Samstag, 15. Oktober 2016

Rund um Ohrid- und Prespasee

Tags darauf ließen wir uns von Makedoniens wohl schönster Stadt, Ohrid, verzaubern.


Ohrid hat sich trotz eines gestiegenen touristischen Interesses seinen Kleinstadtcharakter bewahrt. Zahlreiche Kirchenbauten aus dem 10.-14. Jh. zeugen noch vom einstigen Glanz der Stadt. Zwar gehören die Fresken in zwei dieser Kirchen zu den unbestreitbaren Highlights der byzantinischen Kunst auf dem Balkan überhaupt, doch das eigentliche Wahrzeichen Ohrids ist eine kleine, direkt auf einem Felsen über dem See errichtete, Kapelle namens Sv. Jovan Kaneo. 


Um dorthin zu gelangen, kraxelten wir durch einen herrlich duftenden Fichtenwald von der Festung herab und rasteten eine Weile an diesem wunderschönen Ort. Im Vorhof einer weiteren, kürzlich rekonstruierten Kirche (Sv. Panteleimon), wurden Mauern und Mosaike einer alten Kirche gefunden, die -sehr kreativ überdacht- dort zur Besichtigung freiliegen. Unser Weg durch die malerische Stadt führte uns weiter zur Kathedrale Sv. Sofija, deren Wände die stadtältesten Fresken (aus dem 10. Jh.) zieren. 


Weitere Fresken schauten wir uns in der Kirche Sv. Kliment, die oben am Berg liegt, an. Der Aufpasser machte gerade Siesta und so waren wir, bis auf ein paar Arbeiter, alleine dort. Danach verweilten wir ein wenig im Amphitheater und widmeten uns, nach der touristisch- kulturellen Besichtigung, dem Beobachten der einwohnerspezifischen Lebensweise. Fotogene, alte Männer fanden vor dem noch viel älteren Baum ihren Platz, die Fahrradkuriere der Cafés kurvten einhändig, ein Fingertablett balancierend, durch die Basargasse, Autos manövrierten sich durch die schmalen Straßen- all das passierte mit einer Gelassenheit, von der wir uns gerne anstecken ließen.


So fuhren wir in aller Seelenruhe am frühen Abend, zu einer Zeit, zu der die Souvenirshops schließen, noch zum Kloster Sv. Naum, an dessen Pforte uns ein freundlicher alter bärtiger Mann empfing und uns, bevor wir die Kirche besichtigten, seine schon gelernten deutschen Vokabeln präsentierte, um danach noch eine kleine neue Deutschlektion von uns zu lernen. Uns lehrte er im Gegenzug, dass das Älteste und Bedeutendste in der Kirche die Gebeine und die Ikone des Heiligen Naum seien und nicht die Fresken, da diese erst später (18. Jh.) gemalt wurden. Zum Abschluss schenkte er uns noch 2 Heiligenbildchen von eben jenem Naum, der im 10.Jh. die Kirche hatte errichten lassen.


Makedoniens Wetter machte seiner Flagge alle Ehre- wir hatten Sonne pur und so konnten wir am nächsten Tag unsere Wäsche trocknen und neue Energie tanken.


Nathan fuhr den Verbindungspass zwischen Ohrid- und Prespasee von beiden Seiten und wir genossen in der Abendsonne ein Dinner bei Grilllicht und sich im See reflektierendem Mondschein. Das 30km entfernte Ohrid sah nachts aus wie ein beleuchtetes Kreuzfahrtschiff. Kein Wunder, dass Svenja es aus Versehen fälschlicherweise Kotor nannte. Über Nacht machte sich Nebel breit und wir erlebten den See morgens in einer ganz anderen Stimmung als noch am Abend zuvor, fast als sei er traurig, dass wir ihn verlassen mussten. Wir haben versucht diese (Abschieds-)Stimmung auf einem Foto für euch einzufangen.


Über den von Nathan schon gefahrenen Pass ging es dann weiter zum Prespasee, an dessen Ufer sich eine kleine Kirche auf einem Felsen befindet, die ein Engelsfresko beherbergt, das auf den 50 Dinar Scheinen und Münzen (ja, es gibt beides) dargestellt ist. So sehr dies nach einer Hauptsehenswürdigkeit des Landes klang, so klein, steil und holprig war die Straße, die uns dorthin führte. Leider war die Türe verschlossen. Etwas geknickt davon, dass wir den mühsamen Weg dorthin auf uns genommen und dabei nichts zu sehen bekommen hatten, fuhren wir hinunter in den nächsten Ort zurück, in dem Svenja eine Frau beim Zwiebeln aussortieren fragte, ob sie wisse, ob jemand den Schlüssel zur Kirche hätte. Erstaunlicherweise konnte sie uns mit ein paar Brocken deutsch und viel mazedonisch verständlich machen, dass 4 Häuser weiter in einem schönen Haus der Schlüssel zu bekommen sei. Tatsächlich bekamen wir dort auch den Schlüssel ausgehändigt und entgegen der sonstigen Gewohnheit wurden wir nicht beim Besuch der Kirche begleitet; die anstehende Hochzeit im eigenen Hause war wohl wichtiger. So juckelten wir alleine noch einmal zur Kirche Sv. Djordje hinauf. Es war ein erhabenes Gefühl sich eigenhändig die Kirche aufzuschließen.



Den Schlüssel legten wir danach wie besprochen in ein Schälchen vor dem Haus zurück. Glücklich durch die erfolgreiche Challenge, fuhren wir weiter zur Ausgrabungsstätte Heraclea Lycestis bei Bitola, wo wir nach einer sehr informativen kurzen Einführung durch einen Mitarbeiter und nach einem kleinen Auftritt von Svenja im Amphitheater, die schönsten Fresken, die wir bisher auf dieser Reise zu sehen bekamen, bestaunen und fotografieren konnten. 




Als Erinnerung kauften wir die hübsch-hässliche Replik einer hier gefundenen Totenmaske, auch weil wir erneut zu viel Fremdwährung bis zur Grenze durchgebracht hatten. Während in Heraclea klassische Musik trällerte, dominierte im hippen Zentrum Bitolas der Bass. Die Fußgängerzone führte uns zum Uhrturm und der ältesten Moschee der Stadt.




Dann verweilten wir noch ein wenig in einem der schicken Cafés in der Fußgängerzone, bevor wir Makedonien „Dovidenja!“ sagten und einen ersten kleinen Abstecher nach Griechenland machten. Die Südseite des Prespasees ist nämlich ganz besonders schön und wir waren zutiefst beeindruckt von der Natur, inmitten derer wir auf einem kleinen Pass nächtigten. 



Am nächsten Morgen ging mit einer kleinen Bootstour auf dem Großen Prespasee einer von Svenjas Wünschen in Erfüllung. Während ihr Herz wegen der, noch nicht vor dem kalten Winter geflüchteten, Pelikane höher schlug,



bekamen wir auch kulturell etwas geboten. In den steilen Felsen am Ufer sind zwei Marienfresken gemalt und drei Eremitagen sind (nur über den Wasserweg) zu erreichen. Die größte davon- Panayia Eleoussa- ist in einer großen Felsspalte versteckt und durch eine Treppe mit dem Strand verbunden. 



Schöner konnte der Tag nicht beginnen. Doch auch Nathan hatte etwas auf seinem Wunschzettel vermerkt und so radelte er über einen kleinen Pass 



und dann auf der Landzunge, die den Großen Prespasee vom Kleinen Prespasee trennt, nach Agios Germanos, wo wir eine kleine Freskenkapelle besichtigten, von der wir euch endlich ein paar Freskenschnappschüsse liefern dürfen- in Griechenland ticken die Uhren anders, und damit ist nicht nur die Zeitverschiebung gemeint. 





Die Landschaft hat uns so sehr beeindruckt, dass wir auch noch auf die Klosterinsel Agios Achillos im Kleinen Prespasee fuhren, auf der die Ruine einer Kirche aus dem 10. Jh. ganz besonders schön anzusehen war. Interessant war aber auch die hunderte Meter lange Fußgängerbrücke, über die man auf die Insel gelangt.



In der idyllischen Region werden vor allem dicke, weiße Bohnen -Gigantes genannt- angebaut. 



Die Felder gliedern sich wunderbar in die von Schilf bewachsenen Seeufer ein. Gepaart mit den kleinen Klösterchen und den netten Menschen dort, fanden wir eine wunderbare Oase der Ruhe, von der aus wir am nächsten Tag –fast schon etwas wehmütig- nach Albanien starteten.

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