Was dann passierte haben wir so detailgetreu wie möglich als Theaterstück in einem Akt
niedergeschrieben, die Szenerie beschreiben wir im Rahmen der künstlerischen
Freiheit allerdings mit diesem Foto:
Stress
im Kosovo
Prolog
Es ist dunkel und
leise in den Bergen; nur im kleinen, blauen Bus flackert noch Licht, ab und an sind
gedämpfte Stimmen zu hören.
Zwei
Polizeiwagen fahren zügig hinter den Bus, die Motoren werden abgestellt und 4
Polizisten in Uniformen steigen mit leuchtenden Stabtaschenlampen in den Händen
aus und wenden sich, vom Kleinsten der Gruppe -einem etwa 60-jährigen Mann mit
Barettmütze, rundlicher Brille und Schnauzbart- angeführt, dem Bus zu. Einer
der Männer klopft mit der Stabtaschenlampe an die Plexiglasverkleidung des
Busses.
1.
(und einzige) Szene
Die
Schiebetür öffnet sich langsam, dahinter erblickt man Nathan und Svenja
(Personenbeschreibungen werden als bekannt vorausgesetzt), jeweils mit einem
Buch in der Hand, im hinteren, umgelegten Teil des Busses. Neben ihnen –in
Fahrtrichtung- stapeln sich Kisten mit Gepäck.
Nathan (der näher zur Tür sitzt,
zögerlich): Hi.
Die Polizisten 1-3
reden streng blickend Begrüßungsformeln durcheinander.
Polizist 4 (etwas verspätet): Guten Morgen!
Svenja (lächelnd): Guten Abend!
Polizist 1 (der Anführer, er redet bestimmt und in einer Mischung aus
schwäbischem Dialekt und kosovarischen Akzent): Seit wann seid ihr hier?
Nathan: Seit heute Nachmittag.
Polizist 1 (zu seinen Kollegen
gewandt): Nachmittag.
(wieder zu Nathan und
Svenja): So, so. Was macht ihr hier?
Wandern?
Nathan (verlegen): Wir lesen
gerade und planen, was wir morgen machen!
Polizist 1 (nun erstmals weniger
streng): Nein ich meine im Kosovo!
Svenja: Wir reisen durch, wir waren heute schon in Peja und schauen uns
morgen Dečani an.
Die Miene des Beamten
lockert sich.
Polizist 1: Dečani, ah, Kloster, 14.Jh., goldener Boden. (er macht eine ausbreitende Handbewegung
über den Boden) Sehr schön!
Kurze Stille,
alle lächeln nun, Polizist 3 und 4
treten sich verabschiedend in Richtung eines Polizeiwagens ab.
Polizist 1: Seid ihr direkt aus Freiburg, ja?
Svenja: Ich ja, ich bin dort geboren.
Polizist 1 (zu Nathan gewandt):
Und du? Ich darf doch du sagen?
Nathan: Na klar. Ich komme aus Kiel.
Polizist 1: Oh Gott, Kiel! Hab da auch ’nen Kumpel. Auch bei der Polizei.
Entenpolizei, so nennt man die auf den Schiffen dort. Und wie kommen ein Friese
und eine Badenserin zusammen, ach falsch, ihr seid Alemannen, oder?
Svenja: Ja, Alemannen. Richtig! Wir haben
zusammen in Mainz studiert.
Polizist 1: Und was?
Svenja: Medizin.
Polizist 1: Und? Fertig?
Svenja: Ja.
Polizist 1: Und arbeiten?
Polizist
2 tritt gelangweilt ab.
Nathan: Erst reisen, danach ist ja keine Zeit
mehr dafür.
Polizist 1 (lächelt): Ja, stimmt auch wieder!
(wieder
etwas ernster): Also gut, aber die Türe nicht öffnen, wenn vierbeiniger
Besuch kommt.
Nathan: Wieso? Hunde?
Polizist 1: Ich meinte eher Bären. Aber keine
Angst, die greifen nicht an.
Kurze
Stille.
Polizist 1: Okay, wir gehen dann mal wieder. (fast schon entschuldigend): Wir hatten
Licht gesehen und mussten schauen, was hier los ist.
Svenja: Aber ist okay, dass wir hier stehen,
oder?
Polizist 1: Ja, ist nur ungewöhnlich! (schmunzelt)
Nathan: Wir waren im Touri-Zentrum unten im
Tal und haben nach einem Campingplatz gefragt. Uns wurde gesagt, wir sollten
uns einfach irgendwo hinstellen.
Polizist 1: Ja, Camping gibt's hier nicht.
Nathan: Und Hotels sind zu teuer.
Polizist 1: Ja, stimmt. (überlegt kurz) Außerdem ist hier eh bessere Luft als im Hotel. (er deutet auf die Gegend um sich herum, die
in tiefe Schwärze versunken ist) Also dann schönen Abend noch und passt auf
euch auf!
Nathan und Svenja: Schönen Abend, danke!
Epilog
Die
Tür des Busses schließt sich wieder. Die Polizeiwagen starten die Motoren,
drehen und fahren davon. Aus dem Bus hört man 2 Personen laut lachen.
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