Am nächsten Morgen
entpuppte sich unser Platz jedoch als äußerst tückisch. Anscheinend war es
unserer Batterie hier zu kalt gewesen und der Tag Pause hatte ihr wohl auch
nicht unbedingt gut getan. Jedenfalls ignorierte sie unsere Motorstartversuche.
Da standen wir nun, die nächste Ortschaft lag 7 Kilometer entfernt und nach den
Erfahrungswerten vom Vortag würde auch niemand bis zum Mittag vorbeikommen. Wir
überlegten kurz, wie lange es wohl nach einem Anruf beim ADAC dauern würde, ehe
wir Gesellschaft bekämen und kamen zu dem Entschluss, dass es sinnvoller sei, zur
1,5 Kilometer entfernten „Hauptstraße“ zu laufen, an der alle 20-30 Minuten ein
Auto fuhr. Auf dem Weg dorthin begegnete uns ein Pilze sammelnder Grieche, der
unser Problem verstand ohne des Englischen mächtig zu sein und uns bedeutete,
dass in einer halben Stunde einer seiner Bekannten sowieso dort unten
vorbeifahren werde und gewiss hilfsbereit sei. Wir liefen zum Auto zurück und
warteten. Kein Grieche kam, stattdessen traf ein kanadisches Pärchen in einem
Mietwagen ein, das vom Pilzsammler schon vorgewarnt war. Normale
Überbrückungsversuche blieben erfolglos und wir sahen uns genötigt den Schlumpf
den Hang hinaufzuschieben. Das ohnehin schon reichlich mühselige Unterfangen
wurde dadurch noch erschwert, dass wir ihn mit der Schnauze nach oben geparkt
hatten, ihn aber nun andersrum brauchten – also wurde er per Handarbeit am Hang
gewendet. Als wir ihn schließlich den Berg weit genug empor gekämpft hatten,
schoben wir ihn mit Schwung wieder in Richtung Schlucht. Durch das Einkuppeln im 2. Gang (und direkt anschließendes Bremsen, um nicht in der Schlucht zu landen) tuckerte der Dieselmotor friedlich vor sich hin. Wir
bedankten uns tausendfach bei den beiden und waren uns nun endgültig einig,
dass die Batterie nicht durch unser Verschulden, sondern aus eigener Schwäche
heraus, den Geist aufgab; somit war eine Fahrt in die Werkstatt unumgänglich.
Wir passierten das malerisch am Berg liegende Karitena mit seiner prächtigen
Festungsanlage ein zweites Mal. Eigentlich hatten wir geplant es auf dem
Rückweg zu besichtigen, wir hatten allerdings noch nicht wieder genug Kilometer
gefahren, um den Motor abzustellen. Somit ging es nach Megalopolis, trotz
seines Namens nicht gerade riesig, aber immerhin der größte Ort weit und breit.
Eine reguläre Werkstatt fanden wir nicht, wohl aber eine Tankstelle, an der
Batterien verkauft wurden. Der Tankwirt beharrte jedoch ohne sachliche Prüfung
der alten so inständig darauf uns eine neue Batterie zu verkaufen und wirkte
auch sonst nicht sonderlich kompetent, dass wir es vorzogen eine Zweitmeinung
einzuholen. Wir setzten unsere geplante Tour fort und all unsere Hoffnung in
die „Metropole“ des peloponnesischen Südens: Kalamata. Bis dahin achteten wir
darauf, für etwaige Überbrückungen erreichbar und mit der Schnauze nach unten
zu parken. Auch erschien es uns sinnvoll, himmlischen Beistand einzuholen und
so gurkten wir über Kleinststraßen zum Kirchlein Agia Theodora. Prinzipiell ein
Kapellchen wie es abertausende in Griechenland gibt, wäre da nicht ein kleiner
Wald von 17 Eichen, der auf dem Dach der Kirche wächst. Okay, zugegebenermaßen
ist auch das noch nichts besonders Besonderes, der eigentliche Clou besteht
darin, dass man weder von innen noch von außen die Stämme der Bäume erblicken
kann, sie wachsen geradezu aus den Mauern heraus durchs Dach.
außen |
innen |
An so einer
Wunderstätte sprang unser Motor natürlich ohne Probleme an und so schlängelten
wir uns auf ähnlich abenteuerlichen Wegen weiter gen Süden nach Messene. Hätten
wir diese Ausgrabungsstätte nicht unterschätzt, hätten wir damit vermutlich bis
zum nächsten Tag gewartet. So blieben uns nur 45 Minuten für den Rundgang durch die fantastisch
rekonstruierte Stadt, deren Lage am Hang umwerfende Fernblicke über die gesamte
Anlage erlaubt.
Das bemerkenswerteste Gebäude war aber wohl das Stadion.
Da uns der Sinn nach einem etwas beschaulicheren
Tagesprogramm stand und der Hauptplatz des Ortes aussah, als wäre dort ein
offizielles Wohnmobiltreffen vereinbart worden, wollten wir dort für den Rest
des Tages bleiben, ein paar Tassen Kaffee schlürfen und am Blog feilen. Gegen
Abend sprach uns eine Amerikanerin, die nun in Methoni ihren Alterswohnsitz
gefunden hatte an und bot uns an, auf ihrem Grundstück zu übernachten. Das wäre
uns natürlich erheblich wohler gewesen, als der Dorfplatz und wir sagten zu,
eine Stunde später zu ihr zu kommen. Leider erwies sich ihre Wegbeschreibung
als völlig irreführend und wir fanden uns plötzlich auf einem –wir nennen es
gnädigerweise mal Weg- wieder, der in Längsrichtung von einem Graben durchzogen
war, der millimetergenau zwischen unsere Räder passte. Zum Wenden gab es keinen
Platz und zum Rückwärtsfahren war das Gefälle zu steil. Nachdem wir uns
irgendwie aus dieser misslichen Lage befreit hatten (Danke, Schlumpf), waren
wir das Suchen leid und fuhren schweißdurchtränkt und ein wenig enttäuscht (es
hätte so schön sein können) weiter.
Das bemerkenswerteste Gebäude war aber wohl das Stadion.
Nach der Besichtigung
suchten wir uns einen einsamen Platz in einer der ungezählten
Olivenbaumplantagen, die das Landschaftsbild in dieser Gegend prägen und
erreichten am nächsten Vormittag den Palast des Nestor bei Pylos. Damit begaben
wir uns erneut auf Homers Spuren, denn Telemach soll auf der Suche nach seinem
Vater Odysseus in diesem Palast eingekehrt sein. Selbst von seinem Bad -in
vermutlich dieser Badewanne- weiß die Sage zu berichten, daher ist sie das
Prunkstück der Stätte.
Wir setzten unseren
Weg fort und stießen auf zwei Buchten in unmittelbarer Nähe zueinander.
Die wesentlich
größere davon nennt sich Navarino-Bucht und ist auch historisch interessant,
denn hier fand die für Griechenlands Unabhängigkeit von der Türkei
entscheidende Seeschlacht statt, interessanterweise ohne griechische
Beteiligung. Am Rand dieser Bucht hielten wir und wanderten auf den Felsen, der
die natürliche Barriere zur nächsten Bucht bildet. Auf diesem Felsen steht die Burg
Paläokastro, von der aus der vermutlich beste
Blick auf die Ochsenbauchbucht zu bestaunen ist.
Wir erwanderten auch
noch die Nestor-Höhle, die direkt unter der Burg im Felsen liegt und
beobachteten aus dem Schlumpf heraus das aufziehende Gewitter und beschlossen
das erste Mal auf dieser Tour direkt vor einem Camping-Verbots-Schild zu
übernachten.
Der nächste Tag
begann wie der letzte geendet hatte- regnerisch. Wir juckelten über die vom
Regen aufgeweichte Schotterpiste zurück auf die Teerstraße und wendeten uns
Methoni zu.
Dies ist ein kleiner Küstenort mit einer gigantischen
Festungsanlage direkt am Meer, zu der wir in der ersten Regenpause
hinüberwanderten.
In Petalidi fanden
wir eine Übernachtungsmöglichkeit, die in Schlagdistanz zum Hauptziel des
nächsten Tages, Kalamata, lag.
Den Namen habt ihr
weiter oben schon gelesen, ja es war nun endgültig Zeit, das Bangen, ob die
Batterie denn nun anspringt oder nicht, zu beenden. Die Straße nach Kalamata
hinein bot mindestens eine Werkstatt für jede Automarke, die wir kannten, nur
die VW-Werkstatt lag etwas abseits in einer Nebenstraße, konnte dafür aber mit
deutscher Beschriftung glänzen.
Deutsch konnte der
Besitzer allerdings nicht, das war aber bei guten Englischkenntnissen auch
nicht notwendig. Wir erstanden eine neue Batterie inkl. Einbau für 85€ und
bekamen eine große Portion Gastfreundschaft und zwei etwas kleinere Portionen
Kaffee obendrein dazu.
Die Reparatur unserer
Fahrerscheibe, die sich seit Juli weder hoch noch runter bewegt, musste
allerdings vertagt werden, weil freitags das nötige Ersatzteil auf die Schnelle
nicht auftreibbar war. Damit war unser Organisationstag allerdings noch nicht
ganz zu Ende, schließlich war unsere Reservegasflasche noch immer leer. In
Kalamata sollte es angeblich eine versteckte Stelle geben, die Gasflaschen füllte.
Versteckt war diese Stelle tatsächlich und als Svenja sich zu Fuß durch das Tor
des Grundstücks gewagt hatte, wurde sie von zwei riesigen Wachhunden gestellt,
die erst im letzten Moment zurückgerufen wurden. Der Besitzer erklärte uns, es
gäbe diese Gasfüllstation nicht mehr, sodass nur noch eine auf der gesamten
Peloponnes blieb, die wir ausprobieren konnten. Da wir uns ein paar Tage zuvor
mit einem Hamburger mit Wohnung nahe Gythio unterhalten hatten, und er uns mit
Bestimmtheit erklärte von dort würde den gesamten Winter eine Fährverbindung
nach Kreta bestehen, entschlossen wir uns den Ostteil der Peloponnes von Norden
her aufzurollen und fuhren einmal quer hindurch, um Gythio als letzten Ort
besuchen zu können. Wir fuhren bis in die Nähe von Argos nach Elliniko, wo wir
vor diesem ehemaligen Wachturm in Pyramidenform unser Nachtlager aufschlugen.
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