Samstag, 12. November 2016

Auf den Spuren der Alten Griechen

Unser erstes Ziel auf dem Festland war das Nekromanteion, ein antikes Totenorakel, in dem in der Antike Leichtgläubige um ihr Erspartes gebracht wurden.
Die Pilger, die hierher kamen, um mit einem toten Freund oder Angehörigen zu sprechen, wurden tagelang isoliert und mit Drogen vollgepumpt, um schließlich in Trance von lebensgroßen Figuren den Kontakt zur Unterwelt vorgetäuscht zu bekommen.


Die antike Ausgrabungsstätte der Stadt Efyra direkt nebenan war aus unerfindlichen Gründen geschlossen, sodass wir direkt zu unserer nächsten Übernachtungsstätte weiterzogen. Diese lag direkt oberhalb der wirklich traumhaft schönen Alonaki-Bucht, die wir ganz für uns allein hatten. 


Na ja, nicht ganz, schließlich haben die spät-sommerlichen Temperaturen auch einen gewaltigen Nachteil – es gibt noch Mücken und davon ziemlich viele. Es folgte der 28.10., der in Griechenland, welches an diesem Tag allerorten im blau-weißen Flaggenmeer versinkt, ein Feiertag ist. Daher war auch der Eintritt zu allen antiken Stätten und Museen in staatlicher Hand frei. Das nutzte uns in Kassopi allerdings gar nichts, denn die einzigen, die eine Eintrittsgebühr hätten verlangen können, waren die Mitglieder einer Ziegenherde (Ob da wohl Kirke ihre Finger im Spiel hatte?). Wie auch immer, die Pforte für Fußgänger war nicht verschlossen und wir waren mit unserem Interesse am fantastisch gelegenen Amphitheater und den weiteren steinernen Resten allein.


31 v. Chr. waren die Einwohner dieser Stadt, wie die 70 weiterer Städte, von Kaiser Augustinian nach Nikopolis zwangsumgesiedelt worden, einer Stadt, die er sich als Denkmal für eine gewonnene Schlacht setzten wollte. Damit haben wir auch schon die perfekte Überleitung zu unserem nächsten Ziel. Nikopolis liegt nur wenige Kilometer südlich und bot uns die Möglichkeit den Schlumpf mal an der Justinian-Stadtmauer schnuppern zu lassen:


Die Ruinen der einstigen 100.000-Einwohner-Stadt liegen weit verteilt, sodass wir einige Zeit brauchten, bis wir alles erwandert hatten. Das zur Stätte gehörende Museum lag direkt auf unserem weiteren Weg bevor wir durch den Unterwassertunnel von Preveza nach Aktio fuhren. Da die Spiegelreflex seit Tagen nichts als verschwommene Bilder lieferte, warfen wir unsere Pläne einmal mehr über Bord und steuerten nicht Delphi, sondern Patras an, um eine neue Kamera zu kaufen. Nach einer Übernachtung in der abgelegenen Schweinebucht fuhren wir vormittags in Patras ein, nachdem wir das mautpflichtige Monstrum von Brücke überquert hatten, das die Peloponnes mit dem Festland verbindet.


Die Suche nach einem Elektronik-Fachgeschäft wurde zur echten Herausforderung - Saturn/Media Markt gibt es in Griechenland nur in Athen und Thessaloniki. Nach langer Suche fanden wir dann aber doch ein Geschäft, in dem es genau eine Pentax K-50 gab, genau unser vorheriges Modell. Wir schlugen nach reiflicher Überlegung zu und kehrten Patras den Rücken.

Den Tag südlich der hektischen Stadt ausklingen zu lassen, erschien uns verheißungsvoller. 
Am anvisierten Schlafplatz begegneten wir seit langem mal wieder Campern, vornehmlich aus Deutschland. Wir gesellten uns dazu, nutzten den einsamen Strand für ein Bad, flohen mit einsetzender Dämmerung jedoch vor der Kombination aus einem grellen Flutlichtstrahler und mehreren Camping-Verbotsschildern. Der Schotter-Fluchtweg durch den Pinienwald, den wir nahmen, wurde zunehmend schmaler und holpriger, der Schlumpf wackelte tapfer hin und her, kämpfte sich durch tiefe, matschige Pfützen und stand letztlich doch ratlos vor einem von Menschenhand aufgetürmten Hindernis aus aneinander gereihten Erdwällen, das nur mit Geländewagen zu passieren war. Wir hatten das Gefühl, dass diese Barriere explizit zur "Abwehr" von Wohnmobilen errichtet worden war, die hier im Sommer vermutlich in Scharen anrücken. Da sich der Weg kurz zuvor gegabelt hatte, versuchten wir die Rampen zu umfahren, gerieten dabei auf eine noch schlechtere Piste, die schließlich durch die Reste von Baumfällarbeiten vollends unpassierbar wurde und mussten auf schmalstem Pfad rückwärts durch die Nacht rütteln, bis wir eine Stelle fanden, an der wir in gefühlten 38 Zügen wenden konnten. Es ging also zurück über alle so tollkühn überwundenen großen und kleinen Hindernisse bis zur Asphaltstraße. Leider war es nun notwendig geworden den riesigen Pinienwald zu umkurven und erst südlich davon möglich zum Strand zurückzukehren. Dies taten wir auch und fanden doch noch die erhoffte Nachtruhe. Leider hat unser blauer Freund von einigen der Peitschenhiebe, die die Äste der Bäume austeilten, Narben davon getragen.
Die Sagen des klassischen Altertums von Gustav Schwab, genauer gesagt die Herakles-Sage, wurde zur akustischen Untermalung unserer nächsten Tagestour. Nicht ganz grundlos, denn zunächst steuerten wir Elis an, jenen Ort, an dem Herakles die beiden Flüsse Alpheios und Pinios dazu genutzt haben soll die Ställe des Königs Augias an nur einem Tag vom Mist zu reinigen. Sicher jedoch war die Stadt in der Antike lange Zeit Ausrichter der Olympischen Spiele, die ein gewisser Herakles ins Leben gerufen haben soll. Und so diente Elis nicht nur den antiken Wettkämpfern, sondern Jahrtausende später auch uns noch als Vorbereitungsort für Olympia. Vorher fühlten wir uns jedoch noch verpflichtet, uns im traurig anzuschauenden Gästebuch des Museums zu verewigen, in das seit 2 Wochen lediglich die Aufseher jeden Tag fein säuberlich das Datum eingetragen hatten. 

Museum in Elis

Olympia, und dort vor allem der Einmarsch ins Stadium, war für uns Ex-Leistungssportler die Erfüllung eines lange gehegten Traumes.


Wir versetzten uns gedanklich in die Lage der Sportler, die voller Vorfreude, die 40000 Zuschauer hörend, durch den Tunnel in die Arena einlaufen durften.
Aber auch sonst stehen noch (oder teilweise auch wieder) imposante Reste von Tempeln und Sportstätten.


Am Hera-Altar wird alle 4 Jahre die Olympische Fackel entzündet, die dann per Staffellauf in den Austragungsort der Spiele gebracht wird.

 Wir hatten gerade keine Fackel dabei

Gleich 3 Museen befinden sich auf dem Gelände der Ausgrabungsstätte, von denen das Archäologische Museum das interessanteste für uns war. Dort bewunderten wir den Hermes von Praxiteles sowie eine Vielzahl an Statuen, Votivgegenständen und Dingen des Alltags.


Im Museum der antiken Olympischen Spiele bekamen wir ein gutes Verständnis davon, wie die Spiele damals organisiert waren, das Museum der neuzeitlichen Spiele ließen wir aus. 
Im Schilfgras eines kleinen Sees fanden wir ein idyllisches, sichtgeschütztes Plätzchen für die folgende Nacht, nach der es uns erneut in die Berge verschlug.
Immer den Schildern zum Tempel in Bassai folgend, gewannen wir stetig an Höhe. Wir gönnten uns allerdings noch einen Abstecher zum Stomio-Wasserfall am Flüsschen Neda.


Der Badespaß wurde jedoch leider von der Temperatur des Wassers zeitlich stark begrenzt. 
Wieder am Auto, schraubten wir uns auf 1000 Meter hinauf zum Apollon-Tempel, einem der ältesten erhaltenen griechischen Tempel (ca. 420 v. Chr.). Einst stand er weit sichtbar, majestätisch inmitten dieser einsamen Bergwelt, in die er sich passend einfügte- nicht zuletzt, da seine Säulen aus dem Gestein der umliegenden Berge errichtet wurden. Verglichen damit ist der Zustand, in dem wir ihn vorfanden, geradezu bedrückend. Ein Zelt von immensen Ausmaßen überspannt nicht nur den Tempel, sondern auch etliche Konstruktionen zur Stabilisierung desselben. 


Dieses aufwändige Unterfangen wurde notwendig, weil der Tempel, der in einem erdbebengefährdeten Gebiet steht, drohte einzufallen. Unter dem riesigen Dach ließ sich die Größe der Anlage nur schwer erahnen und noch schwerer fotografieren.


Unterwegs fanden wir bei Karitena noch diese kleine, süße Brücke:


Unser Lager schlugen wir an diesem Parkplatz neben einer Brücke über den Lousios auf:



In diesem Fluss wurde angeblich Zeus direkt nach seiner Geburt gebadet. Diverse Zeugenaussagen lassen vermuten, dass sich zuletzt auch Tarzan in diesem Gewässer erfrischt haben soll. 


Direkt gegenüber stießen wir auf die Reste einer antiken Badestelle-Gortis.


An diesem Ort gefiel es uns prächtig und daher blieben wir für zwei Nächte, allerdings auch, weil die Lousios-Schlucht zu den vermutlich schönsten Wandergebieten der Peloponnes gehört. Und so stiefelten wir entlang des glasklaren Flusses durch den Canyon, bis wir vor dem in den Felsen gebauten Prodromou-Kloster standen, in dem wir mit Kaffee und Süßigkeiten verpflegt wurden, Fresken bestaunten, die auf völlig unebener Grundfläche auf den Felsen aufgetragen worden waren und uns preiswert mit Ikonen eindeckten. 


Nachmittags erlebten wir noch eine Lehrstunde der griechischen Gastfreundschaft. Einer der Griechen, die zum Entspannen an den Fluss gefahren waren, inspizierte neugierig unser Auto und fragte, ob wir darin wohl einen Korkenzieher aufbewahrten, den er sich leihen könne. Wir überreichten ihm eines unserer Taschenmesser und erhielten "zur Belohnung" eine Flasche Wein- Gegenwehr zwecklos.

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