Samstag, 18. Juni 2016

Slowakei-Stippvisite und Fahrt bis Budapest

Auf dem Weg von Wien nach Bratislava haben wir noch kurz in Hainburg an der Donau vorbeigeschaut; außer einem Stadttor und einer gut erhaltenen Stadtmauer ist hier allerdings nicht viel zu besichtigen.


Einige Kilometer später passierten wir, deren Hauptstadt schon im Blick, die Grenze zur Slowakei. Alles neu, alles anders: direkt hinter der Grenze die ersten Schlaglöcher in der Betondecke, eine für unsere Ohren komisch anmutende Sprache und niemand da, der deutsch spricht oder versteht. Aber alles ist dann doch nicht anders, schließlich haben die Slowaken ja Euros, welch ein Glück. Bratislava empfing uns mit offenen Armen und einem Lächeln. Na gut vielleicht ist es nicht mehr zeitgemäß verwitternde Ostblockromantik so nah am ehemaligen Eisernen Vorhang zu erwarten, aber was wir antrafen war eine moderne, junge, ja geradezu hippe Stadt: Szenelokal neben Kaffeehaus neben veganem Restaurant, dazu renovierte Fassade wohin man schaut, zumindest im Zentrum.


Die Stimmung war friedlich und gelassen und die ganze Stadt fieberte dem EM-Spiel gegen Wales entgegen.
Dennoch entschlossen wir uns dazu, abends die Stadt noch zu verlassen, da es uns in die Natur zog. Und so ging es dann zurück nach Österreich zum Neusiedler See.
Der Neusiedler See ist, nach dem Plattensee, der zweitgrößte der wenigen Steppenseen, die es in Europa gibt. Steppenseen zeichnen sich durch ihre geringe Tiefe aus, so hat der Neusiedler See eine Maximaltiefe von 1,8m, im Durchschnitt nur 1m. Allerdings sind solch niedrige Gewässer sehr windanfällig, sodass sich hier meterhohe Wellen auftürmen können. Deshalb gilt der See auch als ausgezeichnete, wenngleich gefährliche Segelregion, denn trotz der geringen Tiefe kann man hier ertrinken.
Zudem sind der Neusiedler See wie auch zahlreiche kleinere nahe seines Ufers liegende Salzlacken von einem Schilfgürtel umgeben und durch das Zusammentreffen der alpinen und der pannonischen Klimazone so begünstigt, dass hier einzigartige Flora und Fauna anzutreffen sind. Unter anderem 300 verschiedene Arten Vögel und 1500 Arten Schmetterlinge tummeln sich in mosaikartig verteilten stets unterschiedlichen Habitaten. Daher steht auch ein großer Teil der Gegend unter Naturschutz.


Zwei Tage lang erforschten wir das Gebiet zu Fuß und trafen beim Umherschweifen immer wieder auf einzigartige Geschöpfe der Natur. Sehr intensiv erkundeten wir das Gebiet Seewinkel mit den Stinkerseen, wo wir neben der wunderschönen Flora etliche Schmetterlinge und wunderschöne Käfer, ganz zu schweigen von den hunderten Wildgänsen und Enten, beobachten und fotografieren konnten. Wir übernachteten an einem idyllischen Örtchen an einem kleinen Angelsee und umrundeten am nächsten Morgen ein weiteres Untergebiet des Naturschutzgebietes- die Lange Lacke. Dort konnten wir Kiebitze (mit einen Babykiebitz), viele Stelzenläufer und Säbelschnäbler, diverse Seeschwalbenarten, Reiher in allen Farben und Größen, einen Minifrosch, einen Mäusebussard aus der Nähe und eine Uferschnepfe, die Nathans Kamera, von der strahlenden Schönheit irritiert, nur überbelichtet abbilden wollte, bewundern.



Überwältigt von der wunderschönen ruhigen Natur, aber umso verärgerter über die teils rücksichtslosen und lauten Touristen mitsamt Autos und Hunden, fuhren wir über die Grenze nach Ungarn. Und alsbald drosselte sich unser Tempo, einerseits wegen der tiefen Schlaglöcher, andererseits weil wir die Landschaft genießen wollten.
Unseren ersten Zwischenstopp legten wir in Györ ein, einer niedlichen Kleinstadt im Nordwesten Ungarns.


Abends erreichten wir Pannonhalma, eine Klosteranlage auf einem kleinen Hügel, die eine sehr wichtige Rolle bei der Christianisierung Ungarns gespielt hat.


Da das Kloster schon geschlossen hatte, übernachteten wir auf dem schön angelegten Parkplatz davor und standen morgens schon vor dem Ticketschalter, als dieser öffnete. Nach einer intensiven Besichtigung fuhren wir weiter und mussten auf den von Bodenwellen durchsetzten ungarischen Straßen aufpassen nicht seekrank zu werden; mehr als 50km/h mit voll beladenem Bulli wären ein Himmelsfahrtskommando gewesen. Deshalb wechselten wir auf die slowakische Donauseite, machten dort kurzerhand eine Fahrradtour an der Waag, einem der vielen Donauzuflüsse, und nutzen dabei die Gelegenheit, ein wenig im Fluss zu baden.
Abends gelangten wir in die Stadt Esztergom, die mit der größten Kirche Ungarns aufwartet und in der wir uns beim Public Viewing unters Volk mischten, um dem 2:0 Sieg der Ungarn über den Erzrivalen Österreich beizuwohnen.
Esztergom
Am Mittwochmorgen nahmen wir dann noch die Burg Visegrad auf unserem Weg nach Budapest mit, wo wir mittags angelangten und nach längerer Suche auf dem wunderschönen, mitten im Grünen liegenden Campingplatz Ave Natura einfuhren, dessen Besitzerin Marta uns mit eiskaltem Eistee empfing.

Visegrad
Den Rest des Tages nutzten wir zur Erholung und zur Planung der nächsten Tage.
Vorgestern haben wir uns dann mit unseren Rollern (also den Dingern, bei denen man keinen Motor hat) auf den Weg in die Stadt gemacht. Zunächst stand der Burgberg auf dem Programm, danach ging es bergab in die Innenstadt mit einem kleinen Abstecher zum Semmelweis-Museum für Medizingeschichte, das wir als Mediziner nicht auslassen durften.


Leider wurden unsere Roller danach vor der Markthalle geklaut, fast ärgerlicher war allerdings der Verlust des Schlosses. Wir trösteten uns damit, dass der Verlust unserer Räder uns weit härter getroffen hätte und wanderten nun den Rest der Tour.

Es war einmal (m)ein Roller...
Abends gelang es uns den staatlichen ungarischen Fernsehsender zu streamen und das 0:0
zwischen Deutschland und Polen zu schauen.
Gestern haben wir den Vormittag sehr ruhig angehen lassen und sind erst gegen 14Uhr ins Stadtzentrum aufgebrochen.

Budapest Matthiaskirche
Budapest Parlament
Unser Ziel waren der Stadtpark und noch einmal die Innenstadt, bevor wir auf den Gellerthügel stiegen, von dem man einen wunderbaren Panoramablick genießen kann.
Wir warteten bis die Nacht sich über die Stadt legte, da Budapest angestrahlt sicher noch schöner ist als bei Tage. Immer wieder mussten wir das aufgebaute Stativ gegen Busladungen von Touristen verteidigen, die allerdings stets so schnell wieder verschwanden wie sie gekommen waren.


Auf dem Heimweg hielten wir noch einige Male für Fotos an und kamen gegen 1 Uhr nachts zurück auf den Campingplatz.


Heute werden wir dann schweren Herzens aus unserem Idyll aufbrechen und vermutlich noch bis zum Plattensee fahren. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen