Sonntag, 25. September 2016

Über hohe Berge und durch tiefe Schluchten in den Kosovo

Momentan stimmt unsere Reiseform ganz und gar mit dem Reisemotto überein- im blauen Bus ins Blaue, Campingplätze sind hier kaum zu finden und wenn dann bieten sie keinen Vorteil gegenüber dem freien Campieren. Daher ist es schwierig für uns den Blog aktuell zu halten. Wir werden kleinere Happen präsentieren müssen.

Wir entflohen den schwarzen Wolken über dem Durmitorgebirge und fuhren einfach mal drauf los- entlang der spektakulären Tara-Schlucht, die von steilen Felsen gebildet und wenn einmal ausreichend Platz ist, von ein paar wenigen kleinen, den enormen Schneemassen des Winters trotzenden, spitzdächigen Häusern flankiert wird. Da das Wasser des Tara zu den gesündesten in ganz Europa zählen soll, nutzten wir noch die Gelegenheit daraus zu trinken.


So erreichten wir einen weiteren Nationalpark, der sich rund um den Biograska See erstreckt. Dort nutzten wir die seltene Gelegenheit einen europäischen Urwald zu durchwandern und fanden trotz fanden unter uralten, urig geformten Baumriesen Schutz vor einem einsetzenden Unwetter.


Da diverse Reiseführer und Blogs von der Morača-Schlucht – auch hier wurden einige Winnetou-Szenen gedreht- als gleichermaßen atemberaubend schön wie gefährlich geschwärmt und gewarnt hatten, wollten wir diese Straße mal genauer unter die Lupe nehmen, immerhin steht dort auch eines der bedeutendsten montenegrinischen Klöster.


Abends waren wir die letzten Besucher des Morača-Klosters und blieben, von einem Straßenköter bewacht, auf dem Parkplatz davor über Nacht stehen. Vor unserer Abfahrt belohnten wir die treue Hundeseele, die die ganze Nacht im strömenden Regen vor Schlumpfs Tür verbracht zu haben schien, mit den üblichen Butterkeksen und machten uns an die Befahrung des Canyons. Landschaftlich reizvoll war die Strecke mit Sicherheit, aber von allzu schwierigen Fahrverhältnissen haben wir recht wenig bemerkt. Vielleicht sind wir inzwischen aber auch einfach abgestumpft und die teils haarsträubenden Überholmanöver zur Routine geworden. Da die Straße bis kurz vor Podgorica nicht deutlich an Schönheit einbüßte, fanden wir uns alsbald wieder im Süden des Landes wieder und nutzten die Kleinheit Montenegros dafür, dass Nathan die schweren Herzens aufgrund seiner Verletzung ausgelassene Runde am Skutarisee doch noch drehen konnte. Nach deren Absolvierung war der Weg frei in den Kosovo. Allerdings wollten wir erst am nächsten Morgen die Grenze überqueren, um nicht abends in ein fremdes Land- noch dazu mit einem so gefährlich klingenden Namen- einzureisen. Wir fanden auf einem der vielen kleinen Passsträßchen, die es zu überfahren galt, ein lauschiges Plätzchen und fuhren morgens auf breiter werdenden Straßen in Richtung Grenze. Wir schafften es das erste Mal Anhalter mitzunehmen, 2 Einheimische, mit denen wir kaum ein Wort kommunizieren konnten, die aber sichtlich erstaunt waren, von Touristen mitgenommen zu werden. Eine neblige Passauffahrt später standen wir an der kosovarischen Grenze. Wir waren vorgewarnt, dass unser Auto versicherungstechnisch durch die „Grüne Karte“ nicht abgesichert sei und somit 70€ für eine Kosovo-Auto-Versicherung fällig würden. Tatsächlich machte uns der Grenzbeamte auf den fehlenden Versicherungsschutz aufmerksam, wies uns an hinter der Grenze im Kosovo zu parken und dann zu Fuß wieder zurück zu einem kleinen Häuschen im Niemandsland zwischen den Grenzposten zu gehen und eine Versicherung abzuschließen. In dem baufälligen Kabuff hockte gelangweilt ein Zigarette rauchender Mann, der uns, nachdem er die Fahrzeugpapiere gesehen hatte, fragte, wie wir auf die blöde Idee kämen mit ihm englisch zu sprechen anstatt deutsch. Es entwickelte sich ein lockerer Plausch an dessen Ende wir eine Unterschrift leisten und lediglich 15€ bezahlen mussten, um für 2 Wochen versichert zu sein. Bergab ging es weiter nach Peja.
Dort erwarben wir das Parkticket nach längerer Suche, wen wir zu bezahlen hätten, mit Händen und Füßen und stellten fest, dass die Öffnungszeiten auf der Tür der Touristen-Info wohl mehr als Richtwerte zu verstehen seien. Generell ist die Orientierung im Kosovo für Nicht-Ortskundige teilweise doch recht schwierig, wegweisende Straßenschilder können mit Fug und Recht als Rarität bezeichnet werden, wenn man sich nicht auf einer der Hauptachsen des Landes befindet. Auch in den Städten selbst befinden sich meist, aufgrund des nicht allzu hohen Interesses, keine Hinweisschilder oder Ähnliches. Nachdem wir ein wenig umher gewandert waren, betraten wir eine Pizzeria und wurden schon nach dem anscheinend zu holprig vorgetragenen „miredita“ gefragt, ob wir deutsch sprächen. Der gleiche Pizzeria-Mitarbeiter versuchte dann auch noch uns den Weg zu einem Campingplatz zu erklären, was aber daran scheiterte, dass er noch arbeiten musste. Wege werden hier nämlich normalerweise erklärt, indem man vorfährt und den Weg zeigt. Wir fuhren zum kulturellen Highlight der Stadt, dem Patriarchenkloster, etwas außerhalb am Fuße des Rugova-Bergmassivs gelegen. 


Direkt gegenüber fanden wir ein Visitor-Center vor, in dem ein Mann arbeitete, der Nathan zur Begrüßung erst einmal den Arm auf die Schulter legte, viel über die Gegend erzählte, aber keinen Campingplatz kannte. Er riet uns einfach in die Berge zu fahren und dort zu campen. Das sei sicher und auch überhaupt kein Problem. Wir folgten seinem Rat, mehr dazu später…
Zunächst wollten wir jedoch das Kloster besuchen, das von 2 Polizisten bewacht wurde, bei denen wir unsere Ausweise für die Dauer des Besuchs abgeben mussten. Auf den alten Festungsmauern ist Stacheldraht angebracht, die Zufahrt wird von einem Schlagbaum gesichert. Ernsthaft mit Anschlägen zu rechnen, scheint aber niemand mehr.
Auch durfte Nathan die Zufahrt auf Nachfrage fotografieren, womit wir nicht gerechnet hatten. Der Polizist selbst ging aber lieber zur Seite.


Der Klosterkomplex beeindruckte uns enorm. Die Kirche besteht aus 3 Kirchen, die durch eine Vorhalle miteinander verbunden sind. Alles ist mit Fresken ausgemalt, die zu den hochwertigsten und schönsten zählen, die wir auf der Tour bisher gesehen haben.
Nachdem wir unsere Reisepässe zurückerhalten hatten, suchten wir uns einen traumhaften Platz in den Rugova-Bergen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen