Sonntag, 5. Juni 2016

Zwischen Eis und Schnee

Da wir frühzeitig zum Pragser Wildsee aufgebrochen sind, hatten wir ihn dankenswerterweise mit Ausnahme eines Joggers für uns allein. Das änderte sich erst kurz bevor wir unsere Seeumrundung beendet hatten, die ersten Reisebusse waren angekommen und die Idylle war vorüber.


Anschließend fuhren wir zu unserem vorerst letzten Ziel in Italien: den 3 Zinnen, 3 steilen Felsformationen, deren höchster Gipfel sich auf 2999m erhebt. Um dorthin zu gelangen, muss man eine äußerst steile 5 km lange Straße hinauffahren, für die -angesichts der Kürze der Strecke- enorme 24€ Maut pro Tag (Reisbusse gar 96€) verlangt werden. Alternativ kann man einen Kilometer vor der Mautstation auch für 12€ je angefangenen Tag parken. Es gibt aber auch einen versteckten Wanderparkplatz, für den keine Gebühren fällig werden, den nahmen wir und Svenja erklomm die 600 Höhenmeter zu Fuß, Nathan per Rad. Oben wanderten wir einige Kilometer um die atemberaubenden Zinnen herum und nahmen dann den gleichen Weg retour, Nathan hängte unten angekommen noch eine kleine Runde dran.



Fast wären wir beide trocken geblieben, aber nur fast, kurz vor Ende ergoss sich ein kurzer aber heftiger Regenschauer. Dennoch weicht der Regen peu a peu der Sonne, selten regnet es mehr als 1-2 Stunden am Stück, fast schon Urlaubswetter. Abends überquerten wir die Grenze zu Österreich und statteten Lienz noch einen kurzen Besuch ab, mehr um nicht bei Regen im Auto sitzen zu müssen, als aus großem Interesse. Übernachtet haben wir am Iselsbergpass, nahe der Großglockner-Hochalpenstraße, die wir dann am nächsten Morgen nach Besichtigung der markanten Kirche St.Vinzenz in Heiligenblut in Angriff nahmen.


Nathan tat dies erneut mit dem Rad; Svenja nutzte die Wartezeit zum Murmeltier-Fotografieren, Panorama-Videos-Erstellen und zur Kontaktaufnahme mit Einheimischen.


Unser Weg führte uns danach zum nächsten Natur-Highlight Österreichs, der Liechtensteinklamm bei St. Johann im Pongau, einer 1800m langen, teilweise nur 2m breiten Schlucht zwischen bis zu 300m hohen Felswänden. Am Ende eines gut gesicherten Weges, auf dem man den Fluss mehrfach überquert, stürzt dann ein 60m hoher Wasserfall in die Tiefe. Die Wassermassen schießen mit solch einer Wucht durch die Engstelle und erzeugen dabei einen solchen Lärm, dass man kaum sein eigenes Wort versteht. Vor der Klamm haben wir dann auf dem Besucherparkplatz eine sehr ruhige Nacht verbracht.


Heute früh sind wir dann weitergefahren nach Werfen und haben einen Blick auf die Festung Hohenwerfen geworfen, betreten haben wir sie nicht.


Stattdessen sind wir an ihr vorbei zur größten erforschten Eishöhle der Welt gefahren, der Eisriesenwelt. Ihr Gängesystem, von dem der gemeine Besucher nur den ersten km zu Gesicht bekommt, erstreckt sich auf über 50km. Aber dieser erste km ist wohl auch der mit Abstand interessanteste und auch der einzige, der mit Eis bedeckt ist. Steil geht es hinauf, überall türmt sich das Eis, das an den dicksten Stellen 25m misst und Eis-Stalagmiten und –Stalagtiten formt, teilweise auch bizarre Figuren, wenn sich beides vereint.


Bevor man jedoch zum Eingang der Höhle vordringen kann, muss man vom Ticketshop aus über 650 Höhenmeter überwinden. Für gewöhnlich wird ein Großteil davon mit der Seilbahn zurückgelegt, nicht jedoch von uns. Da wir ohnehin wandern gehen wollten und die Sonne, wie morgens üblich, den Regen in Schach hielt, haben wir uns den Fußmarsch gegönnt. Und wir wurden belohnt! Svenjas Adleraugen erspähten einen Alpensalamander.


Seitdem ist das Lächeln aus Svenjas Gesicht nicht mehr verschwunden! Und das obwohl wir bei tristestem Wetter gerade in Hallstatt sitzen und auf das Ende des Regenschauers warten.

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