Sonntagmorgens erlebten wir Skopje
noch ein wenig verschlafen. Der Stadtverkehr rollte erst allmählich an und wir
fanden komplikationslos einen zentral gelegenen Parkplatz. Ganz entspannt konnten
wir ungestört geradewegs auf den riesigen Hauptplatz schlendern- nicht nur
dessen horizontale Ausbreitung, sondern auch die vertikale- in Form von kleinfamilienhaushohen
Statuen- allen voran Alexander der Große, neben dem nicht nur Svenja winzig
klein wirkte.
Das neu gestaltete Zentrum soll wohl vor allem Touristen aus
Russland und dem Nahen Osten anlocken, unseren Geschmack traf es nicht so
recht. Morgens hatten wir den Eindruck mehr Statuen als Menschen zu Gesicht zu
bekommen.
Von diesem Platz aus spazierten wir über die wieder aufgebaute alte Steinbrücke
und blickten dabei auf etliche übertrieben große Gebäude, unter anderem das des
Archäologischen Museums, das wir später besuchten. Fotografieren war strengstens
untersagt und um dieses Verbot zu kontrollieren, streifte eine Vielzahl an
Polizistinnen umher. Nachdem wir den Stadtteil des Größenwahns hinter uns
gelassen hatten, kamen wir in das alte, kleine Basarviertel, wo es uns schon
viiiiiiel besser gefiel.
Nachdem wir uns- den Greisen gleich- auf einer Bank
mit Burek und Sesamkringeln gestärkt hatten, tauschten wir große Scheine in
kleine und kauften ein wenig ein- hauptsächlich der Stimmung wegen; leider können wir Paprika nicht säckeweise im Schlumpf transportieren. Zum Abschluss besuchten wir
noch das futuristisch anmutende Erinnerungshaus der jüngst heiliggesprochenen und
in Skopje geborenen Schwester Theresa.
Wir machten uns, mit einem kurzen
Abstecher zum Kloster Nerezi, auf in Richtung Südosten und nahmen die
Landsträßchen durch das makedonische Nirgendwo, die parallel zur Autobahn
verliefen. Meistens bekommen wir dadurch einen besseren Einblick in das Leben
der ländlichen Bevölkerung und haben eine bessere Chance auf einen guten
Schlafplatz. Der Zustand der Pisten verschlechterte sich jedoch zusehends und
wir bogen in Sorge um den Schlumpf auf die Autobahn ab, die immerhin im Zustand
einer mittelmäßigen deutschen Landstraße war. Wir übernachteten erneut an einer
Tankstelle und erreichten kurz nach Einlassbeginn die alte römische Stadt
Stobi.
Dieses allerdings durch einen Nebeneingang für das Personal, sodass wir
die komplette Ausgrabungsstätte überqueren mussten, um in den Besitz von
Tickets zu kommen. Irgendwie schien das aber niemanden zu irritieren. Im
Ticketpreis (ca. 85 Cent pro Student) war eine außergewöhnlich informative
40-minütige Führung inklusive, bei der wir nicht nur viel zu den antiken
Steinen sondern auch zur makedonischen Lebensweise erzählt bekamen, aber auch ein
wenig von unserer Reise erzählen mussten. Viele ausländische Touristen verirren
sich nicht hierher, umso sehr freuen sich die Mitarbeiter ihr Wissen präsentieren
zu können.
Nachdem wir noch im Souvenirshop
eingekauft hatten, ging es weiter über Prilep zum Kloster Zrze. Es liegt am
Rande eines Talkessels in erhabener Position und ist es seit kurzer Zeit über
eine Asphaltstraße zu erreichen. Wir parkten auf dem Parkplatz unterhalb des
Klosters, der für uns allein etwas zu groß wirkte und stiegen die letzten Meter
zu Fuß hinauf.
Oben angekommen, empfing uns einer der 10 Mönche, die hier oben
leben, zeigte uns die kleine mit Fresken ausgeschmückte Kirche, erklärte uns,
dass die Madonnen- und die Jesusikone „falsch herum“ hingen, weil sie mehrfach
von alleine in diese Position zurückgekehrt seien, dass die Mönche bis zum
14.Jh in den Felshöhlen unterhalb des heutigen Klosterkomplexes gelebt hätten und
lud uns zum Verweilen auf den Sitzbänken im großen Garten ein.
Da in einem unserer Reiseführer
stand, dass man mit den Mönchen Kaffee trinken könne, fragte Nathan nach einem
Kaffee. Und tatsächlich schien dies gar keine so abwegige Frage zu sein,
erklärte sich der Mönch doch sofort bereit welchen zuzubereiten und kam schon
wenig später mit 2 Tassen und sogar einigen „Turkish Delight“ zurück. Diese
gehörten nun mal dazu, wenn man in Makedonien Kaffe trinke, erklärte er. Er
selbst hatte aber einen Besuch in Prilep vorzubereiten und trank deshalb nicht
mit. Wir genossen die Ruhe, den Blick auf das Tal, den guten Kaffee und
schauten den jungen Katzen beim Herumtollen zu.
Diese Oase kam für uns zum
rechten Zeitpunkt und wir beschlossen zu fragen, ob wir auf dem Parkplatz
übernachten dürften.
Als wir die Tassen
zurück brachten, empfing uns ein anderer Mönch, der sich als Tihon vorstellte
und nicht weniger entspannt wirkte als unser erster Gastgeber. Der Kaffee sei
ein Gastgeschenk und da wir ein kleines Andenken aus dem Souvenirshop kauften,
legte er noch 2 selbstgebastelte Lesezeichen oben drauf. Er war sehr
interessiert an unserer Reiseform, erklärte auf dem Parkplatz zu übernachten
wäre überhaupt kein Problem und erzählte vom Klosterleben. 6 bis 10 Stunden am
Tag sei Gottesdienst, die restliche Zeit würden Souvenirs gebastelt, der Garten
gepflegt und Gäste herumgeführt. Es sei schwierig ausreichend Schlaf zu
bekommen, aber das wäre nicht sonderlich schlimm, die Mönche lebten nun mal für
Gott. Seit 8 Jahren lebe er inzwischen in diesem Kloster; auf Nathans wohl
etwas indiskrete Frage nach seinem vorherigen Leben antwortete er etwas
verlegen, er sei Tattookünstler gewesen. Viel habe sich aber nicht verändert,
nun male er halt Ikonen.
Die Nacht war unglaublich ruhig,
wir schliefen ausnahmsweise einmal bis 8 Uhr durch. Schon auf unserem Weg zum
Kloster hatten wir am Rand der Straße weite Felder gesehen, auf denen Pflanzen
standen, die wir zunächst nicht einzuordnen wussten. Erst später begriffen wir,
dass es sich dabei um Tabak handelte. Das Leben der Tabakbauern ist, wie wir im
Gespräch mit Tihon erfuhren, extrem hart. Von März bis November würde – nicht
sonderlich Rücken schonend- geerntet werden.
Nach dem Transport in den
heimischen Hof
werden die Blätter per Hand aufgefädelt und zum Trocknen an die
Häuserwände gehängt.
Dabei helfen wohl schon die Allerkleinsten mit. Die
getrockneten Tabakblätter würden dann für ca. 2€ pro Kilo verkauft und von
größeren Unternehmen weiterverarbeitet.
Wir steuerten nun den
Mavrovo-Nationalpark an. Der vielgerühmte See entpuppte sich als mittelmäßig
schöner Stausee mit Hotel- und Restaurantpromenade, vermutlich hauptsächlich
für makedonische Touristen. Wir fuhren kurzerhand wieder ab, nun in Richtung
Debar. Wir schauten uns die nahe der Hauptstraße liegende Kirche Sv. Jovan
Bigorski mit ihrem unglaublich beeindruckenden Schnitzaltar an, in der gleich 3
Aufpasser sicherstellten, dass das Fotoverbot eingehalten wurde.
Abends erreichten wir noch den
Ohridsee und fanden diesen Traumplatz, der für 3 Nächte unser Zuhause werden
sollte.
Der See soll zu den ältesten, tiefsten und klarsten in Europa zählen.
Klar ist er wirklich, fast wie das Meer der Adriaküste, den Rest können wir
nicht beurteilen. So ruhig er bei Windstille daliegt, so sehr peitschen die
Wellen bei Wind und man fühlt sich, am Sandstrand sitzend, vollends ans Meer
versetzt.
Abermals erfolgte unsere
Körperpflege in einem stehenden Gewässer, das scheint langsam zur Gewohnheit zu
werden, aber es macht auch mehr Spaß als normal zu duschen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen