Montag, 11. Juli 2016

Von Bienenstockstirnbrettern und Grottenolmen

Etwas wirklich Besonderes war das Schwimmbad nicht, aber eine willkommene Erfrischung war es dann doch.
Nachdem wir tags darauf eine Runde Frühschwimmen hinter uns hatten, schlenderten wir in den Ort Radovljica, in dem uns vor allem das Bienenmuseum interessierte, das neben grundlegenden Informationen zur Imkerei und dem Leben der Bienen wohl die beste Sammlung an Bienenstockstirnbrettern beherbergt. Bienenstock…was?
Die Imkerei hat seit dem Mittelalter einen sehr hohen Stellenwert in der slowenischen Landwirtschaft und auch Kultur eingenommen. Damit die Bienenstöcke unterscheidbar blieben- für Mensch und Biene gleichermaßen wichtig- aber sicher auch aus ästhetischen, religiösen und teils abergläubischen Gründen, wurden die Bretter über dem Flugloch, durch das die Bienen in ihren Stock zurückkehren, kunstvoll bemalt. Hier ein Beispiel:


Mit einem kleinen Abstecher nach Brezje, der meistbesuchten Wallfahrtskirche des Landes, ging es weiter nach Kranj. Mit knapp 40.000 Einwohnern ist Kranj ein bedeutendes Wirtschaftszentrum und zugleich viertgrößte Stadt Sloweniens. Dennoch gibt es eine liebliche Altstadt zu erkunden.


Eine halbe Stunde später kamen wir schon in Skofia Loka an:


Hier fanden wir das bisher beste Eis unserer Tour und konnten an der alten Burg Turmfalken bei ihrem Versuch die Festung zu stürmen, fotografieren.


Abends fuhren wir dann noch bis Ljubljana weiter und nutzten einen P+R- Platz mit Camper-Areal zum Übernachten.
Da das Parkticket auch Bustickets beinhaltete, nutzten wir morgens die gute Anbindung, um in die Innenstadt zu gelangen. Man könnte fast den Eindruck bekommen, P+R sei in und für Ljubljana erfunden worden. An fast jeder großen, in die Stadt führenden Straße ist ein riesiger, billiger und gut ans Busnetz angebundener Parkplatz zu finden. Aber in der Innenstadt ist das Auto auch fehl am Platz, eine riesige Fußgängerzone umfasst nahezu den kompletten historischen Kern, was zu einer extrem entspannten Atmosphäre führt.

Franziskanerkirche
Diese wird durch gemütliche Cafés entlang der Ljubljanica komplettiert.
Zudem ist Ljubljana eine unglaublich junge Stadt, was bei ca. 65.000 Studenten in einer nicht einmal 300.000 Einwohner zählenden Stadt kaum verwundert.
Im Nationalmuseum wird das älteste bekannte Musikinstrument der Welt, eine ca.60.000 Jahre alte Neandertaler-Flöte aus dem Oberschenkelknochen eines jungen Höhlenbären, aufbewahrt:


Wir blieben bis abends in der Stadt


und schauten dort auch das Halbfinale Deutschland-Frankreich, aber die Mission „Jubel in Ljubljana“ war leider nicht erfolgreich.
Nach dem Aufstehen fuhren wir in die 7.000 Seelenstadt Idrija, um dort eine Führung durch den Antoniusstollen zu machen. Bis zu ihrer endgültigen Schließung vor ca. 20 Jahren war hier die zweitgrößte Quecksilbermine der Welt in Betrieb. Aufgrund seiner gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen wird Quecksilber heutzutage durch andere Stoffe ersetzt und hat erheblich an Wert eingebüßt. Einzig für die Herstellung von Munition wird es noch abgebaut, allerdings hauptsächlich in Russland, China und Indien und in kleinen Mengen soll es auch noch in potenzierter Form in einigen homöopathischen Globuli namens Mercurius solubilis zu finden sein. Dann wäre da ja immerhin irgendetwas drin und es müsste dann ja auch bei Quecksilbervergiftung helfen…
Unser Erinnerungsfoto haben wir nicht selbst geschossen, daher ist es etwas verwackelt:


Danach fuhren wir weiter zum größten Touristenmagneten Sloweniens: Den Höhlen von Postojna.
Postojna selbst ist eine hässliche Stadt, die hauptsächlich aus gebührenpflichtigen Parkplätzen besteht. Vor der Höhle erstreckt sich eine unglaublich fürchterliche und überhaupt nicht enden wollende Souvenirshop-Restaurant-Touristenabzock-Meile, die man am besten mit Scheuklappen durchquert, um bleibende Schäden zu vermeiden. Mittendrin muss man dann allerdings seine Tickets kaufen und sich noch von der Kassiererin anblöken lassen, weil auf dem Studentenausweis kein Geburtsdatum steht. Na, immerhin hat sie uns beiden das erschwindelte Alter von 24 Jahren abgenommen. Daher kosteten unsere Tickets je nur 23,20€ anstatt 29,40€. Was für ein Schnäppchen!
Die Führungen beginnen zu jeder vollen Stunde und die schier endlosen Touristenschlangen drängen sich vor den jeweiligen Landesflaggen, die die Sprache der Führung verraten, nur die slowenische Flagge weht einsam und verlassen vor sich hin…
Und dann öffneten sich die Tore, ein letztes Mal wurde darauf hingewiesen, dass in der Höhle konstante 10°C (plus wohlgemerkt) herrschen und es deshalb ratsam und doch auch sehr preiswert sei, sich für die Dauer der Führung für 3,50€ einen Mantel zu leihen, den man andernorts wohl auch zu eben jenem Preis erwerben kann.
Nachdem dann die halbe Reisegruppe in Mäntel gehüllt war, begann die Höhlenbesichtigung.
Zunächst nahmen wir albern in einer albernen Mini-Eisenbahn Platz


und ließen uns die ersten 2km bis ins Innere der Höhle kutschieren. Das hatte seine Berechtigung, schließlich folgten nun 1,5km Fußmarsch, für die man gerade einmal 1 1/2 Stunden Zeit hatte. Die Besucherzahlen von 500.000-700.000 /pro Jahr würde man mit einem über 5km langen Fußweg wohl nicht halten können.
Aber genug gelästert, denn was dann folgt, lässt sich schwer in Worte fassen oder eindrucksvoll fotografieren (das ist, anders als in den meisten anderen Höhlen, erlaubt- allerdings ohne Blitz und Stativ). Man befindet sich plötzlich in einer völlig anderen, surrealen Welt.


Alleine die immensen Dimensionen der einzelnen Säle verschlagen einem die Sprache. Allerdings bekommt man auf 1,5km auch kaum die Gelegenheit zu verschnaufen, kaum mal eine Stelle, die nicht spektakuläre Blicke oder neue Facetten bietet.


Das Farbspektrum der Stalagmiten und Stalaktiten reicht von weiß über gelb und rot zu blau.


Im nächsten Abschnitt hängen die Stalaktiten wie Spaghetti von der Decke, dann überquert man eine von russischen Kriegsgefangenen errichtete Brücke über eine Schlucht.


Die am häufigsten für Postkarten ausgeschlachtete Formation ist wohl folgende:


Am Ende der Führung erreicht man ein Aquarium, in dem Grottenolme gehalten werden. Diese Tiere sind wahrlich etwas ganz Besonderes. Sie sind dauerhaft in Larvenform lebende Schwanzlurche, die natürlicherweise nur in einigen unterirdischen Höhlensystemen im westlichen Balkan vorkommen. Sie werden ca. 20-30cm lang und haben sich an das Höhlenleben in absoluter Finsternis perfekt angepasst:
Sie sind komplett blind (dafür sind alle anderen Sinne verstärkt, Licht nehmen sie mittels spezieller Sensoren wahr) ihnen fehlt jegliche Hautpigmentierung und sie können bis zu 7 Jahre ohne Nahrung auskommen. Dadurch erreichen sie eine extrem hohe Lebenserwartung, manche Forscher schätzen sie auf bis zu 100 Jahre. Da sie sehr lichtempfindlich sind und das Dämmerlicht, in dem man sie betrachtet, eigentlich schon zu viel für sie ist, konnten wir nur ohne Blitz fotografieren:


Nachdem sich unsere Augen wieder an das Tageslicht gewöhnt hatten und wir noch einen kurzen Abstecher zur Burg Predjama gemacht hatten, fuhren wir ein letztes Mal nach Italien, um in Muggia an der Küste zu übernachten.

Burg Predjama
Der folgende Ruhetag war uns dann nach einigen Stunden doch zu ruhig und wir fuhren noch nach Triest.
Auf dem, an der Küste entlangführenden, Weg zum etwas außerhalb liegenden Schloss Miramare 


bekamen wir einen ersten Eindruck davon, wie überfüllt die (Beton!!!)-Strände in dieser Gegend sind. Ein Anblick, den wir in den nächsten Wochen wohl des öfteren erleben werden.

Nun haben wir einen Stellplatz in Koper (wieder Slowenien) gefunden, der uns die Möglichkeit gibt, von hier aus die umliegenden Orte zu besichtigen, schwimmen zu gehen und Rad zu fahren. Hier werden wir es einige Tage aushalten.

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