffneten. Wir brachen gemächlich auf, um ja
nicht zu früh beim Gottesdienst anzukommen – es war nämlich Samstag. Doch anscheinend
sind wir nicht mehr in der Lage auszuschlafen, wir stießen um halb 8 in der Valsamonero-Kapelle zur
betenden Gesellschaft, die uns zwar verwundert anstarrte aber sehr herzlich
aufnahm. Selbst ältere Damen machten Svenja Platz auf den wenigen Sitzbänken,
die durch einige Plastikstühle ergänzt wurden, die so gar nicht in die einzig
von Kerzenlicht erleuchtete Szenerie passten. Auch wenn wir nicht ein Wort
verstanden, waren wir wieder einmal fasziniert von der Geschwindigkeit mit der
speziell griechische Mönche reden oder singen – der Übergang ist fließend.
Nachdem wir uns an den Fresken, die wir einsehen konnten, satt gesehen hatten,
verließen wir so unauffällig wie möglich das Gotteshaus.
Kurz spielten wir mit dem Gedanken eine dritte Nacht am Forellenteich zu verbringen, doch dann siegte die Neugier und wir beschlossen den Küstenabschnitt westlich von Iraklion zu erkunden, den wir bei unserer Ankunft achtlos durchfahren hatten. Zunächst stand Fodele auf dem Plan. Dort soll 1541 ein gewisser Dominikos Theotokopolous das Licht erblickt haben. Ja, der Name ist schwierig auszusprechen, deshalb nannte er sich auch bald El Greco. Sein vermeintliches Geburtshaus steht in Orangenhainen gebettet und war wie so vieles zurzeit verschlossen. Uns blieb nur der Blick auf die kleine Kirche daneben.
Kurz spielten wir mit dem Gedanken eine dritte Nacht am Forellenteich zu verbringen, doch dann siegte die Neugier und wir beschlossen den Küstenabschnitt westlich von Iraklion zu erkunden, den wir bei unserer Ankunft achtlos durchfahren hatten. Zunächst stand Fodele auf dem Plan. Dort soll 1541 ein gewisser Dominikos Theotokopolous das Licht erblickt haben. Ja, der Name ist schwierig auszusprechen, deshalb nannte er sich auch bald El Greco. Sein vermeintliches Geburtshaus steht in Orangenhainen gebettet und war wie so vieles zurzeit verschlossen. Uns blieb nur der Blick auf die kleine Kirche daneben.
Mehr Glück hatten wir beim Moni
Savathiana, einem Nonnenkloster mit Fernblick auf Iraklion.
Ausnahmsweise waren wir während unserer Besichtigung nicht die einzigen Gäste, eine griechische Familie war ebenfalls anwesend. Als wir eigentlich schon auf dem Weg nach draußen waren, wurden wir vom ältesten Mitglied der Familie –einem ca. 75-jährigen Mann- auf deutsch in das Verkaufshäuschen der Nonnen gebeten. Fast vermuteten wir, dass wir nun aus Höflichkeit etwas aus dem Klosterladen kaufen müssten - es wäre nicht das erste Mal gewesen - doch weit gefehlt! Unverhofft waren wir in ein Familienfest zu Ehren eines vor 6 Monaten verstorbenen Bruders einer Nonne geplatzt und wurden trotz des privaten Anlasses dazu gebeten. Es stellte sich heraus, dass vier der fünf anwesenden Familienmitglieder deutsch sprachen und sich sehr für unsere Reiseform interessierten. Wir bekamen Kaffee und in Zucker eingelegte Quitte (griechische Gastfreundschaftsgeste) serviert und so manches vom griechischen Alltag erzählt. Als nach einer Stunde die Glocken den Trauergottesdienst einläuteten, war es für uns an der Zeit die Trauergemeinschaft zu verlassen, nicht ohne mit den besten Wünschen und warmen Umarmungen verabschiedet zu werden. Wir nutzten die Gelegenheit und übernachteten direkt vor dem Kloster, nur das Abschiedshupen unserer neuen Freunde schreckte uns noch einmal auf.
Ausnahmsweise waren wir während unserer Besichtigung nicht die einzigen Gäste, eine griechische Familie war ebenfalls anwesend. Als wir eigentlich schon auf dem Weg nach draußen waren, wurden wir vom ältesten Mitglied der Familie –einem ca. 75-jährigen Mann- auf deutsch in das Verkaufshäuschen der Nonnen gebeten. Fast vermuteten wir, dass wir nun aus Höflichkeit etwas aus dem Klosterladen kaufen müssten - es wäre nicht das erste Mal gewesen - doch weit gefehlt! Unverhofft waren wir in ein Familienfest zu Ehren eines vor 6 Monaten verstorbenen Bruders einer Nonne geplatzt und wurden trotz des privaten Anlasses dazu gebeten. Es stellte sich heraus, dass vier der fünf anwesenden Familienmitglieder deutsch sprachen und sich sehr für unsere Reiseform interessierten. Wir bekamen Kaffee und in Zucker eingelegte Quitte (griechische Gastfreundschaftsgeste) serviert und so manches vom griechischen Alltag erzählt. Als nach einer Stunde die Glocken den Trauergottesdienst einläuteten, war es für uns an der Zeit die Trauergemeinschaft zu verlassen, nicht ohne mit den besten Wünschen und warmen Umarmungen verabschiedet zu werden. Wir nutzten die Gelegenheit und übernachteten direkt vor dem Kloster, nur das Abschiedshupen unserer neuen Freunde schreckte uns noch einmal auf.
Und dann kam der Tag des Wiedersehens,
Svenjas Eltern hatten sich ein zweites Mal angekündigt und sollten heute in
Iraklion landen. Wir nutzten die erste Hälfte des Tages um uns einen ersten
Eindruck der kretischen Hauptstadt zu verschaffen. Bei unserer morgendlichen
Ankunft fanden wir die Stadt nahezu verwaist vor. Wir parkten zentral und
wanderten zum Ikonenmuseum, doch auch hier standen wir vor verschlossenen
Toren. Nur aus den Lautsprechern der Kathedrale tönte die Stimme des Priesters.
Auf dem Rückweg zum Auto kamen uns dann doch noch Menschen entgegen,
anscheinend fand ein Stadtlauf statt. Aber wer erwartet, dass die Griechen für
so eine Lappalie Straßen sperren, der irrt.
Ein kurzes Frühstück im Schlumpf später, änderte sich das Straßenbild allmählich. Die Geschäfte öffneten, die Parkplätze füllten sich und als wir abermals die Eingangspforte des Ikonenmuseum überprüften, fanden wir sie geöffnet vor. Herzstück der Sammlung sind sechs Ikonen von Damaskinos.
Ein kurzes Frühstück im Schlumpf später, änderte sich das Straßenbild allmählich. Die Geschäfte öffneten, die Parkplätze füllten sich und als wir abermals die Eingangspforte des Ikonenmuseum überprüften, fanden wir sie geöffnet vor. Herzstück der Sammlung sind sechs Ikonen von Damaskinos.
passend zur Weihnachtszeit... |
Danach durchwanderten wir den südlichen Part der Innenstadt und machten uns dann auf den Weg zum Flughafen, an dem wir pünktlich um
17 Uhr auf Svenjas Eltern warteten...
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