Von dieser großen Sackgasse
fuhren wir über eine holprige Straße in eine kleinere Sackgasse zur
Ausgrabungsstätte Apollonia. Da es schon dämmerte, beschlossen wir mit der Besichtigung
bis zum nächsten Morgen zu warten und parkten unterhalb des Eingangs auf einer
großen Wiese. Zunächst noch erstaunt über ein an uns vorbeikurvendes Auto,
wurde uns erst nach einer Weile klar, dass wir auf einer –einem Flussdelta ähnelnden-
Einmündung in einen Feldweg standen. In Ermangelung asphaltierter Alternativen
werden in Albanien Wiesen als Wege genutzt. Die meisten grüßten hupend, wie wir es
gewohnt waren, bis ein Auto mit discolauter Beschallung im Schritttempo
an uns vorbei schlich, kurzfristig zurücksetzte, stehenblieb, hupte und zu
unserer Überraschung mit einem älteren Pärchen besetzt war. Der Mann stieg aus,
klopfte an unsere Scheibe und reichte uns –kaum, dass die Scheibe geöffnet war-
lächelnd zwei Hand voll Birnen ins Auto hinein. Wir revanchierten uns mit einer
Tüte Maronen, von denen wir noch reichlich hatten und an deren Zubereitung wir
gerade werkelten.
Bei Sonnenaufgang war außer ein
paar Bauarbeitern und einem Wachmann niemand im archäologischen Park anzutreffen. Wir
spazierten durch die Reste der antiken Stadt, von der außer diesen
restaurierten Tempelresten nicht mehr viel erhalten ist.
Das angrenzende Kloster
wurde gerade restauriert und das Museum –Herzstück der Anlage- war aufgrund
technischer Probleme geschlossen, sodass wir die wenigen vor dem Eingang stehenden
Statuen aufs Genaueste inspizierten.
Danach ging’s weiter zum Llogara-Pass,
den Svenja für den Kauf von Berghonig bei dieser älteren Dame
und Nathan für eine Trainingseinheit
nutzte. Die hier auf über 1000 Meter Höhe ansteigende Küstenstraße lag im
oberen Bereich im Nebel, auf der Abfahrt eröffneten sich jedoch wunderbare
Ausblicke auf die Rivieraküste, die wir im weiteren Verlauf bis zum Südwest-Zipfel
Albaniens abfuhren. Dort liegt nämlich inmitten einer Sumpflandschaft die
wichtigste albanische Ausgrabungsstätte Butrint, die Relikte aus römischer, griechischer, byzantinischer und venezianischer Zeit aufzuweisen hat und zugleich den Status
eines Naturparks inne hat. Da wir nach Toreschluss ankamen, suchten wir einen
nahe gelegenen Parkplatz mit schönem, weitem Blick auf die Lagune auf, der sich
wenig später in eine deutsche Kolonie verwandelt hatte.
Die folgende Nacht gehörte zu den
unruhigsten bisher, –es stürmte, blitzte, donnerte und regnete unentwegt in
Strömen- sodass wir uns zeitweilig genötigt sahen, das Zeltdach einzuklappen. Somit
war es auch nicht verwunderlich, dass die Ruinenstadt am nächsten Tag komplett
unter Wasser stand.
Nicht nur im Baptisterium bildete sich ein Planschbecken, eigentlich sollte man hier einen Mosaikfußboden bestaunen können.
Viele der konstruierten Wege und
Brücken waren nicht begehbar. In weiser Voraussicht hatten wir die Wanderschuhe
geschnürt und konnten so auch die höher gelegenen trockenen Areale trockenen
Fußes erreichen.
Von der rekonstruierten Festung aus genossen wir den Ausblick
auf die Lagune und die dahinter liegende
Insel Korfu.
Auf dem Weg nach Gjirokaster
machten wir beim Kloster Mesopotam halt, dessen Außenwände mit Tiermotiven
verziert sind, aber nur noch durch eine Metallummantelung zusammen gehalten
werden.
Bei grauem Himmel und in
strömendem Regen machten wir uns wenig später auf den kurzen Marsch zum Blauen
Auge.
Adventure-Schlumpf und Svenja
haben sich alle Mühe gegeben euch alles Wissenswerte in diesem Video
mitzuteilen:
Völlig durchnässt, aber kostenlos
geduscht fuhren wir noch ein Stück weiter auf den Parkplatz eines Parks nahe
Gjirokaster, wo wir die restlichen ungefähr 400 Maronen zum Teil zu Maronellen (Maronenfrikadellen
à la Svenja) verarbeiteten und zum Teil grillten.
Maronelle mit Ketchup |
Als Nathan am nächsten Morgen
erwachte, erblickte er dies (kleine Anmerkung: die Kaffee-Konstruktion ist
„normal“).
Ohne Ofen war es Svenja gelungen heimlich einen leckeren
Kirsch-Pudding-Butterkekskuchen zu kreieren und das war nicht alles- grenzenlos
dekadent schlürften wir dazu Cappuccino mit Sahne. So startete Nathan
gerne in seinen 30. Geburtstag. Dass die albanischen Kirschen nicht entkernt
waren, tat der guten Laune keinen Abbruch.
In Gjirokaster auf dem kleinen,
aber sehr steilen Berg angekommen, fanden wir den letzten freien Parkplatz, bezahlten
gleich für einen ganzen Tag und ließen uns diesen Tag lang durch die Altstadt
treiben.
Gjirokaster wird auch die Stadt der 1000 Türme genannt, da die meisten
Wohnhäuser mit Verteidigungstürmen verstärkt sind. Ein besonders
eindrucksvolles Beispiel –das Zekate-Haus- besuchten wir auch von innen.
Das wehrhafteste Gebäude der Stadt
aber ist die auf einem Felsen liegende Festung.
Wir lauschten dem
Altstadttreiben, sahen der Bäckerin zu, wie sie an die Ladenbesitzer Plätzchen
verteilte und fühlten uns in einem Café rundum wohl, von dem aus wir auch mit
unseren Eltern skypen konnten.
Tiefenentspannt kauften wir als
Geburtstagsandenken einen kleinen Teppich und fuhren nach einigen Kilometern in
Richtung Griechenland von der Hauptstraße ab, um dort ein letztes Mal auf
albanischem Boden zu übernachten. Gegen 22.00 riss uns ein Klopfen an der
Scheibe aus dem Schlaf; es waren zwei Polizisten, die sich lediglich nach unserem
Befinden erkundigten und dann mit freundlichem Gruß verabschiedeten. Wenigstens
gratulieren hätten sie noch können…
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