Mittwoch, 26. Oktober 2016

Ein mit Maronen dekorierter Kuchen zum 30.

Von dieser großen Sackgasse fuhren wir über eine holprige Straße in eine kleinere Sackgasse zur Ausgrabungsstätte Apollonia. Da es schon dämmerte, beschlossen wir mit der Besichtigung bis zum nächsten Morgen zu warten und parkten unterhalb des Eingangs auf einer großen Wiese. Zunächst noch erstaunt über ein an uns vorbeikurvendes Auto, wurde uns erst nach einer Weile klar, dass wir auf einer –einem Flussdelta ähnelnden- Einmündung in einen Feldweg standen. In Ermangelung asphaltierter Alternativen werden in Albanien Wiesen als Wege genutzt. Die meisten grüßten hupend, wie wir es gewohnt waren, bis ein Auto mit discolauter Beschallung im Schritttempo an uns vorbei schlich, kurzfristig zurücksetzte, stehenblieb, hupte und zu unserer Überraschung mit einem älteren Pärchen besetzt war. Der Mann stieg aus, klopfte an unsere Scheibe und reichte uns –kaum, dass die Scheibe geöffnet war- lächelnd zwei Hand voll Birnen ins Auto hinein. Wir revanchierten uns mit einer Tüte Maronen, von denen wir noch reichlich hatten und an deren Zubereitung wir gerade werkelten.

Bei Sonnenaufgang war außer ein paar Bauarbeitern und einem Wachmann niemand im archäologischen Park anzutreffen. Wir spazierten durch die Reste der antiken Stadt, von der außer diesen restaurierten Tempelresten nicht mehr viel erhalten ist. 


Das angrenzende Kloster wurde gerade restauriert und das Museum –Herzstück der Anlage- war aufgrund technischer Probleme geschlossen, sodass wir die wenigen vor dem Eingang stehenden Statuen aufs Genaueste inspizierten.


Danach ging’s weiter zum Llogara-Pass, den Svenja für den Kauf von Berghonig bei dieser älteren Dame 


und Nathan für eine Trainingseinheit nutzte. Die hier auf über 1000 Meter Höhe ansteigende Küstenstraße lag im oberen Bereich im Nebel, auf der Abfahrt eröffneten sich jedoch wunderbare Ausblicke auf die Rivieraküste, die wir im weiteren Verlauf bis zum Südwest-Zipfel Albaniens abfuhren. Dort liegt nämlich inmitten einer Sumpflandschaft die wichtigste albanische Ausgrabungsstätte Butrint, die Relikte aus römischer, griechischer, byzantinischer und venezianischer Zeit aufzuweisen hat und zugleich den Status eines Naturparks inne hat. Da wir nach Toreschluss ankamen, suchten wir einen nahe gelegenen Parkplatz mit schönem, weitem Blick auf die Lagune auf, der sich wenig später in eine deutsche Kolonie verwandelt hatte.


Die folgende Nacht gehörte zu den unruhigsten bisher, –es stürmte, blitzte, donnerte und regnete unentwegt in Strömen- sodass wir uns zeitweilig genötigt sahen, das Zeltdach einzuklappen. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass die Ruinenstadt am nächsten Tag komplett unter Wasser stand. 


Nicht nur im Baptisterium bildete sich ein Planschbecken, eigentlich sollte man hier einen Mosaikfußboden bestaunen können.


Viele der konstruierten Wege und Brücken waren nicht begehbar. In weiser Voraussicht hatten wir die Wanderschuhe geschnürt und konnten so auch die höher gelegenen trockenen Areale trockenen Fußes erreichen. 


Von der rekonstruierten Festung aus genossen wir den Ausblick auf die Lagune und die dahinter liegende Insel Korfu.



Auf dem Weg nach Gjirokaster machten wir beim Kloster Mesopotam halt, dessen Außenwände mit Tiermotiven verziert sind, aber nur noch durch eine Metallummantelung zusammen gehalten werden.


Bei grauem Himmel und in strömendem Regen machten wir uns wenig später auf den kurzen Marsch zum Blauen Auge.


Adventure-Schlumpf und Svenja haben sich alle Mühe gegeben euch alles Wissenswerte in diesem Video mitzuteilen:



Völlig durchnässt, aber kostenlos geduscht fuhren wir noch ein Stück weiter auf den Parkplatz eines Parks nahe Gjirokaster, wo wir die restlichen ungefähr 400 Maronen zum Teil zu Maronellen (Maronenfrikadellen à la Svenja) verarbeiteten und zum Teil grillten.

Maronelle mit Ketchup
Als Nathan am nächsten Morgen erwachte, erblickte er dies (kleine Anmerkung: die Kaffee-Konstruktion ist „normal“).


Ohne Ofen war es Svenja gelungen heimlich einen leckeren Kirsch-Pudding-Butterkekskuchen zu kreieren und das war nicht alles- grenzenlos dekadent schlürften wir dazu Cappuccino mit Sahne. So startete Nathan gerne in seinen 30. Geburtstag. Dass die albanischen Kirschen nicht entkernt waren, tat der guten Laune keinen Abbruch.
In Gjirokaster auf dem kleinen, aber sehr steilen Berg angekommen, fanden wir den letzten freien Parkplatz, bezahlten gleich für einen ganzen Tag und ließen uns diesen Tag lang durch die Altstadt treiben. 


Gjirokaster wird auch die Stadt der 1000 Türme genannt, da die meisten Wohnhäuser mit Verteidigungstürmen verstärkt sind. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel –das Zekate-Haus- besuchten wir auch von innen.



Das wehrhafteste Gebäude der Stadt aber ist die auf einem Felsen liegende Festung.


Wir lauschten dem Altstadttreiben, sahen der Bäckerin zu, wie sie an die Ladenbesitzer Plätzchen verteilte und fühlten uns in einem Café rundum wohl, von dem aus wir auch mit unseren Eltern skypen konnten.
Tiefenentspannt kauften wir als Geburtstagsandenken einen kleinen Teppich und fuhren nach einigen Kilometern in Richtung Griechenland von der Hauptstraße ab, um dort ein letztes Mal auf albanischem Boden zu übernachten. Gegen 22.00 riss uns ein Klopfen an der Scheibe aus dem Schlaf; es waren zwei Polizisten, die sich lediglich nach unserem Befinden erkundigten und dann mit freundlichem Gruß verabschiedeten. Wenigstens gratulieren hätten sie noch können…

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