Freitag, 9. September 2016

Dubrovnik krönt die Zeit in Kroatien

Guten Abend aus Montenegro!

Natürlich ließen wir die beiden größten Orte der Insel –Starigrad und Hvar- nicht aus.
Erstgenannter Ort besticht v.a. durch seine gemütliche Atmosphäre und das bereits erwähnte Lavendeleis. 


Die Fläche rund um Starigrad wird seit 2400 Jahren zum Wein- und Olivenbau genutzt. Dabei haben sich die von den alten Griechen eingeteilten Parcellen bis heute nicht verändert.
Hvar hingegen ist eine quirlige Kleinstadt, zwar immerhin autofrei, dafür muss man aber Acht geben, nicht von den überall umher rasenden kleinen Elektrowagen erfasst zu werden, die die ortsansässigen Geschäfte beliefern. Aber auch hier kann man sich im Gassenwirrwarr verlieren.



Architektonisch stechen zwei Gebäude hervor. Zum ersten die Kathedrale Sv. Stefan und zum anderen die über die Stadt wachende Spanische Festung



Von oben hat man fantastische Blicke auf die Stadt, das Meer und –wenn man weit genug vom Weg abgeht- ein weiteres Meer, nämlich eines aus Kaktusfeigen.
Sie ließen sich wunderbar mit Svenjas Flipflop abklopfen und wir ärgerten uns, dass wir keine größeren Taschen dabei hatten.
Auf dem Rückweg zur Fähre pflückten wir dann noch einen wilden Feigenbaum leer 


und standen kurz darauf im Stau vor der Fähre. Geschlagene 5 Stunden dauerte es, bis man uns auf die letzte Fähre des Tages rollen ließ, es dunkelte schon.

Wartezeitüberbrückung vor der Fähre
Zurück auf dem Festland suchten wir uns den erstschlechtesten Campingplatz, den wir schon abends bezahlten, um ja nicht bis zur Helligkeit warten zu müssen, bis wir weiterfahren durften.
Kurz hinter Ploče führt die Straße durch das 20km breite Delta der Neretva, eine Gegend, die erst durch den Menschen urbar gemacht wurde und an Fruchtbarkeit kaum zu übertreffen sein dürfte.


Dies bezeugen auch die zahlreichen –für Kroatiens Küste recht untypischen- Obstverkaufsstände entlang der Straße, jedoch sind die „Buden“ mit weit größerem Komfort ausgestattet als wir dies von den frei stehenden, armen Verkäufern in Serbien und Bosnien-Herzegowina gewohnt waren.
Wenige Kilometer weiter südlich befindet man sich in einer kuriosen Situation. Ein 9km langer Küstenabschnitt gehört zu Bosnien-Herzegowina, sodass es keine direkte inländische Verbindung zwischen den beiden kroatischen Landesteilen nördlich und südlich davon gibt, zumindest bis zur Fertigstellung einer Brücke zwischen Festland und Pelješac, der zweitgrößten Halbinsel Kroatiens.
Dennoch muss Bosnien-Herzegowina auf den kroatischen Hafen in Ploče zurückgreifen, da es keinen brauchbaren Seehafen besitzt.
Die Grenzbeamten bearbeiteten unsere Pässe schneller als eine Aldi-Kassiererin und so ging es zügig weiter nach Orebič, einem Strandort im Westen Pelješac’, in Sichtweite zur Insel und Stadt Korčula. Dort schlugen wir auf einem kleinen Campingplatz unser Quartier auf und fuhren am nächsten sonnigen Tag mit der Personenfähre nach Korčula hinüber. Die Entscheidung ohne Auto überzusetzen, war genau die richtige, denn im Gegensatz zur Autofähre fährt die Personenfähre direkt den Altstadthafen Korčulas an, wodurch man vom Meer aus einen traumhaft schönen Blick auf die Festungsmauern genießen kann und direkt in der Stadt ankommt.


Den Rest der Insel ließen wir, obwohl er landschaftlich sehr reizvoll sein soll, aus. Natur und Ruhe wollten wir auf der nächsten Insel (Mljet) in vollen Zügen kosten.
Die Altstadt Korčulas ist auf einen kleinen Hügel gebaut und so steigt man schmale, rustikal steinern um- und untermauerte Gassen zur Kathedrale empor, vor der sich ein kleiner Platz öffnet. Die Altstadt ist komplett von einer Festungsanlage umgeben, das westliche Stadttor besonders gut erhalten.


Mitten im Gassengewirr fand Svenja eine ganze Gruppe Doppelgänger:


Wir ernteten noch einige pikierte Blicke, weil wir uns mit Käsebrötchen und unserem neuen Lieblings-Snack „Mexicorn“ (frittierte und gewürzte Maiskörner) bewaffnet in Sichtweite eines Restaurants an die Promenade fläzten und das Treiben um uns beobachteten und dann ging es auch schon wieder zurück aufs Festland.
Wir überlegten hin und her, wie der weitere Streckenverlauf auszusehen habe, um dann Tags darauf alles wieder wetterbedingt über den Haufen zu werfen. Der prognostizierte für die nächsten 5 Tage Regen und Gewitter und schon unsere geplante Wanderung auf den höchsten Gipfel Pelješac’ fiel den Nebelschwaden, die am Berg hingen und jegliche Fernsicht verhindert hätten, zum Opfer.
Auch die Insel Mljet, auf der das Wetter besonders schlimm angesagt wurde, war somit kein lohnendes Ziel mehr und einfach 5 Tage zu warten ist irgendwie nicht unser Ding.
Also war der Plan schnell Ston und Mali Ston an der, Pelješac mit dem Festland verbindenden, Landenge zu erreichen. Zwischen den beiden winzigen Orten wurde im 14. und 15. Jh. eine 5km lange Wehrmauer mit 40 Türmen errichtet, die Pelješac komplett vom Festland abschirmt. 


Sie gilt als zweitlängste Festungsmauer der Welt, nur geschlagen von der Chinesischen Mauer.
Gerne wären wir auf ihr herumspaziert, aber auch hier machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Vom Regen getrieben, flohen wir uns in unsere blaue Zuflucht und beschlossen, die bosnisch-herzegowinische Stadt Trebinje vor Dubrovnik zu besuchen. Wenn wir schon auf besseres Wetter warten mussten -und für Dubrovnik waren wir dazu bereit-, dann doch wenigstens in der Umgebung von bosnisch-herzegowinischen Bäckereien und ihren „Bosnian Pies“. Auf unserer Straßenkarte fanden wir auch eine kleine Straße, die sich vom Küstenort Slano einsam durch die Berge zog. Hinter einer Kurve und einem Warnschild vor Schlangenbissen tauchte dann auch das Grenzhäuschen auf, kaum größer als ein Kiosk, aber das konnte uns ja eigentlich egal sein. Aber auch nur eigentlich. Wir fanden eine heruntergelassene Schranke und ein verlassen daliegendes Häuschen vor. Und da standen wir nun, Pässe und grüne Versicherungskarte in der Hand und warteten. Nach einer Minute, Nathan hatte schon den Rückwärtsgang eingelegt, öffnete sich im Wohncontainer neben dem Kontrollhäuschen eine Tür und ein junger Grenzbeamter kam heraus, um uns in tadellosem englisch darüber aufzuklären, dass diese Grenzstation nur für Kroaten und Bosnier geöffnet sei. Wir müssten über Dubrovnik fahren um nach Trebinje zu kommen.
Genau das wollten wir doch eigentlich vermeiden! Aber es dunkelte langsam und so fuhren wir zurück nach Slano und fanden einen Campingplatz, der den Namen zwar kaum verdiente, aber für eine Nacht sollte uns das reichen. So war auch weniger der Campingplatz das Problem, als vielmehr das Unwetter, welches sich über unseren Köpfen abspielte.
Schon auf dem Weg an der Küste entlang stürmte es teilweise so heftig, dass einige Kroaten weniger als die erlaubten 70km/h fuhren, ein nie zuvor gesehenes Ereignis. Die meisten ausländischen Touristen –so auch wir- parkten ihr Gefährt jedoch lieber auf einem der vielen Parkplätze am Rande der Straße.
Aber gegen das was sich in dieser Nacht abspielte, war unsere unruhige, vom Bora-Fallwind gestörte Nacht in Senj vor ca. 1 Monat ein Kindergeburtstag.
Svenja hatte das Glück in Nathans Windschatten zu liegen und somit wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, Nathan -von der Zeltwand des Schlumpfes ausgepeitscht- wachte. Er wachte bis es zur Mitte der Nacht so heftig wurde, dass wir das Zelt wieder einzogen und unten versuchten weiterzuschlafen, was zu extremen Verrenkungen –aber eher nicht zu erholsamem Schlaf- führte, da wir das Gepäck nicht nach vorne geräumt hatten, das Auto bei dem Wetter aber auch nicht mehr verlassen konnten und also unser Bett mit all unserem Gepäck teilen mussten.
Völlig übermüdet erhoben wir uns früh von unserem unbequemen Lager und trauten unseren Augen kaum: Strahlend blauer Himmel, der Wind war deutlich abgeschwächt.
Improvisieren war noch nie unsere Schwäche, also ab nach Dubrovnik! Svenja übernahm das Fahren, Nathan versuchte derweil nicht zu quengeln.
Wir suchten uns einen Platz in einem 2km von der Stadtmauer entfernt liegenden Parkhaus und liefen den Rest zu Fuß. So umgingen wir die horrenden Parkkosten von  über 5€/Stunde um die Altstadt herum. Unterwegs wurden regelmäßig Kaffeepausen eingelegt, damit Nathan nicht einschlief. Unser ohnehin schon zu hoher Kaffeekonsum verdoppelte sich an diesem Tag, aber das lohnte sich.

den Kaffeebecher immer in der Hand....
Als wir die Stadt durch das Piletor betraten, öffneten die meisten Geschäfte gerade erst ihre Türen. Zu allererst wollten wir die Gunst der frühen Stunde nutzen und die Altstadt komplett auf der sie umrahmenden Mauer umrunden. Freundlich wurden wir vom Kassierer begrüßt, der uns zwar nicht gleich auf Anhieb glaubte, dass wir Studenten sind (schließlich waren wir dafür eigentlich zu früh unterwegs), als er aber die ISIC Karten sah, präsentierte er uns einige Worte deutsch und schien fasziniert zu sein vom Namen Weiß, den er anscheinend noch woanders her kannte. Nunja. Die Überraschung für uns folgte sogleich: Wir mussten statt des regulären Preises von 120 Kuna nur 30 Kuna bezahlen- so leerten sich unsere Geldreserven, die wir angesichts der bevorstehenden Besichtigung der teuersten Stadt Kroatiens und unter Berücksichtigung der Fährkosten nach Mljet großzügig aufgefüllt hatten, kaum.
Die 360° Umrundung der Altstadt auf der Mauer ist ein Feuerwerk spektakulärer Blicke auf Stadt, Berge, Meer und Inseln.


Jeder neue Blick ist noch schöner, noch prächtiger als der vorige.


1900m kann man so zurücklegen. Ungefähr genau so viele Foto- und Staunpausen sollte man dabei einplanen. Gegen halb 10 begann sich die Stadtmauer merklich zu füllen und wir bekamen einen Eindruck davon, was hier in der Hochsaison los sein muss. Noch immer begeistert von der Schönheit des Gesehenen stiegen wir ab und wurden sogleich von der Masse Touristen verschluckt, die den unteren Teil der Stadt bevölkerte. Wir liefen die Hauptstraße „Stradun“ entlang



besuchten im Franziskanerkloster 



eine der ältesten Apotheken der Welt (Dubrovnik war im 14.Jh. eine der fortschrittlichsten Städte in Europa), betraten noch etliche weitere Gotteshäuser, ließen uns von der steifen Brise am Hafen fast wegwehen. erklommen die vorgelagerte Festung mit tollem Blick auf die Stadt,



lauschten beim Schreiben einer Postkarte nebenbei einer der „Game of Thrones“-Führungen, die hier angeboten werden seit Teile der Serie in Dubrovnik gedreht wurden -aber eines schafften wir nicht: unser Restgeld auszugeben. Dabei waren wir verzweifelt auf der Suche nach irgendeinem halbwegs akzeptablen Souvenir oder sonst etwas, was besser war, als das Geld auf die Straße zu schmeißen. Wir fanden immerhin eine schöne Postkarte…
Gegen Nachmittag hielt das Wetter dann doch was der Wetterbericht versprochen hatte und wir waren froh noch trocken im Parkhaus anzukommen.
Also behielten wir das Geld vorerst und begaben uns wieder nach Bosnien-Herzegowina.
Kurz vor Trebinje übernachteten wir und flanierten am nächsten Morgen durch den Stadtkern, der nur einige Häuserblocks umfasst. 



Größtes Aushängeschild Trebinjes ist die Alte Brücke, die vermutlich bei gutem Wetter fotogener daliegt.



In Trebinje hatten wir eine ähnliche Mission wie in Dubrovnik- wir mussten Geld loswerden. Das lag an der geistigen Umnachtung, die Nathan am Geldautomaten in Sarajevo befallen hatte und ihn, noch von den serbischen Dinar-Beträgen verwirrt, eine Null zu viel eintippen ließ.
Im Gegensatz zu Dubrovnik fanden wir hier aber einen brauchbaren Souvenirshop, in dem wir nach Herzenslust einkauften. Danach ging es auf den Obst- und Gemüsemarkt,


zur Bäckerei, in einen Supermarkt und zur Tankstelle. Trotz des Einsatzes unseres Handys als Taschenrechner im Supermarkt blieb am Ende wieder etwas übrig, weil der Schlumpf weniger Diesel verbraucht hatte, als wir kalkuliert hatten und nach der Tankstelle bis zur montenegrinischen Grenze keine Läden mehr auftauchten. Überhaupt sei der Schlumpf hier noch einmal in höchsten Tönen gelobt, fahren wir doch voll beladen mit durchschnittlich ca. 7,5l Diesel/100km durch die Gegend.
Hinter der Grenze müssen ausländische Fahrzeuge eine überschaubare Umweltabgabe leisten; der Kassierer bestand auf Euro und wollte von Mark nichts wissen.
Aus den Bergen rollten wir nun also in Richtung Herceg Novi, am Westrand der Bucht von Kotor gelegen. Doch irgendetwas stimmte auf den montenegrinischen Straßen nicht, irgendetwas fehlte. Es gab keine überholenden oder zu schnell fahrenden Autos. Wir brauchten nicht viel Zeit, um den Grund zu eruieren. Überall steht die Polizei. Wir haben auf den ersten 30km in Montenegro mehr Polizeiautos gesehen, als in unserer kompletten Zeit in Bosnien-Herzegowina.
Wir ließen Herceg Novi hinter uns und fanden 15km weiter eine geeignete Bleibe. Dass wir zwei Rasttage am Stück einlegen mussten, lag vor allem an der zweifelhaften Arbeitseinstellung unseres neuen Chauffeurs:


Heute haben wir in Herceg Novi den Uhrturm fotografiert, unsere restlichen kroatischen und bosnisch-herzegowinischen Scheine gegen Euros getauscht, eine alte Frau durch den Kauf einiger Gurken glücklich gemacht und festgestellt, dass die Bäcker hier auch was von ihrem Handwerk verstehen.


Morgen geht’s dann endlich weiter in die Bucht hinein, wir scharren schon mit den Hufen.
Dass wir die letzten zwei Tage aber nicht nur auf besseres Wetter gewartet haben und faul herumgelegen haben, sieht man an den durchgeführten Veränderungen der Blogseite, wir hoffen es gefällt.

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