Dienstag, 13. Dezember 2016

Erstmal ankommen...

Hundemüde kämpften wir uns auf der Suche nach einem Fleckchen zum Ausruhen erst aus der quirligen Inselhauptstadt und später über die neue Nationalstraße entlang der Nordküste. Zunächst suchten wir unser Glück in der kleinen Bucht von Bali.


Wie sein Namensvetter in Indonesien wird auch dieser Ort im Sommer heillos überfüllt sein. In Ermangelung eines Parkplatzes stellten wir uns einfach auf die Hauptstraße -es war ja eh nichts los- und fanden "unseren" ersten kretischen Strand von Sonne und Wifi bestrahlt vor.


Nach Vollendung eines Blogeintrags und einigen erfolglosen Schlafversuchen zogen wir weiter; so mitten im Dorf wollten wir dann doch nicht übernachten. Einige Kilometer weiter war Nathan dann - wenngleich Fahren nach Schlafmangel durch seinen Job bei den Maltesern gewohnt - an seiner Belastungsgrenze angekommen und Svenja übernahm das Steuer. Obwohl wir an diesem Tag keine allzu hohen Ansprüche stellten, fand Svenja eine einsame Bucht mit geschlossener Taverne. Ein traumhafter Kiesstrand und Highspeedinternet rundeten das Gesamtbild ab. Kaum angekommen, streckten wir alle Viere von uns und erfreuten uns am Nichtstun.


Da uns dieser Platz so zusagte, drehten wir -nach einer doppelten Portion Schlaf- eine Runde durch das Amari-Tal und verbrachten eine weitere Nacht am gleichen Ort.
An der kurvigen und teilweise sehr schmalen Straße hinauf in das Hochtal liegt das Nationalheiligtum Kretas: Moni Arkadi.


Wir traten durch das weit geöffnete Tor in den Klosterinnenhof und nahmen sogleich die friedvolle Stimmung wahr, die dort herrschte.


Die Eintrittskosten wurden uns aufgrund eines akuten Wechselgeldmangels erlassen und schon bald lauschten wir der tiefen und sanften Stimme eines schwarzbekittelten, langbärtigen Mönchs, der einer kleinen griechischen Touristengruppe von der blutigen Geschichte dieses Ortes erzählte. Dass die Kreter dieses Kloster als Nationalheiligtum sehen, liegt zum einen an ihrem besonderen Stolz und Unabhängigkeitsverlangen, zum anderen an eben jenen Begebenheiten, die sich 1866 hier abgespielt haben. Im Zuge einer der vielen Revolten gegen die türkische Herrschaft waren ungefähr 750 Kreter, zumeist Frauen und Kinder, in aussichtsloser Lage in dem Gebäude eingekesselt worden. Gemäß der Parole "Freiheit oder Tod" sprengten sie sich, vom Abt des Klosters angeführt, in die Luft und nahmen tausende Türken mit in den Tod.
Die damals Gestorbenen sind zu mystifizierten Helden verklärt worden und werden in einer Nische des Klosters mit einer Art Schrein geehrt. Generell spielten die kretischen Klöster stets eine tragende Rolle, wenn es darum ging, die Selbstbestimmung des Inselvolks zu wahren oder zurück zu erlangen.
Nicht umsonst kommen solche Denkmäler zustande:


Die restlichen Klöster der Umgebung, für deren Besichtigung wir uns entschieden, fanden wir zumeist in recht trostlosem Zustand oder zumindest verschlossen vor. Am folgenden Tag erkundeten wir Rethimnon, die drittgrößte Stadt Kretas. Als erstes stiegen wir zur Fortezza hinauf und verschafften uns einen wundervollen Rundblick.
Im Herzen der Anlage steht noch eine Moschee aus der türkischen Besatzungszeit, ansonsten ist abgesehen von den Verteidigungsmauern nicht viel erhalten geblieben.


Die Innenstadt ist geprägt von teils verfallenen, teils restaurierten türkischen Wohnhäusern mit Holzfassade und -balkon sowie von überwucherten Gassen, wie dieser:


Als wir genug "Großstadtflair" aufgesaugt hatten, war es Zeit für ein Bad an unserem nächsten Privatstrand, der diesmal ein wenig größer ausfiel.


Ein paar umherstromernde junge Männer durchkreuzten jedoch die Exklusivität des Ortes und unsere Übernachtungspläne und wir fühlten uns gezwungen, einige Kilometer weiter - in Georgiopolis, in einem kleinen Wäldchen nahe dem Hafen - zu schlafen.
Starker Wind weckte uns und ließ uns früher als geplant an der Uferpromenade entlang flanieren, von der ein steinerner Steg zu einem kleinen Kapellchen hinüber führt.


Da Georgiopolis sonst nicht viel bot, um unseren Erkundungstrieb zu befriedigen, begaben wir uns auf die Halbinsel Akrotiri, genauer gesagt zum Kloster Agia Triada. Schon beim Aussteigen aus dem Bus hallte die dunkle Stimme eines Mönchs zu uns herüber, der aufgeregt in sein Handy sprach und uns kaum Beachtung schenkte.


Dieses Geschehen direkt vor dem Eingangsportal wurde direkt dahinter vom zweiten Mönch kontrastiert. Er bewegte sich nur sehr selten und dann auch nur, um mit seiner Zeitung nach den Fliegen zu schlagen, die seine Andacht störten.



Neben dem Kirchengebäude befindet sich inmitten der Farbenpracht des Klostergartens auch ein Baum, dem nachgesagt wird, dass er Orangen, Mandarinen, Zitronen und Limetten trage. Zumindest die beiden orangenen Fruchtsorten können wir bezeugen.
Beim fast nebenan liegenden Governeto-Kloster sah die Welt ganz anders aus. Am Eingang zum ausgedehnten Grundbesitz des Ordens außerhalb seiner Wehrmauern (auch von hier aus wurde nicht nur einmal der Aufstand gegen die Türken geprobt) stand ein Schild, demzufolge nahezu alles verboten war, was das Leben lebenswert macht- selbst die Nahrungsaufnahme im Freien wäre der Heiligkeit des Ortes nicht angemessen gewesen. Wir stapften daran vorbei und erwanderten die sogenannte Bärenhöhle, die in der Antike der Artemis geweiht war und etwas später die Reste einer ehemaligen Klosteranlage, die sich in die zerklüftete Schluchtenlandschaft gut einfügte.


Auch auf unserem Rückmarsch hatte das Hauptkloster noch geschlossen und wir entschieden uns, nicht bis zur Abendöffnungszeit zu warten, sondern auf Schlafplatzsuche zu gehen. Kurz vor Chania, direkt neben einem Militärarreal- wurden wir fündig.
Die Halbinsel Akrotiri ist nämlich nicht nur Heimat des Flughafens Chania, sondern auch des größten NATO-Stützpunktes im Mittelmeerraum.
Nachdem uns der nächste Tag erst mit ein paar Tropfen Regen, dann mit Sonnenschein und Regenbogen begrüßt hatte, machten wir uns auf den Weg nach Chania.

Das Zentrum der lebendigen, jungen Stadt erstreckt sich um den venezianischen Hafen, an dessen – von einem eleganten Leuchtturm überragten- Promenade bunte Häuser um die Wette strahlen, um Fußgänger in die darin untergebrachten Lokale zu locken.


Wir folgten zunächst dieser Promenade um das Hafenbecken herum, später unserer Nase durch die Altstadtgassen.



Um eben jene Nase zu schonen, trugen wir einen Großteil unserer Wäsche zu einem Waschsalon, vor allem weil bei der derzeitigen Wetterlage das Trocknen im und um den Schlumpf herum nahezu unmöglich ist. Bei unserem Rundgang durch die Stadt stießen wir auf diese Kirche, die wie jede zweite in Griechenland, dem heiligen Nikolaus geweiht ist, aber durch eine skurrile Fassade mit Glockenturm und Minarett aus der Masse heraussticht. 


Svenja nutzte das große Angebot an niedlichen Läden, um ein wenig zu stöbern und kehrte vollbeladen (mit Säckle aufm Buckel) zum Auto zurück. Wir verließen die Stadt gen Westen und quartierten uns in einer Bucht in der Nähe von Afrata ein. Schon abends hatte starker Regen eingesetzt und auch morgens peitschte der Wind erbarmungslos dicke Regentropfen gegen unsere Scheiben. Meterhohe Wellen hielten uns von unserem morgendlichen Badespaß ab und da –von der Erde rot gefärbte- Sturzbäche die steile Asphaltzufahrt herab kamen, flüchteten wir zum Kloster Moni Gonies, fanden es aber menschenleer vor. Vermutlich waren auch die Mönche vor dem Wetter geflohen. Unterwegs bekamen wir noch einen Eindruck davon, wie sich kretische Ziegen vor Unwetter schützen:


Aber auch wir fanden eine Möglichkeit der Nässe zu entgehen und uns auf die kommenden Tage vorzubereiten.


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